THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2018, Manufaktur, Schorndorf

THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2019, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Steffen Schmid

Ganz schön mutig, ein Konzert exakt auf ein WM-Halbfinale zu datieren. Zudem mit einer Band, die jetzt nicht unbedingt einem großen Zuhörerkreis bekannt sein dürfte. Nun denn, der Veranstalter-Mut wird belohnt: der WM-Verlauf sorgt für ein eher semi-interessantes Halbfinale und ein beachtlicher Haufen von Musikliebhabern, die entweder schon beim letzten Konzert von The Mystery Lights waren oder Gutes darüber gehört haben, sorgen dann doch für eine anständig gefüllte Manufaktur.

THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2019, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Steffen Schmid

Fünf vor neun betritt die fünfköpfige Band um Frontmann Mike Brandon die Bühne und startet mit einer furiosen Rocknummer die Zeitreise in die 1960er. Die Illusion ist perfekt, Sound und Klamotten sind konsequent retro, auch bei der Farfisa-Orgel und der Vox Phantom Gitarre wird auf zeitgemäße Instrumentierung geachtet. Sündhaft teure Vintage-Röhren-Verstärker sind auf den ersten Blick aber nicht zu erkennen. Mike Brandon mit seinen exaltierten Tanzbewegungen und seiner quäkenden-kratzigen Rockstimme macht dabei gut Dreiviertel der Retro-Show aus.

THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2019, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Steffen Schmid

Bis auf die geradezu waghalsigen Sprungeinlagen des Sängers ist der Auftritt erstaunlich schnörkellos. Und genau daraus bezieht er seinen Reiz. Ein Titel geht in den nächsten über, Publikumsansprachen werden auf das notwendigste reduziert. Ein markantes Element sind die Tempowechsel in den Songs, mal wird überraschend das Tempo verdoppelt oder halbiert, mal wird es kontinuierlich beschleunigt oder reduziert. Für die immer größer werdende Zahl der vor der Bühnen Tanzenden eine gewisse Herausforderung, für die Dramaturgie des Abends aber überaus reizvoll. Die psychedelisch geprägten Downtempo-Titel sind eher in der Minderheit, meist werden garage-mäßige Titel rausgehauen, die auch durchaus frühe Punkelemente erkennen lassen.

THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2019, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Steffen Schmid

Während der Organist eher unaufgeregt die Melodien mit seinen Läufen unterfüttert, ackert die Rhythmusgruppe bis zur Erschöpfung. Der Bassist haut mit derart ungeheurem Tempo seine 16-tel (oder gar 32-tel?) raus, dass man glatt glauben könnte, er werde nach Noten bezahlt. Und der zweite Gitarrist hat immer wieder einen neuen Effekt auf Lager, der dem Sound manchmal eine etwas schräge Note gibt. Nach gut fünfzig Minuten ist der Spaß vorbei. Eine Zugabe wird noch draufgelegt und keiner im Publikum dürfte den Ausflug in die Manufaktur bereut haben. Besucher des letztjährigen Gigs sind jedenfalls hell begeistert, wie sich die ohnehin schon damals beachtlichen Livequalitäten der fünf New Yorker nochmal enorm gesteigert haben. Und eines ist klar: die Sechziger haben sicher nie so gut geklungen wie hier und heute bei The Mystery Lights.

THE MYSTERY LIGHTS, 11.07.2019, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Steffen Schmid

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