L’AUPAIRE, 12.04.16, Im Wizemann, Stuttgart

L'AUPAIRE, 12.04.16, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Wie macht er das nur, dieser Kerl. Eben will man sich noch (eher negative) Gedanken über das Wizemann machen, da stimmt Robert Laupert alias L´Aupaire die ersten Töne an und füllt die kühle Atmosphäre im Saal vollkommen aus, lässt die Krankenhausbeleuchtung draußen vergessen (und dass die VVS einen durch seltsam zwielichtige Ecken Stuttgarts hat laufen lassen) und auch, dass selbst hier das Licht manchmal schwierig wirkt.

Man konnte ja durchaus gespannt sein, wie sich die Karriere des Singer/Songwriters aus Gießen entwickeln würde. Für einen deutschen Künstler schien seine Musik, zunächst geprägt von Blues und Folk, von Anfang an sehr international, jedoch nicht zwingend massenkompatibel angelegt. Dass sein Debütalbum ‚Flowers‘ nun bei einem Major Label (Virgin Rec.) veröffentlicht wurde, war aus der Entfernung nicht wirklich abzusehen. Wird aber verständlich, wenn man sich heute Abend ins Wizemann begeben hat. Denn L’Aupaire hat nicht nur den Blues, er hat die großen und kleinen Pop Momente und er hat die Gesten und die Attitüde eines (heranwachsenden) Entertainers.

Und das Wichtigste: Beides schafft er mit Leichtigkeit, nicht nur mit seiner großartigen Stimme, sondern auch mit dieser verrückt positiven Ausstrahlung und einem ganz großen Haufen Energie.
Dabei kann dieses Live-Erlebnis ganz anders sein als man es sich erwartet hat. Bislang schien der 27-Jährige noch ganz scheu und zauberhaft demütig und völlig überrascht über seinen Erfolg. Zauberhaft und demütig wirkt er noch immer, aber er scheint plötzlich auch zu genießen, was er da auf der Bühne machen darf, dass das Publikum spätestens ab dem zweiten Song verliebt ist, und da wird er immer mehr zum Entertainer. Und dirigiert, einem Zirkusdirektor gleich, vor bunten wehenden Bändern, das Geschehen: Bitte trommeln jetzt, mehr Nebel bei diesem Song, jetzt bitte der Chor aus dem Publikum. Und das Publikum singt, bekommt Gänsehaut, muss über L´Aupaires Ansagen lachen, freut sich mit.

L'AUPAIRE, 12.04.16, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Der erste Teil des Konzertes ist noch geprägt von seinen frühen, blues- und folklastigen Stücken. Das hat Tiefe, und die fünfköpfige Band weiß das auch umzusetzen. Mit Zusatzinstrumenten wie Trompete, Melodica, Klarinette, Pedalsteel und allerlei Percussion. Oder auch Robert an der imaginären, beziehungsweise Mund-Trompete. Und so schaffen sie immer wieder diese kleinen Momente, in denen das Publikum gefordert wird: entweder sehr still den sehr leisen Momenten zu lauschen, den Rhythmus mitzuklatschen und eben auch sehr viel zu singen. Das hat fast was von einer großen, gemeinsamen Singstunde. Und es macht ziemlich viel Spass! Denn die Melodien scheint L’Aupaire in unerschöpflicher Vielfalt und Einfachheit in sich und dem Publikum zu über-tragen. Das wird vor allem im zweiten Teil der Show klar, wenn die kommerzielleren ‚The River, ‚Flowers‘ oder ‚You will be loved‘ folgen.

Der Abschluss jedoch wird eingeläutet von ‚Rollercoaster Girl‘, dem Song der wohl vieles für den feinsinnigen Lockenkopf überhaupt möglich gemacht hat. Und der wird auch mit dem größten Jubel quittiert – lediglich nach der Ankündigung, dass dieses Lied gleich folgen soll. Und das gleich dreimal, weil L´Aupaire immer mehr Gefallen dran findet, sich feiern zu lassen. Und immer noch so angenehm sympathisch dabei wirkt. Wie macht er das nur, dieser Kerl.

L'AUPAIRE, 12.04.16, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

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