M.A.K.U. SOUNDSYSTEM, 16.07.2016, Edenless Bar, Leinfelden
Weltmusik. Was für ein blöder Ausdruck ist das eigentlich? Die Restekiste für alles, was nicht in die klassischen euro-amerikanischen Musikschablonen passt? Das Universal-Genre für Musik, die mit seltsamen Instrumenten gespielt und in fremdartigen Sprachen gesungen wird? Oder die Schatzkiste für alle, die von ewig gleichen Rock- und Pop-Platitüden und Indie-Geschrammel gelangweilt sind? Kann man trefflich drüber streiten, über den Erfolg des Sommerfestivals der Kulturen, das sich komplett diesem Mega-Genre verschrieben hat, sicher nicht. Und wie wichtig dieses Festival ist, erkennt man daran, dass sich hier mit schöner Regelmäßigkeit die musikalischen Schwergewichte aus aller Welt einfinden. Wie in diesem Jahr das M.A.K.U. Soundsystem, der aktuelle Chart-Spitzenreiter der europäischen World Music Charts.
Moment. Die Bilder zeigen sicher nicht den Stuttgarter Marktplatz. Wie kommt es, dass eine so bekannte Band am Vorabend ihres Headliner-Gigs in einem privaten Vorgarten spielt? Die einfache Erklärung: es gibt gute, persönliche Beziehungen ihres Labels Glitterbeat nach Stuttgart. Und bevor man in einem unpersönlichen Hotel absteigt, nächtigt man lieber bei guten Freunden und versüßt sich den gemeinsamen Abend mit einer stimmungsvollen Party. Und die hat es in sich!
Denn was die Band um die Frontleute Juan Ospina (Bass, Gesang) und Liliana Conde (Gesang, Percussions) in den idyllischen Abend irgendwo auf den Fildern raushauen, ist wahrlich umwerfend. Eine wilde Mischung aus afrikanischen und südamerikanischen Rhythmen mit heftigem Percussion-Einsatz, einer fulminanten Bläsergruppe, einer shaft-mäßigen Wahwah-Gitarre und abgefahrenen Seventies-Synthiesounds spannt ein riesiges musikalische Spektrum auf.
Da gibt es psychedelische, trance-mäßige Dauerloops genauso wie treibende Cumbia-Rhythmen oder bigband-artige Bläser-Fanfaren. Gesungen wird spanisch, die Ansagen sind auf englisch. Die meisten Band-Mitglieder haben kolumbianische Wurzeln, beheimatet ist die Band in New York und sie erzählen Geschichten aus dem Leben von Immigranten. Mit gewaltigem Einsatz und gleichzeitig feinster Präzision treiben sie durch ihr Programm. Rap-Einlagen, jazzige Improvisationen an Klarinette, Posaune und Saxophon finden sich ebenso, wie überraschende Breaks und Tempowechsel. Was tags drauf auf dem Marktplatz tausende in Bewegung setzen wird, funktioniert auch hier in diesem eher beschaulichen Ambiente. Immer wieder springen wilde Tänzer in die erste Reihe und feiern die Band. Ein großartiges Konzert in einem wunderbaren Rahmen.