LAMBERT, 15.01.2016, Pop Freaks, Merlin, Stuttgart

Lambert

Foto: X-tof Hoyer

Und in ein/zwei Jahren heißt es wieder: Ja, die haben damals Januar 2016 schon im Merlin in Stuttgart gespielt, auf dem neunten Pop Freaks Festival, das war der Hammer, und jetzt gehen die durch die Decke.

MOMENT: Januar 2016 ist JETZT! Jeder Pop Freak kann also noch zwei Wochen lang Pop Freaks erleben! Gut, die Euphorie muss getrübt werden: Der fulminante Auftakt heute Abend mit Lambert ist bereits Vergangenheit – dazu gleich.

Zu erleben ist noch folgendes (der Gig-Blog wird weitestgehend dabei sein):

16.1. Pollyester
20.1. Drangsal
21.1. Mary Ocher & Your Government
22.1. Jochen Distelmeyer
23.1. Das trojanische Pferd
24.1. A Tribe Called Knarf
26.1. Fraktus
28.1. Fenster
29.1. Locas in Love
30.1. Aloa Input

Mehr Infos hier auf der Merlin-Seite.

Heute Abend eröffnet Lambert das Festival. Das bestuhlte Merlin ist so gut besucht, dass hinten mehr als 30 Zuhörer stehen. Lambert ist der personifizierte Pop Freak: Er trägt auf der Bühne eine lederne, bemalte Antilopenmaske, spielt ruhige Klavierstücke und kontrastiert seinen musikalischen Vortrag mit langen, verschrobenen Ansagen an das Publikum, faktisch Comedy-Stand-Ups aus der Hamburger Humorschule (Verweis Studio Braun / Rocko Schamoni / Heinz Strunk etc.). Wie geht das zusammen? Kann das gut sein? Was soll das eigentlich? Der Reihe nach:

Lambert

Foto: X-tof Hoyer

Lambert begibt sich auf die Bühne, stellt seine Wasserflasche ab und beginnt sein Spiel mit dem Rücken zum Publikum. Verträumte, minimalistische, verführende Kompositionen. Er dreht sich langsam herum und glotzt mit seiner Maske ins Publikum. Das ist ein sehr seltsam-komischer Moment, vor allem, weil die Musik weiter fließt. Lambert winkt seine musikalische Begleitung heran. Es ist ein Schlagzeuger, ebenfalls mit Tiermaske. Die Schlagwerk-Begleitung auf der Bass Drum und den Toms ist sehr dezent, ein hiphop-artiger Rhythmus. Die mäandrierenden Melodien wirken dadurch dynamischer, bleiben aber weiterhin gegenüber dem Rhythmus bestimmend, werden nicht gehetzt. Klavier und Schlagzeug – das ist eine ganz unerwartete, aber wundervolle Kombination. Und sie hebt sich klanglich ab vom derzeitigen Klavier-[Sub]-Hype.

Nils Frahm hat ja im vergangenen Jahr spätestens seit dem Soundtrack zu Victoria (einschließlich dem Deutschen Filmpreis für Filmmusik) zu einem breiteren Publikum aufgeschlossen und hat 2015 insgesamt drei fantastische Alben veröffentlicht, unter anderem mit Olafur Arnalds. Aber auch Chilly Gonzales, the Godfather Of Entertainer am Flügel, hat erst im November in der Liederhalle den Beethovensaal mit seinen einfachen, aber wunderschönen „Solo Piano“-Stücken gerockt. Bei Gonzales muss man durchaus von gerockt schreiben. Am 17. Februar 2016 kommt dann noch Ludovico Einaudi nach Stuttgart, der macht das alles etwas ruhiger und verspielter und vor allem länger.

Lambert

Foto: X-tof Hoyer

Kenner der klassischen Klaviermusik könnten meckern: das ist doch alles Klassik für Arme. Quatsch! Das Klavier wird neu entdeckt, und zwar in der Popwelt. Vielleicht sind die Stücke einfacher angelegt, finden aber über neue Verbindungen (Frahm: Piano mit Elektronik / Gonzales: Piano mit Entertainment und Beats / Lambert: Piano mit Schlagzeug und Humor) zu einem neuen Klangerlebnis bei neuen Hörergruppen.

Lambert saugt unterdessen mit einem meterlangen Röhrchen Wasser aus seiner Wasserflasche, geht zum Mikro und steckt sich selbiges unter die Maske.

Hallo, liebes Stuttgart!

Lambert

Foto: X-tof Hoyer

Er klingt ein bisschen wie Darth Vader. In typisch Hamburger Humoristen-Sprech, also sich verhaspelnd, umständlich-präzise Begriffe verwendend etc., erzählt er von seinem regelmäßigen Sport, den er einmal pro Jahr betreibt. Der inspiriere ihn so sehr, dass er das folgende Stück „Run“ betitelt hat. Er teilt die Welt auf in Talker und Listener. Ihn selbst zu den Listenern zu zählen, hätte eine aufwendige, psychologische Studie zu Tage gefördert.

Seine Ansagen/Stand-Ups sind ziemlich komisch, für meinen Geschmack aber etwas zu lang und zu häufig. Er scheint doch eher ein Talker zu sein. Umso erstaunlicher ist es, wie nach kürzester Zeit seine Musik das Publikum wieder in seinen Bann zieht.

Mit seinen zwei Alben „Lambert“ (2014) und „Stay In The Dark“ (2015) ist er erst seit relativ kurzer Zeit in Erscheinung getreten, hat aber bereits eine sehr bemerkenswert unorthodoxe und unterhaltsame Form der Darbietung gefunden – eine echte Entdeckung auf dem Pop Freaks im Merlin!

Lambert

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