BUZZ RODEO, 19.02.2016, Kiste, Stuttgart
Das ist erstmal unser letztes Konzert in Deutschland vor unserer großen Frankreich-Tournee.
Klingt nach dicker Hose, ist aber schlicht die Wahrheit. Bei Buzz Rodeo läuft’s gerade. Mit ihrem minimalistischen und brachialen Noise Rock haben die drei Stuttgarter wohl irgendwie den Nerv der Zeit getroffen. Ihr Album „Sports“ fährt jedenfalls reihenweise begeisterte Rezensionen ein und ist bei Sammlern ob seiner exquisiten Ausstattung sehr begehrt. Und das nicht nur in der Region, sondern auch im europäischen Ausland. Und so kommt es, dass nun auf Initiative einer französischen Agentur zwölf Gigs zwischen Elsass und Atlantikküste auf dem Programm stehen.
Wie sich das Trio allerdings in das Programm von Stuttgarts Traditions-Jazz-Club „Kiste“ einschmuggeln konnte, ist mir ein Rätsel. Mit Jazz hat das, was die drei Mittvierziger da auf die Bühne bringen, nur ganz wenig zu tun. Das Publikumsinteresse gibt dem Veranstalter trotzdem recht. Und Buzz Rodeo lassen sich nicht lange bitten: knochentrocken und mit körperlich spürbarer Vehemenz legt das Trio los. Auf einem extrem rhythmischen Schlagzeug-Bass-Fundament stürmen sie voran, mit schneidend-schrillen Gitarrenriffs, darüber der leicht manische, etwas knödelig artikulierte Gesang von Gitarrist Ralf. Das ist schon eine ganz schöne heftige Packung. (Kollege Lino war übrigens bereits letzten Sommer von Buzz Rodeo sehr angetan, wie man hier nachlesen kann)
Die Anlage ist infernalisch laut. Auch wenn ich mit dieser Aufrüstungs-Spirale aus immer größerer Lautstärke und immer besserem Gehörschutz wenig anfangen kann, seitdem ich selbst mit hochwertigem Gehörschutz ausgestattet bin, kann ich dieser zusätzlichen körperlich spürbaren Dimension doch etwas abgewinnen. Und heute ist einer dieser Abende, an dem es passt.
Der Sänger und Gitarrist mit seinem markanten Zauselbart schmeißt sich in jeden Song, als wäre es sein letzter. Immer wieder wirft sich dafür auf die Knie und krümmt sich über seiner Gitarre, während sein Schlagzeuger-Kollege Helge mit vollem körperlichen Einsatz auf sein Instrument einprügelt. Neu-Bassist Gernot – die Band spielt erst seit wenigen Monaten in dieser Besetzung – hat sichtbaren Spaß an seinem Job. Hier sind keine komplexen Läufe oder handgelenksmordende Oktavsprünge gefragt, hier ist heftiger Plektroneinsatz und Dynamik angesagt.
Auch wenn der Lärm immer wieder durch überraschende Breaks und Rhythmuswechsel unterbrochen wird, letztlich ist der Vortrag in Sachen Tempo und Dynamik in einem relativ schmalen Spektrum angesiedelt. Positiv formuliert: der knapp einstündige Gig ist aus einem Guss.
Ein kleiner Besuch am Merch-Stand unterstreicht den ersten Eindruck: bei Buzz Rodeo läuft’s. Das Album steht schon in der zweiten Sammler-Edition bereit, eine ebenso fein gestaltete 7-Inch gesellt sich in Kürze dazu. Ein ganzes Bündel von Plakaten und T-Shirts wurde von befreundeten Grafikern gestaltet. Ein derart vielfältiges und schickes Portfolio haben selbst größere Bands nur selten am Start. Man darf gespannt sein, ob nach der Tour de France davon noch etwas übrig ist.