SLIME, THE SAVANTS, 24.11.2017, JuHa Hallschlag, Stuttgart
„Silme, ach die gibt es noch“ oder „hab ich auch schon mal gesehen, so vor 25 Jahren“ waren die Reaktionen, wenn ich erzählte, dass ich zum Slime-Konzert gehe. Dass es Slime noch gibt, beweisen sie heute in vollem Ausmaß im ebenfalls sehr vollen Jugendhaus Hallschlag. Wer unter Fahrgästen in der U-Bahn zu den potentiellen Konzertgängern gehört, lässt sich an dem Erkennungsmerkmal „Wegbier“ gut eingrenzen.
Slime, gegründet in einer politisch aufgeheizten Zeit zwischen Anti-Atomprotesten, Hausbesetzerszene, Friedensmärschen gegen den NATO-Doppelbeschluss, waren/sind immer eine politische Band verbunden mit der autonomen Linken. Gegen wen sich der Protest richtet, lässt sich schnell zusammenfassen: gegen Staat, Justiz und Polizei.
Das Publikum heute Abend setzt sich zusammen aus einer treuen, teils mitgealterterten Fangemeide. Jeans-oder Lederkutten mit Nieten-Applikationen, liebevoll hochgestellte Iros oder Dreadlocks, alles ist vertreten. Falls das 30 Jahre alte Fanshirt nicht mehr passt oder der Slime-Schriftzug auf dem Hoodie zu verwaschen ist, am Merchandisingstand gibt es reichlich Auswahl sich neu einzudecken. EC-Kartenzahlung ist möglich.
The Savants, die Support-Band aus Tübingen heizt schon kräftig ein. Es dauert nicht lange und die erste größere Bierpfütze breitet sich auf dem Turnhallenboden des Saals aus.
Slime haben viel Energie und hauen dermaßen ein Punkbrett raus. Sänger Dirk Jora muss die Fans nicht bitten, doch näher an die Bühne zu kommen. Vor der Bühne entlädt sich ein Pogoinferno. „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“, „Unsere Lieder“, „Schweineherbst“ wird aus vollen Kehlen mitgesungen. Dass textsicher mitgesungen wird, stellenweise auch gegrölt, zieht sich das ganze Konzert über durch. Von irgendwoher gibt es immer wieder eine Gratis-Bierdusche. Auch wenn sich tropische Temperaturen ausgebreitet haben, erfrischend ist das nicht. Altersmilde sind Slime nicht geworden. Weiterhin greifen sie in ihren Lieder das aktuelle politische Geschehen aus: die AfD, Gentrifizierungsprobleme in „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ oder wie in dem Song „Geschichte des Andreas T“, der sich mit der Geschichte eines V-Manns in dem Skandal um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) auseinandersetzt.
Einige Slime-Fans haben die Punkriffs wohl umgehauen. Sie liegen schlafend im Vorraum. Der Kopf eines Fans wird von der Jugendhaus-Crew noch liebevoll auf ein Kissen gelegt. Was man alles bei einem Punkkonzert so erleben kann.
Setliste Slime
Sie wollen wieder
Unsere Lieder
Schweineherbst
Alle gegen Alle
Elbe
Die Stummen
Banalität
Alptraum
Störtebecker
Army
Schöne neue Welt
Andreas T.
Wir geben nicht nach
7. Kontinent
Zu kalt
Gewalt
Hier und Jetzt
Brandstifter
Sich fügen heißt lügen
Untergang
Ich war dabei
Deutschland
—
ACAB
Für alle Zeit
Linke Spießer
Religion
United
Hallo Sabine,
mir fehlt in deinem Konzertbericht deine eigene Meinung dazu. ich kann aus der Beschreibung, was du an dem Abend gesehen hast, nicht herauslesen, ob dir das Konzert gefallen hat.
Gruß
Roland
Rückblickend ein eher durchschnittliches Konzert.
Einerseits eine super (oldschool) Atmosphäre mit Pogo, Bierduschen und laut singendem Mob.
Stimmungskiller allerdings die Setlist, die trotz der vielen Klassiker aus der Vergangenheit fast das komplette neue Album(!) beinhaltete. Dazu leider auch ein eher mieser Sound.
Insegsamt jedoch schön diese Kultruppe in diesem Rahmen (Juze!) nochmal erlebt haben zu dürfen.