SARAH CONNOR, 14.03.2016, Porsche-Arena, Stuttgart

Sarah Connor

Foto: Sue Real

Wenn die geneigte Konzertbesucherin öfter in der Porsche-Arena als in schönen Aufführungsstätten für Live-Musik, wie beispielsweise dem Merlin oder der Schorndorfer Manufaktur, anzutreffen ist … dann läuft wohl irgendetwas falsch oder zumindest schräg in Sachen Konzertgenuss. In der Excel-Tabelle verrutscht? Die Kollegen sind nebenan bei den Scorpions zugange – beneidenswert?
Das feierabendliche Verkehrschaos lässt mich erst kurz nach halb neun an Ort und Stelle sein. Kleiner Hoffnungsschimmer: Vielleicht ist die Kasse ja schon zu? Schon von weitem scheint das Kassenhäuschen hell erleuchtet. Also gut: nix wie rein.

Sarah Connor tourt derzeit mit ihrer Platte „Muttersprache“ durch die Hallen der Nation. Fünf Jahre sind seit dem Vorgängerwerk „Real Love“ vergangen und diesmal hat die Sängerin sich in die musikalische Ausgestaltung eingemischt – Connor will sich als (Mit-)Songwriterin etablieren und weg von ihrem alten Image des Plastikpop-Sternchens.

Deutsch sind die Texte, mütterlich die Attitüde. Nach einer Vergangenheit, die vor allem durch seichte Songs in sexy Schale, extreme Gefühlswallungen in der Doku-Spoap „Sarah and Marc in Love“ sowie Jurorentätigkeiten in Castingshows geprägt war, präsentiert sich die Sängerin nun musikalisch erwachsen, seriös und optisch vergleichsweise zugeknöpft.

So betritt sie dann auch im Boyfriend-Look, ganz in schwarz mit Hut die Bühne der nicht ganz ausverkauften, aber gut gefüllten, Halle. Anders als früher ertönt die Musik nicht mehr aus der Konserve, sondern kommt live von einer stark besetzten Band. Ganz klassisch sorgen drei Background-Sängerinnen für stimmliche Unterfütterung.
Der erste Song, „Halt mich“, klingt wie ein ok-er Popsong. Erinnert ein wenig an Ich&Ich oder Rosenstolz. Später erfahre ich im Internet, dass ihr neuer Mann die auch produziert oder da sonst irgendeine Verbandelung besteht.

Sarah Connor

Foto: Sue Real

Mein Eindruck: Sarah Connor singt motivierende Popsongs für junge und nicht mehr ganz so junge Frauen. Heute sind sie oftmals mit ihrer besten Freundin hier, sich selbst sehen sie vielleicht ganz gerne in der Kategorie „Powerfrau“:
„Fang von vorne an, hör auf zu weinen, vergiss den Scheiß der letzten Wochen“ – Klingt gut!
„Ich schaffs auch allein“ – Genau! Scheiß-Typ!

Die diversen Aufforderungen zum Mit- bzw. Nachsingen bestätigen das bereits Erahnte: Sopranstimmen übertönen bei weitem die eher dünn gesäten männlichen Stimmchen. Und überhaupt: Was sind das für Männer, die ihre Lebenspartnerin an diesem Abend hierher begleiten? Unrepräsentative Feldstudie am Pärchen neben mir: Sie sehr textsicher, offensichtlich vorbereitet, er kurz vorm Einpennen. Fiktive Konzertnachlese: „War ein anstrengender Tag beim Bosch heut, Schatz. Teammeeting, dann auch noch die Kaffeemaschine kaputt. Aber schön war‘s scho beim Konzert und singen kann sie ja au, die Sarah, gell.“

Kann sie aber echt, das muss man sagen. Krasses Tonspektrum, angenehm wenig „Belting“ – Ausdruck für diesen Mariah-Carrey-artigen (immer begleitet von fuchteligen Handbewegungen), musicalmäßigen Gesangsstil. Im Zwischenteil blitzt die alte Sarah noch einmal kurz auf, in einer fast-forward Zeitreise reisst sie die alten Kracher „Let’s get back to Bed, Boy“, „Bounce“, „From zero to Hero“ und natürlich „From Sarah with Love“ kurz an. Allerdings teilweise in veränderter, bar-souliger Version.

Die Ansagen sind sympathisch und ganz charmant – seit zwei Wochen sind sie nun auf Tour, leicht kokett erzählt sie, dass die Songs eigentlich nicht für so große Hallen gemacht seien, man erwarte bitte kein Feuerwerk (bin heilfroh, gab’s neulich bei Scooter schon genug).

Stattdessen: Mehr Nachdenklichkeit, Lebenshilfe und die Dinge endlich mal so sagen, wie sie sind. Musikalisch gar nicht meins, aber schon ok. Vergangenes Jahr hat sie, selbst Mutter von drei Kindern, eine syrische Frau mit ihren fünf Kindern bei sich aufgenommen.
Kann man nix gegen sagen.

Sarah Connor

Foto: Sue Real

Ein Gedanke zu „SARAH CONNOR, 14.03.2016, Porsche-Arena, Stuttgart

  • 12. Juli 2016 um 00:12 Uhr
    Permalink

    Danke für die Bilder. Die sind wirklich Toll geworden. Schade das du mit Ihrer Musik nicht so viel anfangen konntest. :)

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