EZRA FURMAN AND THE BOY-FRIENDS, 11.11.2015, Keller Klub, Stuttgart

Ezra Furman

Foto: Michael Weiß

You are here… We are here … And something’s gonna happen… We will reclaim the spirit!

Mit diesen Worten empfängt uns Zeremonienmeister Ezra Furman an diesem Mittwochabend. Der Geist, den er beschwört, ist ein schwer kontrollierbarer und wunderlicher, überraschend in Klang und Optik.

Ezra Furman ist erst 28 Jahre alt, aber dennoch schon ein altes Indie-Häschen: Insgesamt bringt er es bereits auf sechs Studioalben. Die ersten drei damals noch mit der Band „The Harpoons“, die weit mehr als nur den Indie-Smash-Hit „Take off your Sunglasses“ hervorbrachten, das vierte war ein Solowerk („The Year of no Returning“ 2012) nach Auflösung der Band, und die letzten beiden Produktionen („Day of the Dog“ 2013, „Perpetual Motion People“ 2015) entstammen der Zusammenarbeit mit den „Boy-Friends“, die ihn auch heute in Stuttgart begleiten.

Und dies durchaus gewinnbringend: Passend zum Albumtitel der ständigen Bewegung mäandert die Musik von klassischen Indiepop-Songs (super: „My Zero“), über punkigere Nummern mit krächzigem Gesang, leiseren Songwriter-Tönen inklusive Tremor, hin zum von Furman neu für sich entdeckten Genre des Doo-Wop (wobei hier die Boy-Friends im Hintergrund kräftige Shoo-wops, Oooos und Shalalas beisteuern). Zusammengehalten wird dieses wunderbare Potpourri durch die Person Ezra Furman. Mit großen, fragenden Augen schaut er durch den Raum und erklärt uns in schön verhuschten Ansagen seine Welt (passendes Motto seiner Website: „A guide for the perplexed“):

„I’m a bad, bad man with a place in my heart for you“ – Ohhhhh!

„Everyone pretends to be whole cups, but the best thing is to admit that you are broken then the world floods in“ – Hach!

„For those of you who feel a little in between, don’t fit into categories: Shut them all and tell them to go to hell!“ – YEAH!

Ezra Furman

Foto: Michael Weiß

Das Publikum – ein bunt gemischter Haufen, der den Kellerklub angenehm füllt – ist auf seiner Seite und kann auch gar nicht anders bei diesem Zauber und dieser Musik, die zwar oft fröhlich klingt, aber auch Abgründe oder Makaberes offenbart und dadurch niemals plump ist. Neben Furman – dem Dandy im Damenkleid – sticht besonders Saxophonist Tim Sandusky hervor: Tatsächlich schafft er es, dieses (bei mir persönlich sonst eher unbeliebte) Instrument nicht nur perfekt zu spielen, sondern in mehreren Songs damit auch einen wunderbaren basslastigen Kontrapunkt zu schaffen.

Am Ende des Konzerts zwingt der Meister buchstäblich alle in die Knie, um dann gemeinsam das Brechen der Spannung zu begehen und diese gemeinsam wegzuhüpfen.

Hört Ezra Furman zu. Er ist einer von den Guten.

P.S. Von der Vorband „Blood and Arms“ leider nur den letzten, rockigen Akkord mitbekommen…

Ezra Furman

Foto: Michael Weiß

Ezra Furman & The Boyfriends

The Blood Arm

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