THE MYSTERY LIGHTS, 16.02.2017, Manufaktur, Schorndorf
Aus welcher Zeitkapsel sind die denn entsprungen? Fünf Männer, die im Video „Follow Me Home“ aus Sonnenblumen singen, ein Kaleidoskop an Surfbeat-Rock-n-Roll- Psychedelic-Pop- und Rock-Klängen vereinen, haben gleich meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Kurze Vorabrecherche der Hardfacts, bei der Band ist noch alles taufrisch. Junge Bands zieht es weg aus New York City mit Ziel Sunshine State Kalifornien. The Mystery Lights halten es anti-zyklisch, haben Kalifornien verlassen und sind in New York City aufgeschlagen. Ihr Debütalbum mit dem gleichnamigen Titel „The Mystery Lights“ ist bei Wick Records erschienen, dem Sub-Label von Daptone Records. Für Kenner sicher nichts Neues, dass es sich dabei um „das“ führende Soullabel handelt.
Dass hier mit den Hufen gescharrt wird, zeigt auch der Plan der Europa-Tournee. Dieser ist straff durchgetaktet, seit Anfang Februar haben sie jeden Abend ohne Pausentag gespielt.
Da ist mal wieder ein Schnippchen gelungen, das erste jemals gespielte Deutschland-Konzert ist heute in der Manufaktur. Wir sind also bei einem historischen Moment dabei, um endlich die Herren zu sehen, die auf ihrer Facebookseite ihre Musik als “Secular garage rock for the boys & girls” beschreiben. Sehr erfreulich, Boys & Girls sind heute viele gekommen, der Saal der Manufaktur ist gut gefüllt.
Ursprünglich als Quintett, ist die Band auf ein Quartett geschrumpft und ohne Keyboarder auf Tour gegangen. Sänger und Gitarrist Mike Brandon hat schon Bekanntschaft mit Weizenbier gemacht, zu Beginn des Konzertes prostet er dem Publikum fröhlich zu. Die Gitarre umgeschnallt, springt und hüpft er mit seinen Stecknadelbeinchen in die Höhe, immer noch mit ausreichend Luft für den Gesang. Mit kreischendem Gesang zieht „Melt“ gleich an, die Geschwindigkeit des Punk trifft auf den Beat des Rock’n’Roll. Die Songs bahnen sich weiter ihre Wege durch verschlungene Pfade. Der Bassist Alex Q Amini ist die Ruhe selbst und hält seine Bewegungen minimal. „Whitout Me“ und „Candlelight“ haben mehr die Psychedelic-Note. Die halblangen Haare ins Gesicht hängend, liefert LA Solano auf der seiner Vox Phantom das Melodiengewand. Charismaboy Mike Brandon legt weiter vor, die Energie für weitere Luftsprünge ist weiterhin da. Die Energie schwappt über, vor der Bühne bildet sich eine tanzende Traube, von Song zu Song finden sich mehr Anhänger.
Bei dem Drummer wirkt es, als fehle es ihm noch etwas an Leichtigkeit. Sehr konzentriert hält er Blickkontakt zu den restlichen Bandmitgliedern. Wie sich nach dem Konzert bestätigt, ist der ursprüngliche Drummer ausgestiegen und hat sich der All-Girl Band „Bleached“ angeschlossen. “What Happen When You Turn The Devil Down” singt Mike Brandon flehentlich. Surf- und Psychelic Pop paaren sich und preschen noch mal ordentlich nach vorne. Bis dann irgendwann die Saite von Brandons Gitarre reißt und es „last Song“ heißt, wird nicht so einfach hingenommen. Die Beine stehen nicht still, es gibt noch satten Applaus. Ein junger verliebter Herr wird sehr glücklich gemacht, als die Off-Beat-Klänge von „Too Many Girls“ gespielt werden.
Glücklich sind hier heute Abend einige, die Band doch sicherlich auch, bei ihrem Premierenkonzert in Schorndorf. Am Merch wird noch kräftig eingekauft, und auf der frischen Ware geben die Bandmitglieder gleich noch ihre Unterschriften. Donnerstage sind wirklich schöne Konzerttage.