RETURN TO ROOTS, 27.11.2017, LKA, Stuttgart

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

RETURN TO ROOTS sind eine Sepultura-Cover-Band, genauer, des 1996er Sepultura-Albums „Roots“. Die Band (RETURN TO ROOTS) besteht u.a. aus den zwei Sepultura-Gründungsmitgliedern, Max und Iggor Cavalera. Letzterer firmierte früher mit einem „g“ weniger, aber aus abergläubischen Kabbalah-Gründen hat er sich neuerdings ein Weiteres gegönnt. Der Merch sieht dem vom Sepultura zum verwechseln ähnlich, Indianer-Motive aus der 1996er Ära, sowie der ganz alte Sepultura-Schriftzug, ist auf Leibchen zu kaufen. Nur bei genauerem Hinsehen erkennt man das Wort „Cavalera“, das aussehen soll wie das Original. Ein bisschen schmunzeln darf man da schon, wenn man bedenkt, dass die Band, um die es heute geht, immer noch existiert. An gleicher Stelle wird diese am 09.03.2018 sogar zu sehen sein. Die Cavalera-Brüder haben die Band nacheinander freiwillig verlassen wie man nachlesen kann, aber das Kapitel scheint für die beiden noch nicht geschlossen.

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

Anfang der 1990er Jahre, zur Veröffentlichung von „Arise“ (1991) waren Sepultura meine absoluten Favoriten, die erste große Liebe in der Musik würde ich sagen. Gerade frisch Thrash-Metal für mich entdeckt gab es unendlich viele gute Bands auszuchecken, sehr viele Klassiker des Genres sind in dieser Zeit auf den Markt gekommen, z.B. Slayer „Season In The Abyss“ oder Kreator „Coma Of Souls“, um nur zwei nennen, aber nichts und niemand hat mich begeistert wie Sepultura. Jede Folge von Headbangers Ball wurde aufgezeichnet, in der Hoffnung es gebe mal wieder ein neues Video, Interview oder Konzert der Brasilianer zu sehen. Berichte aus Zeitschriften wurden ausgeschnitten und abgeheftet. Selbst in der BRAVO wurde gar nicht so selten über die Band berichtet. Nicht die gleiche Dimension, aber einen abgeschwächten Nirvana-Vergleich kann man ziehen, denn im Leitmedium MTV wurden Sepultura-Videos nicht nur zu später Stunde bei Headbangers Ball gezeigt, sie spielten bei Rock in Rio, waren also insgesamt ziemlich groß und erfolgreich. Und das obwohl sie im gleichen Studio, mit dem gleichen Produzenten, mit dem gleichen Cover-Künstler arbeiteten, wie zig andere Death-Metal-Bands, ein Genre, in dem sie kurz davor noch unterwegs waren.

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

Die beiden Cavaleras habe ich zuletzt gemeinsam auf der Bühne stehen sehen am 10.11.1993 – meinem 16. Geburtstag im Kongresszentrum in Stuttgart. Braucht kaum erwähnt zu werden, dass das so ziemlich das Größte für mich war. Lieblings-Band an diesem Geburtstag…Kurz davor wurde der ebenfalls starke Arise-Nachfolger „Chaos A.D.“ veröffentlicht. Max Cavalera habe ich ein paar Mal mit seiner späteren Band Soulfly  gesehen, Iggor überraschend im Rocker 33 als Soulwax-Support „Mix Hell“ mit Electro-Sound.
Schon bald 10 Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut, wie ich jemanden im Rocker sagen hörte „das ist ja echt der Sepultura-Drummer.“ Im gähnend leeren Raum legte tatsächlich Igor Cavalera Platten auf – werde ich wahrscheinlich nie vergessen. Erkannt habe ich ihn nur an den Tattoos die ich als Teenager sehr bewunderte. Heute hätte er sie wahrscheinlich gerne los. Mit Soulwax ist er immer noch fest verbandelt. Auf dem neuen Album „From DeeWee“ welches ich sehr, sehr gut finde, ist er als Drummer dabei. Macht insgesamt einen gewinnenderen Eindruck als sein Bruder Max. Dazu scheint sich Max von einer Abmelk-Aktion früherer Erfolge zur nächsten zu hangeln. Derzeit wird auch das kurzlebige Projekt „Nailbomb“ wiederbelebt, OHNE den kongenialen Mitstreiter Alex Newport (Fudge Tunnel) – sowas ist doch unanständig. Im direkten Bruder-Vergleich bleibt der Max zweiter Sieger.

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

Die Setlist ist heute problemlos wiederzugeben – das letzte Sepultura-Album (Roots) auf dem die Brüder gemeinsam zu hören sind wird von vorne bis hinten gespielt. Heißt, dass das erste Stück „Roots Bloody Roots“ ist – DER große Hit – viel zu früh, denke ich, außerdem Sound noch nicht ganz eingependelt, der Funke springt noch nicht so richtig über. Schade, in der fortgeschrittenen Show wäre dieses wirklich krasse Abgeh-Stück sicher geeignet, um das LKA kochen zu lassen.

„Attitude“ dann schon besser. Intro mit traditionellem Indianer-Instrument, schätze ich zumindest mal. „Roots“ hat ja das Thema brasilianische Ureinwohner noch mehr aufgenommen, als schon „Chaos A.D.“, wo auch schon ein Stück mit Indianern zu finden war. Geht auf jeden Fall schon besser, die vorderen Reihen setzen sich schon langsam in Bewegung, im angenehm vollen LKA.

Bei „Cut Throat“ wird es dann noch besser, groovt sich ein das Ganze, kurze heftige Nummer. Fühlt sich schon verdammt stark nach einem echten Sepultura-Konzert an.

„Ratamahatta“ – ein weiterer, von mir schon fast vergessener echter Hit des Albums. Da gab es doch ein ganz gutes Video fällt mir ein – hier. Wurde im Duett mit einer brasilianischen Musik-Größe aufgenommen – näheres ist leider verblasst. Gefällt mir jedenfalls sehr – auf Portugiesisch gesungen, bravo!

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

Weitere Highlights – „Lookaway“ im Origianl mit Mike Patton und scratchen – ich hatte echt vergessen wie vielseitig das Album ist. Echt eine coole Nummer. Max imitiert Pattons Sprechgesang sogar ganz anständig.

Weiterer Überraschungs-Hit – „Born Stubborn“, ich würde sogar sagen beste Darbietung im Set, ein Hammer Stück, böse, groovy, hat alles.

„Itsáry“ nur Drummer Iggor mit Halbplayback, mit Indianer-Chants, voll gut.

Gegen Ende kommt noch ein Stück mit ziemlich gutem Tribal-Drumming der beiden Brüder, Max unterstützt den Bruder mit einer einzelnen Trommel, die beiden bekommen einen krassen Beat zusammen, hat was von Carneval (in Rio) in cool.
Max bekommt auch noch sein immer wieder gefordertes „Todes-Pit“ hin, was Anfangs vom Publikum ziemlich ignoniert wurde.

Zugaben sind nochmals „Roots Bloody Roots“, in einer schnellen Version, zu schnell für das Stück, gefolgt von „Ace Of Spades“. Ich muss an das Motörhead-Konzert an gleicher Stelle vor langer Zeit denken, wo ich im Suff den gleichen Text wie jetzt mitgrölte.

Max & Iggor Cavalera

Foto: Steffen Schmid

2 Gedanken zu „RETURN TO ROOTS, 27.11.2017, LKA, Stuttgart

  • 30. November 2017 um 00:42 Uhr
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    Bei „Attitude“ kam ein „Berimbau“ zum Einsatz.

  • 1. Dezember 2017 um 21:48 Uhr
    Permalink

    Ich fand’s erstaunlich gut….der gig hatte mächtig Energie…..für mich steht chaos a.d. noch über dem roots Album….roots fand ich lange Zeit ziemlich durchwachsen…natürlich hat das Album ein paar richtige brecher zu bieten….am Stück durchgehört habe ich das Album jedoch sicher fünfzehn Jahre nicht mehr….ein paar weitere Klassiker hätte ich mega gefunden aber man kann nicht alles haben….durch den gig habe ich jetzt einen völlig neuen Zugang zu roots….ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind und iwi ist auch ein jugendtraum wahr geworden……sepultura konnten mich 2014 an gleicher Stelle weiß gott nicht überzeugen, trotz ganz guter setlist….würde mich sehr freuen wenn die cavalera’s auch weiterhin mit altem Stoff auf tour gehen…..ach ja….overkill hat auch alles weggefetzt….was für eine band……

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