JOSEH, FUCHS & KRÜML, 05.05.2016, Kap Tormentoso, Stuttgart

JOSEH, FUCHS & KRÜML, 05.05.16, Kap Tormentoso, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Ein wenig zu spät betrete ich das gut gefüllte Untergeschoss des Kap Tormentoso, wo das Duo Fuchs & Krüml bereits beim vierten Stück angelangt ist. Hätte ich schlechte Laune gehabt, wäre sie spätestens jetzt verflogen. Die beiden scheinen keine Schwere zu kennen, locker leicht kommen ihre deutschsprachigen Songs daher. Pierre, der früher Frontmann der Punkband Fox Named King war (wir berichteten mal), hat eine markante Stimme und einen schönen Akzent, oft genug hat mich die unnatürliche Aussprache bei deutschen Liedern schon gestört. Er scheint unheimlich gut gelaunt und er ist ein wortgewandter Ansager. Allerdings nennt er uns fast ununterbrochen Stuttgart, was ob der Größe der Location schon komisch anmutet und mich sofort an den Bericht des Gig-Blog-Kollegen Christian über die Vorband der Scorpions erinnert. Gerne animiert er auch das Publikum zum Mitmachen und da es sich bei fast allen Gästen um seine Posse zu handeln scheint, gelingt das auch sehr gut. Die zweite Hälfte des Duos heißt wie ich Maren, sie spielt Cello und das wohl auch noch in einer Formation namens Café 612, die werde ich auf alle Fälle mal suchen, denn sie spielt toll und sieht auch noch unheimlich glücklich und hübsch dabei aus. Für meinen Geschmack könnte insgesamt etwas mehr Moll rein, aber die beiden sind nun mal Dur.

JOSEH, FUCHS & KRÜML, 05.05.16, Kap Tormentoso, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Nach kurzer Umbaupause kommt Joseph, Sänger von Joseh, auf die Bühne. Joseh habe ich vor vielen Jahren an einer Feuertonne bei den Waggons gehört. Josephs Stimme, die alle Facetten bereit hält, hat mich damals schon tief beeindruckt, vor allem beim Cover von Tenacious D’s „F**k her gently“. Allerdings waren damals andere Musiker dabei, damals war Joseh eine Stuttgarter Band. Ich habe sie dann gleich eingeladen, mit der Impro-Band Kehrwoche einen Weihnachtsgig in der Uhu-Bar zu spielen. Kurz darauf ist Joseph nach Hamburg gezogen und da verlor sich dann die Spur…

JOSEH, FUCHS & KRÜML, 05.05.16, Kap Tormentoso, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Joseh sind laut Internet zu fünft, heute jedoch nur zu dritt und leider fehlt ausgerechnet die Harfinistin. Für die ersten beiden Stücke bleibt Joseph allein mit seiner Gitarre und seiner Stimme. Die ist echt toll und kommt auf diese Weise perfekt zur Geltung. Ich wünschte nur, man hätte an die Gäste heute Lollies verteilt, denn außer mir, dem Fotografen und einer entzückten Frau am Bühnenrand scheint niemand mehr Musik hören zu wollen; zu viel ist zu bereden. Die Band rettet sich später mit Cover-Medleys und irgendwie habe ich am Ende des Abends das Gefühl, dass ich kaum etwas Eigenes von Joseh gehört habe. Das stimmt zwar nicht, aber leider sind die Leute tatsächlich nur bei den nachgespielten Stücken aufmerksam. Dabei stehen hier gute Leute auf der Bühne, vor allem der Basser hat es mir angetan. Er spielt bei manchen Songs Akkordeon, Ukulele oder Glockenspiel. Er slappt (oder wie heißt die 3. Person Singular von slappen?) unglaublich gut, ich liebe Bass einfach! Aber der schönste Moment für mich ist, als er eine Bierflasche austrinkt, angewidert den Mund verzieht und dann mit der leeren Flasche den Bass bearbeitet. Klingt super! Optisch könnte er dem Film „Johnny West“ mit Rio Reiser entsprungen sein. Der Rhythmus-Mann hat sich ein interessantes Schlagzeug aus Snare, Schellenring, Becken und Djembe (die eher als Tischchen dient) zusammengestellt, kann man machen, muss man nicht so viel aufbauen und es reicht völlig aus.

JOSEH, FUCHS & KRÜML, 05.05.16, Kap Tormentoso, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Während der letzten Stücke des Abends fühle ich mich plötzlich wie durch einen Windstoß weggewuppt und Gig-Blog-Fotograf X-tof sieht ein wenig an die Wand gedrückt aus. Ich bemerke drei Neuankömmlinge, die mich an die Rich Kids aus Filmen wie „Pretty in Pink“ erinnern. Einer davon steht quasi in mir drin, er ist völlig distanzlos, lästert erstmal, sagt dann aber, die Band mache das schon ganz gut und dann labern sie Joseph auch noch komisch an. Der scheint es nicht zu merken oder will nicht, er pariert charmant die meines Erachtens nicht nett gemeinten Aufforderungen und widmet der Gruppe sogar einen Song. Ich war schon in Erwartung einer Kneipenschlägerei, aber zum Glück kam es nicht dazu.

Joseh

Fuchs & Krüml

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