PSYCH IN BLOOM FESTIVAL, Tag 1, 06.10.2017, Komma, Esslingen
Herbstblätter tänzeln verlassen in der Dunkelheit der Esslinger Altstadt, der Konzertherbst beginnt. Hell leuchtet in orangefarbenen Lettern der Schriftzug „Psych in Bloom“ auf dem Weg zum Komma und lockt hinein in die gute psychedelische Stube zum Psych in Bloom Festival Tag 1. Der Name des Festivals verrät, welche musikalische Gang- und Taktart heute zu hören sein wird. Die Gänge sind ausgeschmückt mit gelb-schwarzen Tapeten. Jede Band hat ein eigens für das Festival entworfenes Poster.
Vier Bands stehen für heute auf dem Programm, aus dem jede aus ihrer Wundertüte des Pyschedelic/ Krautrock auspackt. Wermutstropfen des Abends, für Tristan Reverb bin ich zu spät, für Space Invaders zu früh weg und Camera nicht mitbekommen, wegen des Tausches mit Space Invaders, dafür höre ich Wight in voller Länge.
Tristan Rêverb hatte ich zuletzt bei ihrem Release des Albums „Senseless Presence“ in der Palermo Galerie letzten Sommer gehört und war schon gespannt, die Band nach gut einem Jahr wieder zu hören. Von sechsfacher Besetzung hat sich die Band auf ein Quartett formatiert. Erst später habe ich den Facebookeintrag gelesen: „Wir haben uns zerteilt und neu erfunden, experimentiert und doch stets das Gefühl von Tristan Rêverb weitergetragen“.
Der Saal des Kommas ist locker gefüllt, angereichert wird die Atmosphäre durch Visuals, die im Bühnen-Hintergrund laufen. Wer noch intensiver in die Visuals eintauchen möchte, hat mit den ausgeteilten 3D Brillen die Möglichkeit dazu. Tief eintauchen lässt es sich auch in den schwebenden Sound. Das Spiel von Gitarre und Bass kann sich weich betten auf dem flächigen Synthesizer Sound. Alles ist im harmonisch schwebenden Ambientsound. Geographische Grenzen werden bei Tristan Reverb aufgelöst, die Augen kurz geschlossen, erinnert es auch an die Musik aktueller junger Psychedelic-Bands aus Kalifornien. Dabei ist ihre Heimat Schorndorf grad ums Eck. Dem Publikum gefällt es. Ich hätte auch gerne mehr gehört. Sänger Tristan Hall kommt zurück auf die Bühne und tröstet das Publikum, dass es momentan nicht mehr Songs zu spielen gibt. Zuversichtlich würde ich sagen, die Band wird ihren Weg wieder gehen und finden. Wenn es Live wieder soweit ist, lasst es uns wissen!
Stets wichtig beim Musikspiel: langes wallendes Haar zu haben und das möglichst viel hin- und her wedeln. Das beherrschen Bassist Peter-Philipp Schierhorn und Sänger und Gitarrist René Hofmann der Band Wight, der zweiten Band des Abends. Mit großer Spielfreude der Musiker sitzen die Gesten und Posen. Dazu noch das gold anmutende Bühnenlicht und die Sache ist perfekt. Als Fusion Band mit Referenzen zu „Wheater Report“ und „Herbie Hancock“ sehen sich Wight, lässt Sänger René Hoffmann uns wissen. Diese Referenzen schwingen beim Song „Kelele“ mit Stakkato und Tempowechsel gleich mal mit. Wo andere Songs aufhören, fangen die Songs bei Wight erst an und pendeln zwischen 8-10 min, da wirkt der „nur“ fünf Minuten gespielte Song wie im Schnelldurchlauf und reißt fast aus der Trance raus. Exklusiv gibt es von Wight auch Songs, die heute Premiere haben. Das Publikum wird gebeten sich auf Experimente einzulassen. Auch wenn (Jazz-)Fusion nicht zu meinen Genres zählt, die ich bevorzugt wähle, ist Live, wie bei so vielem, nochmal eine stärkere Darbietungskraft, den Melodie-und Harmoniebögen zu folgen. Das ganze Spiel wird aufgelockert, wenn Steffen Kirchpfennig das Spiel mit der Auswahl aus seinem Perkussion-Set vorantreibt. In der Umbaupause muss ich feststellen, die Jungs hinter der Bar sind stets auf Zack. Für gekühlten Getränkenachschub ist stets gesorgt, lauwarm gibt es hier nicht.
Weiter geht es mit Space Invaders sie haben ihren Programmplatz mit Camera getauscht. Gegründet haben sie sich als Jamband auf dem Burg Herzberg Festival. Heute stehen sie als Quintett auf der Bühne. Der Sound glockenklar begehrt das Spiel alles was Psychedelic Herzchen höher schlagen lässt. Viel Echo und Hall, verzerrte Gitarren, treibendes Schlagzeug und ein wabbender repetitiver Spacesound par exellance. Dann war es das für mich. Der Blick auf die Uhr zeigt, ich muss auf die Bahn. Bis zum Bahnhof Bad Cannstatt kann ich noch in den Klängen des Festivals schwelgen bis lautes Gegröle und Geschrei ertönt. Ach ja, es ist ja noch Wasen.
Space Invaders
Wight