INTERPOL, ABAY, 26.08.2015, Theaterhaus, Stuttgart

Abay

Foto: Don S.

Interpol im August, noch Sommersaison oder Opener eines vielversprechenden Konzertherbstes? Wie auch immer, ich muss da hin!
Mal wieder auf ein Interpol Konzert (NYC) zu gehen, ist wie Freunde nach langer Zeit wiederzutreffen, um zu sehen, was so passiert ist, wie man sich verändert hat oder in gemeinsamen Erlebnissen zu schwelgen. Elf Jahre liegen zwischen dem heutigen Konzert der Band, die ich damals in der La Laiterie Strasbourg gesehen habe. Das Album „Antics“ kam frisch aus der Pressung, Bloc Party waren damals Vorband, die Stimmung in den zufällig hineingeratenen spanischen Fanblock war bestens. Möglichkeiten gab es, die Band zwischenzeitlich live zu sehen, ich habe es aber gelassen. Das Konzert in Straßburg war einfach zu schön.

Interpol

Foto: Don S.

Als ich heute den Saal des Theaterhauses betrete, spielt Abay, die fünfköpfige Band des Ex-Blackmails Sängers Aydo Abay. Im ersten Moment bereue ich es, keine Ohrstöpsel an der Konzertkasse gekauft zu haben. Entscheide mich, es so durchzuziehen, die Klänge sollen ungefiltert ins Gehör gehen. Freundlich bedankt sich der Sänger, wünscht viel Spaß mit Interpol, die nach seiner Aussage ebenfalls freundlich sind und dermaßen gut aussehen. In der Umbaupause verrichten Roadies noch die letzten Dinge auf der Bühne, die Instrumente werden gestimmt, erste ungeduldige Pfiffe aus dem Publikum verlangen nach der Band, die Nebelmaschine ist schon im vollen Gange. Das Publikum ist vornehmlich ++/- 30.

Abay

Foto: Don S.

Dann aber ist es soweit, das Warten hat ein Ende. Das Hintergrundbild auf der Bühne kommt zum Vorschein, es sind die schlanken kunstvollen Damenhände des aktuellen Album-Covers „El Pinor“. Es gibt gleich großen Applaus für die Band, der noch lauter wird, als mit „The Hello To The Angles“ gestartet wird, als müsste man schnell noch The Clash’s „London Calling“ tempomäßig einholen. In der Bandhistorie gab es zwischenzeitlich Wechsel, Bassist Carlos Dengler ist ausgestiegen. Das Kerntrio Paul Banks (git/voc), Daniel Kessler (git) und Samuel Fogarino (dr) ist geblieben. Heute stehen sie als Quintett auf der Bühne, mit Gastbassisten und Keyboarder.

Abay

Foto: Don S.

„Length of Love“ lässt die Möglichkeit kurz durchzuatmen. Zeit um sich dem Style der Band zu widmen. Der war/ist stets tadellos, Hemd und Anzug gehören zur Standardausstattung. Auch heute Abend absolute Bonvivant-Garçons mit Coolness-Faktor. Die Posen und Gesten sitzen einfach. Gitarrist Daniel Kessler braucht nur kurz den Arm anzuheben, mit einem Fingerzeig den Rhythmus anzudeuten und schon läuft die Sache, das Publikum ist angezündet und klatscht mit. Sänger und Gitarrist Paul Banks muss eine Spitzenpomade haben, von der ersten bis letzten gespielten Note sitzt das Haar perfekt. Der Bassist fällt etwas aus dem Rahmen, wirkt eher wie ein Kumpel aus einer befreundeten Prog-Rock Band. Ist die Band eigentlich gealtert oder ist es die konservatorische Wirkung der Nebelmaschine? Im Schlagschatten der Lightshow wirkt die Band zeitlos, von Alterung keine Spur. Der Kunstnebel ist in jedem Fall im vollen Einsatz, jeder Song bekommt zudem eine Lichtstimmung, fast ein bisschen wie einer Esoterik-Dampfsauna. Rot die Farbe, die Liebe, Stärke und Wut vereint, dominiert. Mit meiner Freude stehe ich nicht alleine, die Songs „The New“, „Take you on a cruise” und „C’Mere“ werden gespielt und das auch noch hintereinander. Da ist auch zu spüren, dass gut Dreiviertel des Sets aus den Songs der Alben „Antics“ (2004) und „Turn on the Bright Ligths“ (2002) besteht. Liest man über Interpol, stößt man immer wieder auf dieses Album, mit dem sie die gefeierte New-Wave/Post-Punk Band der Stunde wurden. Die Songs der Band liefern einen Energielevel aus Lautstärke, Druck und Wucht. Zum Tragen kommt immer wieder die prägnante Stimme von Paul Banks, die stets danach klingt, als sei ein Geist in ihn gefahren. Bei “PDA” habe ich innerlich schon runtergezählt, mich beschleicht das Gefühl, dass das Hauptset sich dem Ende nähert. Dem ist auch so. Drei Zugaben folgen noch, dann geht ganz gnadenlos das Saallicht an.

Ich hab nichts vermisst, die Hits der Alben „Turn On The Bright Lights“ und „Antics“ wurden gespielt. Fast haben mich Interpol um den kleinen Finger gewickelt, aber dann halt doch nur fast, die gut gegerbten Hits zünden einfach.

Abay

Foto: Don S.

Interpol

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