WAXAHATCHEE, ALLISON CRUTCHFIELD AND THE FIZZ, 22.09.2017, Manufaktur, Schorndorf
Die Liebe ist ein großes Gefühl, besungen mit Pathos im Rausch der Verliebtheit oder als Ventil, wenn nur noch der Scherbenhaufen zurückbleibt.
„I was out of my body / Reciting lines of remorse / I was losing my mind“
singt Katie Crutchfield aka Waxahatchee mit geschlossenen die Augen auf der abgedunkelten Bühne der Manufaktur. Der Song „Recite Remorse“ als Opener breitet sich aus wie ein Nebel mit hypnotischer Wirkung.
Das vierte, im Juli erschienene Album „Out in the Storm“ sei das persönlichste Album der US-Amerikanerin, lese ich. Nach einer Trennung wurde aufgeräumt und das Bandgefüge umgestellt. Die Begeisterung für das Album besteht erst seit wenigen Stunden. Gut, dass Fotograf Schmoudi am Morgen noch eine Anstubser-Mail an die Gig-Blog-Autorenschaft geschrieben hat.
Drei Musikerinnen standen vorab schon auf der Bühne. Als Support spielte Katie Crutchfields Zwillingsschwester Allison Crutchfield And The Fizz. Beide teilen Bassistin und Drummerin. Nach den ruhigen Klängen rüttelt der Song „Silver“ wieder wach. Die Gitarren der Zwillingsschwestern und einer weiteren Leadgitarristin brettern in bestem 90s-Indie-Sound los. Stets kraftvoll nach vorne treibend das präzise Spiel von Drummerin Ashley Arnwine.
Die Dramaturgie des Sets ist perfekt gesetzt, ohne große Effekte zu scheuen. Ebenso wie das Outfit der Band: schwarze Herrenanzüge, weißes Hemd und Krawatte lassen Spielraum für Interpretationen mit oder ohne Genderaspekt. Einzig Katie trägt ein längeres Hemdkleid. Da der Saal recht locker gefüllt ist, wechsele ich den Standort. Neben dem Mischpult ist der Sound perfekt und die raue Stimme von Katie Crutchfield kommt gut zur Geltung. Zart ja, aber nicht zerbrechlich wirkt sie. Von der Pacific Fender Gitarre bis zur Akustikgitarre wird durchgewechselt. „Sparks Fly“ wirkt fast wie ein Protestsong in bester Joan Baez Manier. Besonders kraftvoll sind die Passagen, die die Zwillingsschwestern zweistimmig singen. Eher sind Geister in sie gefahren und singen aus ihnen heraus, die Augen stets dabei geschlossen, um dann wieder ganz da zu sein. Ganz unaufgeregt und natürlich wirkt die Damenriege rund um Waxahatchee. Morgens das Album entdeckt, Abends die Band gleich gesehen – welch eine perfekte Taktung!