MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Ihr kennt die Situation? Man kommt aus dem Kino, der Film war toll, die Bilder wirken nach, die Rückkehr in den Alltag mag nur zögerlich gelingen. Und dann erzählt man sich gegenseitig, welche Details man am schönsten fand. Genauso ging es uns am Freitag nach dem Konzert von Marie Louise im Theaterhaus. Wie schön die Stimme, wie großartig die Band, wie perfekt der Sound, wie traumhaft die Atmosphäre, und und und …

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Dabei waren wir durchaus vorbereitet, hatte doch Kollege David die letztjährige Album-Präsentation schon mit blumigen Worten gepriesen, und auch Marie Louises Auftritt auf der InDieWohnzimmer-Adventsgala ist uns in bester Erinnerung. Gespannt waren wir trotzdem: in großer Bandbesetzung klingen die Songs sicher nochmal eine Ecke besser.

Und so ist es: mit Kasia Kadlubowska an den Percussions und Vibraphon, dem Gitarristen Zura Dzagnidze und Fabian Wendt am Bass hat Marie Louise eine Riege hervorragender Musiker um sich versammelt, über die wir im Laufe des Abends immer wieder in helle Begeisterung geraten.

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Während im anderen Saal des Theaterhauses das „Ukulele Orchestra of Great Britain“ im guten halben Dutzend auf dem Mini-Saiteninstrument musiziert, beginnt Marie Louise ihren Abend solo an der hawaiianischen Miniatur-Gitarre. „Mein Herz“ heißt der erste Titel und stimmt in den Abend ein. Zurücklehnen sollen wir uns und genießen. Normalerweise nicht unbedingt mein Ansatz für ein Konzert, hier und heute kann man diesem Wunsch aber einfach nicht widerstehen.

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Es sind meist ruhige Titel, die Marie Louise zum Besten gibt. Im Vordergrund ihre ausgesprochen variable Stimme. Mal schmeichelnd, warm und weich, mal kantig und rau. Besonders in den tiefen Tonlagen mit enormem Gänsehaut-Potential. Rhythmisch geht die Band sehr dezent zu Werke. Den Grundrhythmus gibt häufig die Ukulele vor, Kasia Kadlubowska setzt rhythmische Akzente mit diversen Trommeln und Glocken aus ihrer reichhaltigen Kollektion an Schlaggeräten. Dzagnidze spielt dazu – teils in spanischer Manier – mühelos federleichte Melodieläufe an der Gitarre.

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Ein wenig opulenter wird’s, wenn Kasia ans Vibraphon geht. Ein tolles Instrument, das sich aber dank ihrer subtilen Spielweise niemals in den Vordergrund drängt. Erfreulich natürlich, dass der Soundmischer und die Technik des Theaterhauses diese feinen Arrangements in allerbestem, transparenten Sound in den Saal bringen. Ein Konzert, das völlig unangestrengt von einem musikalischen Highlight zum nächsten führt. Jeder der brillanten Musiker bekommt sein Solo und die entsprechende Würdigung durch das aufmerksame Publikum.

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Zwischendurch erzählt Marie Louise ein paar Anekdoten über die Entstehung ihrer Songs und ihren Aufenthalt in Guatemala, bei dem einige der Lieder entstanden ist. Das schönste und stilistisch bestimmende Merkmal an der Art des heutigen Vortrags ist aber die Reduktion und Präzision. Kein überflüssiger Ton, keine übertriebene Phrasierung, kein unnötiger Effekt stört die Songs, die einen in ihrer eleganten Einfachheit immer wieder berühren.

MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Andreas Meinhardt

Ein Gedanke zu „MARIE LOUISE, 30.10.2015, Theaterhaus, Stuttgart

  • 8. November 2015 um 16:45 Uhr
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    Bezüglich „aufmerksames Publikum“: Da hat du mit deinem Platz echt Glück gehabt. Wir saßen am oberen Gang, und dahinter 3 dumme Pärchen, die permanent gequatscht und gekichert haben. Angesichts der wirklich sehr heimeligen und angenehmen Stimmung, die Marie Louise und die Band ausstrahlten, fand ich das total daneben. Unsere Blicke und Bitten um Ruhe hielten nie länger als 1 Minute vor…
    So blieb vom wirklich schönen Konzert ein schaler Nachgeschmack. Es passiert – so mein Eindruck jedenfalls – auf Konzerten immer öfter, dass manche Leute nicht merken, dass sie NICHT der Mittelpunkt der Welt sind. Dafür brauchts bei 100 Leuten nur 2 Idioten. Ich schaffe es leider nicht, die auszublenden…

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