MOOP MAMA, 25.05.2016, diverse Guerilla-Gigs, Stuttgart
Es ist etwa 17 Uhr am Mittwoch vor dem langen Wochenende, und ich sitze noch – alleine – im Büro. Während ein paar Server mit sich selbst beschäftigt sind, schaue ich kurz mal nach Twitter und sehe, dass Moop Mama einen Guerilla-Gig in Stuttgart am Marienplatz angekündigt haben. Sollte so ungefähr jetzt starten, aber dank Verkehr verschiebt sich alles etwas nach hinten. Das ist doch glatt das erste Mal, dass ich ganz froh um den Stuttgarter Titel zur Stau-Hauptstadt bin! Ich lasse auf jeden Fall alles stehen und liegen, eile nach Hause um die Kamera zu holen und damit zum Marienplatz zu fetzen.
Und tatsächlich – da steht eine Band, ganz in rot/weiß, auf DEM Hype-Platz unserer Stadt. Es haben sich schon einige Menschen versammelt, um der unverstärkten Musik aus diversen Blechblas- und Schlag-Instrumenten zuzuhören. Lediglich der Gesang kommt über ein paar Lautsprecher, die an den umher liegenden und stehenden Fahrrädern befestigt sind. Das gehört mit zum Konzert-Konzept: Moop Mama machen bis zum Album-Release Ende der Woche in verschiedenen Städten solche Spontan-Konzerte, die sie mit einer Fahrrad-Tour von einem zum nächsten Platz verbinden. Dabei laden sie alle ein, neben den Kurz-Konzerten auch daran teilzunehmen.
Am Ende des Konzerts ist natürlich der Galao-Reiner auch auf dem Platz und macht vermutlich schon das nächste Stuttgarter Konzert mit der Band aus, schließlich würde das nach dem Pullup Orchestra vergangenen Herbst ganz gut ins Portfolio passen. Der Rest der Band hat kurz mit den neuen Fans gesprochen, Flyer verteilt, die Instrumente zusammengepackt und ist bereit um weiter zu fahren. Nächstes Ziel: Hans-im-Glück Brunnen!
Auch hier wird ruck-zuck aufgebaut und schon geht’s wieder los. Die auf dem Platz sitzenden Gäste der Cafés werden auf einmal zu einem Publikum und während ich meinen Blick kreisen lasse, sehe ich nur lachende Gesichter. Menschen freuen sich über Musik, sie wollen keine Stadt, die mit Straßen und Parkplätzen zugepflastert ist. Sie wollen Begegnungen, sie wollen Musik, sie wollen zusammen das Leben leben!
Drei oder vier Lieder später ist schon wieder alles vorbei, es wird eingepackt und noch kurz gequatscht. Dann geht’s weiter auf der Mini-Tour. Nächstes Ziel: Schlossplatz!
Hier angekommen geht der Aufbau genauso schnell und schon klingt wieder Musik durch die Luft. Innerhalb kürzester Zeit ist eine dreistellige Menschenmenge versammelt, die auch ordentlich „mitmacht“. Es wird getanzt und, wie von der Band gefordert, die Hände in die Luft geworfen. Auch das „Schlagzeug-Solo“ wird – zumindest nach einer kurzen Erinnerung – ausgiebig gefeiert. Alle scheinen glücklich zu sein – aber in der Ferne sieht man schon Unheil aufkommen: ein Polizeiwagen rückt an. Eher gemütlich steigen die Beamten aus und nähern sich der Band. Einer der Polizisten versucht (nicht ganz ernsthaft und erfolglos) einem Schlagzeuger seine Sticks zu entwenden. Als das Lied aus ist, gibt es ein großes Pfeifkonzert – sicherlich nicht für die zehnköpfige Band, die macht ihren Job super. Der Unmut gilt den Polizisten, denn jede/r auf dem Platz weiß, was jetzt kommt: sie werden diese tolle Stimmung zerstören. Angeblich hat eine Mitarbeiterin des Stuttgarter Ordnungsamtes aus dem Publikum heraus die Polizei gerufen, weil ihr keine Genehmigung für diese Aktion bekannt war. Diese Dame versuchte davor noch, dem Video-Filmer der Band eine Sofort-Drehgenehmigung für 350€ zu verkaufen. Das hört sich für mich ein bisschen nach „Sizilianischen Methoden“ an. Einer der Polizisten wollte auch noch meine Daten aufnehmen, weil ich fotografiert habe und er die Sorge hatte, dass man ihn „dann in facebook sehen“ könnte. Das habe ich natürlich ehrlich verneint, worauf ich sofort einer „allgemeinen Personenkontrolle“ unterzogen wurde. Fühlt sich ganz schön scheiße an, wenn man der willkürlichen Staatsmacht so hilflos ausgeliefert ist.
Nächstes Ziel: Palast der Republik! Zumindest war so der Plan. Der Abschluss der Fahrrad-Tour wurde wegen dieses Vorfalls dann aber ins Club Zollamt verlegt. Ich verlasse die Tour und frage mich noch, wie ernst die Stadt Stuttgart ihren Slogan #Stuttgartsteigtum eigentlich nimmt, mit dem sie mehr Menschen für andere Mobilitätsformen, u.a. das Fahrrad, bewegen will. Dies wäre eine perfekte Marketing-Maßnahme genau dafür gewesen, aber irgendwie bekommt man hier in Stuttgart ständig Kontakt oder gar Probleme mit der Polizei, wenn man sich mit einem Rad fortbewegt.
Trotzdem hat es sich für diese kurze Radtour gelohnt, das Büro und die Server fluchtartig zu verlassen.
Tolle Fotos und Bericht, schön, dass Du es hast festhalten können.
Moop Mama machen neben ihren realen Auftritten auch eine ordentliche Facebook-Welle. Das um 21.00 Uhr hochgeladene Spontanvideo vorm Alten Zollamt war um 22.15 Uhr – da hab ich reingeschaut – schon 1.500 mal abgerufen worden. Im Schnitt also alle 3 Sekunden einmal…
Und schaut Euch das mal Video an:
https://www.youtube.com/watch?v=Q3eSiTRXRss
MOOP MAMA – M.O.O.P.topia „VMX-Tour“ Tag 4 STUTTGART
Kurzer Videoblog über den Stuttgarter Stopp. Total unterhaltsam.