NADA SURF, 17.04.2016, LKA, Stuttgart

NADA SURF, 17.04.16, LKA, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Ah, fuck it, fuck it, I’m gonna have a party!

So heißt es im Nada Surf Hit “Blankest Year”. Daran lässt Sänger und Gitarrist Matthew Caws das Publikum im vollen LKA teilhaben, einfach einen verregneten Sonntagabend hinter sich zu lassen. Dazu passen die Melodien der US-Indiepop Band bestens. Zur Einstimmung spielt das Grazer Quartett „Farewell Dear Ghost“ mit ambitionierter Spielfreude Indie Rock. Mit der charmanten Ansage „doch ein Teil von uns mitzunehmen“ weist Sänger und Gitarrist Philipp Szalay auf die neue EP hin. Höflich bedanken sie sich, dass zu früher Uhrzeit so viele Leute gekommen sind. Stimmt, bei der (arbeitnehmerfreundlichen) Angabe, Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr, musste ich mir auch erstmal die Augen reiben.

NADA SURF, 17.04.16, LKA, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Der Roadie, Typ Ex-Surfer Boy, nimmt erst noch einen schnellen Soundcheck vor, dann kann es endlich losgehen. Heute probiere ich wieder, was schon bei Karies gut geklappt hat, gleich in der ersten Reihe zu stehen, nur der Fotograben trennt mich hier von der Band.

Nada Surf werden auch gerne als 90er Jahre Zeitgeist-Band bezeichnet, Genre-Schublade College-Rock. Teile des Publikums dürften das Gründungsjahr der Band als Geburtsjahr haben. College-Gespräche gibt es auch heute, in der unmittelbaren Nachbarschaft wird der erhoffte Notendurchschnitt besprochen.

Sänger und Gitarrist Matthew Caws schmunzelt, zückt sein Smartphone, um das regen Treiben im Fotograben aufzunehmen. Schuss/Gegenschuss. Die ersten Songs „Cold To See Clear“ und „Whose Authority” gibt es zum Ankurbeln, um mit „Weightless“ ruhigere Melodien fließen zu lassen. Auch meine Sorge ist verflossen, dass die Songs auf Dauer zu sehr dahinplätschern. Aber live kommen die Songs doch kompakter und variantenreicher rüber. Matthew Caws, mit jungenhaftem Charme versehen, witzelt, erzählt kleine Anekdoten, dankt zwischendurch den Brüdern Lumière für die Erfindung der Kinematographie. Seine markante Stimme trägt die Spannung das ganze Konzert über und kippt auch nicht in den höherliegenden Gesangspassagen.

NADA SURF, 17.04.16, LKA, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Ein weißes Stoffstück wird zwischen ihn und Bassist Daniel Lorca geworfen. Für die Musiker auf der Bühne ist es nicht weiter von Belang. „Animal“ vom aktuellen Album „You Know Who You Are“ wird gelassen weitergespielt. Band und Publikum kommen gut miteinander klar, es wird getanzt und geschwitzt. Bassist Daniel Lorca scheint damit beschäftigt zu sein, sich das Rauchen abzugewöhnen oder vermisst es, auf der Bühne nicht zu rauchen. Die Zigarette, die er sich immer wieder in den Mundwinkel steckt, wird nicht angezündet und hängt selbst noch bei den zweistimmigen Gesangparts lässig im Mundwinkel.

Im seitlichen Wiegeschritt wird das Publikum animiert bei „Blonde on Blonde“ mitzumachen. Das funktioniert, die Menge bekommt es hin, sich im Takt der Melodie zu bewegen. Vier Zugaben folgen, die Band zieht nochmal alle Register. Der Wunsch nach weiteren Zugaben scheint vorhanden zu sein, doch auch die schönsten Konzerte haben mal ein Ende. Manchmal spielt das Schicksal einem gut in Hand. Statt den Saal gleich zu verlassen und zur Bahn zu stürzen, geht es mit Gig-Blog Kollege Jochen noch an die Bar. Die Roadies haben angefangen abzubauen, und in all der Aufbruchsstimmung stehen Nada Surf plötzlich am seitlichen Bühnenrand und geben ein Akustik-Set, ganz andächtig wird gesungen. Matthew Caws und Tour-Gitarrist Doug Gillard begleiten mit der akustischen Gitarre. Nach dem Set kann sich die Band nur ganz langsam Richtung Merchandising bewegen. Von einer Menschentraube umringt, werden sie umarmt, signieren Platten, werden nochmal umarmt und man dankt für das tolle Konzert. Ein schöner Anblick und ein Konzert, das sich durchaus einen Platz in der Jahresbestenliste ergattert hat.

NADA SURF, 17.04.16, LKA, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Nada Surf

Farewell Dear Ghost

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