ED MOTTA, 09.11.2018, Bix, Stuttgart

Ed Motta

Foto: Steffen Schmid

Wie bin ich eigentlich nochmal heute Abend hier gelandet? Ed Motta ist mir ja bisher noch nicht durch seine eigene Musik bekannt, sondern vor allem als hervorragender Autor von Compilations. Da wäre z.B. das letzte Album aus der eh schon sehr guten “Too Slow To Disco” Reihe. Da hat der Gute mit seiner “Brasil Edition” mal kurz mein persönliches Highlight innerhalb dieser AOR-Softrock-Blue-Eyed-Soul Juwelensammlung zusammengestellt. Aber wie ist er denn live und was macht er da so? Deswegen also habe ich mich mal wieder bewusst uninformiert und neugierig für einen Konzertbesuch entschieden. So bin ich hier gelandet.

Eigentlich noch konzertgenussgesättigt vom hervorragenden Entertainment des Vortags mit L’Imperatrice und Tahiti 80, muss die persönliche Unterhaltungslust erst noch wieder wachgerüttelt werden. Aber dieser Standby ist binnen Sekunden nach Konzertbeginn schon Geschichte. Und das passiert weder durch Bühnenaction, besondere Lautstärke oder schnelle Beats. Nee, pure musikalische Brillanz erledigt den Job.

Ed Motta

Foto: Steffen Schmid

Sofort verführt durch den perfekten Sound und warme Fender-Rhodes Harmonien, erliegt man dem Charme von Ed Mottas Stimme. Nicht nur ist sein Timbre von ausgewiesenem Wohlklang, auch seine Phrasierungen, Betonungen, verschiedene Techniken ziehen einen in den Bann. Seine Band bestehend aus deutschem Keyboarder, finnischem Gitarristen, französischem Bassisten und holländischem Schlagzeuger (zumindest aus Amsterdam) spielen die höchst anspruchsvolle Musik in einer Lockerheit, dass man wie gebannt ist.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie Ed Motta und Band es schaffen diesen Jazz-Soul-Funk-AOR Hybrid so zu präsentieren, dass man das Gefühl hat einem extrem lässigen Popkonzert beizuwohnen. Die Musik groovt extrem entspannt einen halben Meter über den Boden, und ich muss bei aller musikalischen Brillanz feststellen, dass trotz aller sperrigen Steely-Danismen die Songs faszinierend schnell sich im Kopf festnisten. Und wann bitteschön war das letzte Mal, dass mich Gitarrensoli so gefesselt haben wie heute Abend, und ich mich auf das Nächste schon vorfreue?

Ed Motta

Foto: Steffen Schmid

Ed Motta ist im Übrigen ein sehr entspannter Entertainer in seinen Ansagen, und nimmt gerne mal typische Konzertklischees von Bühne-zu-Publikum Interaktionen hops. Ebenfalls amüsant seine Feststellung, dass Robert Wagner zu “Hart aber herzlich” und Tom Selleck zu “Magnum” Zeiten die ultimativen Hipster waren. Das nachfolgende “Playthings Of Luv” klingt dann auch nicht zufällig wie ein imaginärer Titelsong einer solchen Serie aus der Zeit. Mein persönliches Highlight in einem durchgängigen Konzerthighlight.

Die meisten Songs des heutigen Abends, im übrigens ausverkauften Bix, stammen aus dem neuen Album “Criterion Of The Senses” und dem älteren “AOR”. Und nach und nach formt sich dann auch das Bild, dass Ed Motta wahrscheinlich auch gerne von sich hat, was es mit ihm und seiner Musik auf sich hat. Und zwar das eines Musiknerds, der es schafft aus seiner Sammlung von 30.000 Platten und seiner Liebe zur Musik das herauszudestillieren, was ihm gefällt und essentiell ist, und es in eigene Musik umzusetzen, die klingt als sei sie irgendwann in den späten 70ern und frühen 80er erschaffen worden. Zudem hat er wohl generell ein Faible für die Zeit damals, und erklärt vorab zu einem Song, dass dieser zur einen Hälfte von Science Fiction Autor Kurt Vonnegut, zur anderen Hälfte von “Raumpatrouille Orion” inspiriert sei.

Ed Motta

Foto: Steffen Schmid

Im Internet stand mal lustig und richtig “Nostalgie ist die Sehnsucht nach einer Zeit, in der man auch schon nichts zu lachen hatte”, aber der Soundtrack dazu war vielleicht doch ganz geil. Folgerichtig ist der Rausschmeißer nach einem begeisternden Konzert die Titelmusik von “Magnum”. Und so steigen nach dem Konzert der Fotograf und ich auch in unseren Ferrari 308 GTS, um am Waikiki Beach dieses Ereignis noch etwas nachklingen zu lassen.

Ed Motta

Foto: Steffen Schmid

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