FANFARE CIOCĂRLIA, 11.07.2017, Sommerfestival der Kulturen, Marktplatz, Stuttgart
Viel Bewegung und Rummel ist auf dem Festival der Kulturen, vor der Bühne sowie auf der Bühne. Dort wurschteln und werkeln Fanfare Ciocărlia. Ein paar Mal durchzählen braucht es, 12 Musiker sind der letzte Stand. Fanfare Ciocărlia ist die Balkan Brass Band par exellence. Längst sind sie weit über die Grenzen ihrer Heimat Rumänien bekannt und haben schon die großen Bühnen der Welt bespielt. Mit Goran Bregovic sicher einer der bekanntesten Acts vom Balkan. Vor ihrer internationalen Entdeckung haben sie, so heißt es, gemeinsam in ihrem kleinen entlegenen rumänischen Dorf auf Hochzeiten und Dorffesten gespielt, bis sie von einem Berliner Toningenieur entdeckt wurden. Balkan Brass verbinde ich eher mit einem Live-Erlebnis oder wahlweise auch der Musik aus Filmen von Emir Kusturica.
Die Fanfare-Herren sind einheitlich in schwarze Hemden gekleidet, einheitlich ist ihnen auch die beleibte Statur. Das Publikum wird herzlich begrüßt und gleich werden die Balkan Beats ihnen entgegen geblasen. Heute gibt es die Varianten schneller und am schnellsten. Selbst dem größten Bewegungsmuffel und Tanzverweigerer sollten diese Rhythmen die angerosteten Glieder durchschütteln. Der 7/8-Grundtakt lässt niemanden stehen. Für die Grundlage sorgen die vier Tubisten, die im Hintergrund agieren. Statur und Instrument harmonieren bestens. Die vier Trompeter und zwei Saxophonisten verzieren die Melodien. Es wird im Set variiert zwischen rein instrumentellen Stücken mit Trompeten- und Saxophonsoli oder mit Scat-Gesang. Die Gesangseinlagen verstehe ich nicht, vermutlich wird die erwiderte oder unerwiderte Liebe zur Dorfschönheit besungen und das tiefster Inbrunst. Für beste Stimmung sorgen auch die zwischenzeitigen Tanz- und Bewegungseinlagen mit Schuhplattler-Anleihen, der junge Perkussionist entlockt dem Publikum immer wieder ein Call-und-Response-Spiel.
Wie auch im letzten Jahr bin ich hier beim Festival der Kulturen wieder positiv überrascht, über das bunt gemischte Publikum, die gute und ausgelassene Stimmung: einfach zusammenkommen, gut Essen, sofort Tanzen, hier und da sich unterhalten, bisschen in der Gegend rumschauen und dem Nebensteher ein Lächeln schenken. Ist doch eigentlich nicht so schwer. Gut, manchmal wird etwas gedrängelt, wenn sich der Weg zum Getränkestand oder der Toiletten gebahnt werden muss. Die Zeit vergeht wie im Flug, Fanfare Ciocărlia läuten das Ende ein. So ganz glauben will man es ihnen nicht. Das James-Bond-Titelthema gibt es noch als Zugabe. Der weitere Zugabenteil wird vor der Bühne fortgesetzt. Eine große Menschentraube hat sich um die Band gebildet wird und schnell wird zusammengerückt. Der ein oder andere Musiker bahnt sich seinen Weg durchs Publikum, das Instrument spielend in der linken Hand, den (Gagen-)hut, bestens gefüllt mit Scheinen, in der anderen Hand. Ein Betrag, von der sicher so manche Kollekte träumen könnte.
Es hat sich positiv bewährt – „Music does bring people together – no matter what language” – ein gelungener Auftakt des Sommerfestivals der Kulturen!