LAURENZ THEINERT + DJ GERO/LLOYD, 13.10.2016, Österreichischer Platz, Stuttgart
Manchmal muss es schnell gehen! Über die eigenen sozialen Kanäle, seien sie digital oder traditionell analog, kriegt man viel mit – manchmal zum Glück auch Infos über neue und interessante Konzepte, die in der Stadt ausprobiert werden. Aktuell ist der Österreichische Platz der Ort, an dem man öfters mal vorbeischauen sollte. Der Verein Stadtlücken hat dort einen „Souvenir-Kiosk“ aufgebaut, das ist jedoch nur ein Vorwand, um dort einfach mal zwei Wochen lang präsent zu sein und dabei den ganzen Fragen-Komplex „Wem gehört die Stadt?“ mit der Öffentlichkeit zu diskutieren. Damit das nicht in einer öden Podiumsdiskussion ausartet, werden diverse Veranstaltungen dazu organisiert. Am letzten Donnerstag z.B. mit Lichtkünstler Laurenz Theinert, musikalisch untermalt von DJ GERO/LLOYD.
Die Randbedingungen sind wahrlich nicht einladend. Beim Verlassen des Hauses sollte man zwar an eine dickere Jacke und Handschuhe aber bloß nicht daran denken, dass vor zehn Tagen noch Hochsommer war. Und der Ort ist auch nicht besonders einladend, wenn man denn überhaupt weiß, wohin man muss; ominös wird vom Österreichischen Platz gesprochen. Dass nicht nur ich meine Probleme mit der Kenntnis und der Verortung dieses Platzes habe, der seltsamerweise sogar eine eigene U-Bahn Haltestelle hat, ist in einem Video der Stadtisten zu sehen; kessel.tv hilft auch bei der Suche, hat aber auf ihrer Seite auch keine weiteren Tipps.
Genug davon – ich habe ihn gefunden und was wurde dort nun geboten? Auf einem sehr provisorisch zusammengestellten DJ-Pult standen neben zwei Plattenspieler noch eine etwas größere Heim-Stereoanlage, des weiteren waren mehrere Beamer unter der Paulinenbrücke verteilt. Zu „elektronischer Musik“ (sorry, dass ich das nicht etwas besser beschreiben kann, das ist halt nicht so meine Welt) von DJ GERO/LLOYD spielte Laurenz Theinert auf seiner Lichtorgel und erzeugte damit eine sehr faszinierende Atmosphäre an diesem Un-Ort.
Zu einem gut informierten Stammpublikum, das bereits schon kurz nach Acht da war, stießen immer wieder neue Leute hinzu, die einfach nur „auf dem Weg“ waren und mal schauen wollten, was da denn los ist. Viele blieben länger, schauten sich die aufgestellten Tafeln mit dem weiteren Programm und den gestellten Fragen an oder diskutierten gleich vor Ort und brachten neue Ideen und Impulse ein. Andere holten sich spontan Getränke und kamen dann wieder zurück. Irgendwann wurde die Musik scheinbar tanzbarer, einige aus dem Publikum tanzten, vielleicht lag es aber auch einfach an der Kälte.
Später tauchte noch einer der Stuttgarter Party-Hasen auf; der tanzte natürlich auch, obwohl ihm in seinem Kostüm eher nicht kalt ist. Nach gut zwei Stunden sind sowohl Musik als auch die Beamer aus, vermutlich so ein Genehmigungs-Ding. Auf der mehrspurigen Straße direkt über uns geht der Auto-Lärm munter weiter, hier unten muss ordentlich um Zehne Schluss sein, man könnte ja das leere Gerber, die umliegenden Parkplätze oder die Kirche stören – sonst ist hier nix. Dass man auch ja nicht auf die Idee kommt, diese Grenze zu überschreiten, fahren des öfteren Polizeistreifen vorbei, extra langsam. Aber auch ohne Musik bleiben die Leute noch, reden, schreiben weitere Punkte auf die aufgestellten Tafeln oder erstellen weitere Lichtkunst durch Jonglieren.
Am kommenden Sonntag ist dieses Experiment mitten in der Stadt dann leider wieder vorbei. Also fix prüfen, wann dort was angeboten wird und sich selbst ein Bild davon machen. Manchmal muss es schnell gehen!