JAKOB OGAWA, CEBRA, 14.12.2017, Merlin, Stuttgart
Ob lange Winter, das Sonnenlicht für ein paar Monate ausgeknipst, viel Schnee in den Straßen, was das Tempo gemütlicher werden lässt, die musikalische Grundlage für sommerliche Synthie und Tropical Beats bilden? Diese nicht belegte, völlig aus dem Hohlkreuz aufgestellte These, geht mir durch den Kopf bei den Klängen des jungen Norwegers Jakob Ogawa. Denn zu Bands, die ich aus Norwegen kenne, wie Casio Kids, Kakkmaddafakka, Young Dreams und Erlend Øye könnte dies passen.
Der Act des heutigen Abends im Stuttgarter Merlin, Jakob Ogawa könnte in diese Aufzählung gleich mit aufgenommen werden. 20 Jahre ist der Norweger alt und wirkt sehr reif und überlegt, sein Style eher unaufgeregt mit Topffrisur und breiter Hochwasser-Jeans, die Gitarre hochgeschnallt. Live gefällt mir das Dargebotene schon deutlich besser als auf der EP Bedroom Tapes. Noch facettenreicher entfalten sich die liebevollen Arrangements.
Für die kleinen Nuancierungen sorgen die restlichen Bandmitglieder an Synthie, Gitarre, Bass und Drums, um den träumerischen Beats mehr Drive zu geben. Beim Anblick der Band muss ich schon schmunzeln, sie wirken ein bisschen als hätten sich die Jungs aus dem Physik LK und der Technik AK entschlossen Musik zu machen. Der stellenweise elfenhafte Falsettgesang von Jakob Ogawa kann sich ganz weich auf die tragenden Melodien fallen lassen und weiter davon schweben.
Fast könnte man meinen, der Die Nerven Drummer Kevin Kuhn würde auch noch in dieser Band spielen. Der Drummer von Jakob Ogawa könnte als sein jüngeres schwedisches Double durchgehen.
Im nächsten Jahr wird Jakob Ogawa wieder nach Stuttgart kommen, erzählt er. Gerne auch wieder mit Cebra (sage ich). Die fünfköpfige Band aus Stuttgart, die im Vorprogramm gespielt hat, hat sich als Entdeckung des Abends herausgestellt. Verträumte schwebende psychedelic Sounds weichen einem zurückgelehnten treibenden Gemisch aus Funk und Lo-Fi. Jetzt aber genug geträumt für heute.
Jakob Ogawa
Cebra