S4TP-FINALE MIT I HEART SHARKS, 05.06.2015, Universum, Stuttgart
Spitzenwetter haben wir, als wir uns am Freitagabend aufmachen ins Universum. Schön warm ist es, eigentlich genau richtig zum draußen rumhängen denke ich so bei mir, als wir ein wenig neidisch am Goldmark’s-Biergarten vorbeilaufen. Aber wir wollen ja quasi eine Tür weiter, weil da I Heart Sharks aus Berlin spielen und für die gehen wir heute auch in die Sauna. Und echt jetzt, bollenwarm ist es drinnen. Transpirieren inklusive. Egal, genug gemeckert. Wir sind ja gutgelaunt.
Auf die Sharks werden wir heute ein bissle warten müssen, denn vorher ist noch das Finale des Newcomer-Wettbewerbes, dessen Schirmherren die Indie-Popper sind. Ins Leben gerufen wurde das Ganze von Something For The People, quasi Label, Konzertveranstalter und Bookingagentur in einem. Vor den vier Finalisten, die sich über ein Onlinevoting für das Halbfinale qualifiziert haben und es schließlich bis in die Endrunde geschafft haben, haben schon die auf Youtube recht bekannten MaximNoise, Chris Brenner und Ambre Vallet gespielt. Haben wir aber gleich mal verpasst. Und nicht nur wir wie es scheint, denn im Uni ist nicht allzuviel los. Die überwiegend sehr jungen Gäste sind nicht gerade in Scharen gekommen. Liegt sicherlich am am Wetter und daran, dass Urlaubszeit ist. An der Qualität der vier Stuttgarter Bands, die nun folgen werden, liegt es jedenfalls nicht. Denn die sind gemessen an ihrem Bekanntheitsgrad durch die Bank weg ziemlich professionell, wenn auch musikalisch nicht immer ganz mein Geschmack. Aber da kann ja keiner was für. Etwa 20 Minuten Zeit hat jede Band um die Fans für sich zu gewinnen.
Penny Power (ja ok, am Bandnamen könnte man vielleicht noch feilen) machen frechen, funkigen Deutschrock mit recht souveräner Frontfrau. Erinnert manchmal ein wenig an Jennifer Rostock. Nur mit deutlich braveren Texten. Und ohne peinlich unlustige Entgleisungen. Und halt völlig untätowiert. Aber sonst. Vor allem den Mädels gefällt das ganz gut und auch wenn das Uni nicht gerade aus allen Nähten platzt, die Stimmung ist richtig gut. Es wird getanzt, geklatscht und mitgesungen. Als nächstes sind Mick Baff an der Reihe. Die machen Deutschrap mit E-Gitarren, so ein bissle caspermäßig (also die Band jetzt, nicht die Kinderfigur). Geht auch ganz gut. Im Anschluss versuchen sich die Ska-Punker Horny Lulu (hier wollte ich eigentlich auch schreiben, dass man noch am Namen feilen kann, aber von Tag zu Tag gefällt mir der besser… bissle bescheuert, aber bescheuert mag ich ganz gern) im Stimmung machen. Und ja, die können das richtig gut. Horny Lulu gehen mit einer sieben Mann starken Besetzung und viel Bläsereinsatz gut nach vorn. Es wird abgesteppt und rumgehüpft mit einem Lächeln im Gesicht und den Händen in der Luft.
Als letzte Newcomer-Band stehen dann The Overdressed Monkeys auf der Bühne. Und potzblitz, die erinnern mit ihrem charmanten, schwarzen Sänger nicht nur äußerlich an Bloc Party, sondern klingen auch ein wenig nach ihnen. Und das ist jetzt echt als Kompliment gemeint. Die stylischste Band sind sie schonmal ganz sicher so im schicken schwarzen Zwirn mit roten Fliegen. Und die sind richtig gut. Könnten so auch aus einem Londoner Vorort stammen und passen mit ihrem Indierock meiner Meinung nach auch auf größere Bühnen. Das Ergebnis der Siegerehrung ist dann auch dementsprechend eindeutig. The Overdressed Monkeys ernten gefühlt dreimal so viel Applaus wie ihre Konkurrenz und gewinnen eine professionelle Studioaufnahme sowie weitere größere Auftrittsmöglichkeiten. Da darf man gespannt sein was man von ihnen in Zukunft noch so hören wird.
Ziemlich spät ist es dann, als die Sharks endlich die Bühne betreten (gutes Stück nach Mitternacht glaube ich). Man mag es kaum glauben, vor ungefähr 25 Zuschauern. Vor kurzen noch ordentlich das Schocken gerockt, ist das natürlich ein wenig enttäuschend. Aber gut, das Publikum war teilweise noch sehr jung und muss dann vielleicht auch irgendwann den Heimweg antreten. Egal, die Berliner versuchen sich nichts anmerken zu lassen und legen ohne große Worte mit „Wait“ los. Die paar Fans, die da sind, wissen den Einsatz zu schätzen und folgerichtig ist die Stimmung viel besser als man meinen könnte. Sänger Pierre Bee und seine Kollegen wollen sich hier wohl nicht nachsagen lassen, nicht richtig Gas gegeben zu haben. I Heart Sharks machen eingängigen, glatten Elektropop mit auffällig vielen Mitsing-Passagen und einem gehörigen Schuss Pathos und Melancholie. Klingt jetzt nicht sooo sympathisch, ist es aber dann am Ende doch. Weil sie es können und weil sie es unheimlich charmant machen. Und spätestens bei „Karaoke“ grölen dann auch alle (25 Zuschauer) mit:
The world’s going to hear us now
Singing „Ayo, ayo, ayo“,
Stars of the underground
Come out of your cages,
The world’s going to hear us now
Singing „Ayo, ayo, ayo“,
So tonight
Come out of your cages.
Die hippen Wahlberliner spielen auch ein paar alte Songs wie „Neuzeit“ oder „Summer“, die meisten stammen aber natürlich von ihrem 2014er-Album „Anthems“, allen voran ihr Hit „To Be Young“. Da sowieso außergewöhnlich viel Platz im Publikum ist, gehen I Heart Sharks auch gern mal auf Stippvisite runter von der Bühne und mischen sich unter die paar begeisterten Fans. Gut, dass sie kein Stagediving machen, denk ich mir so. Das würde ganz böse enden. Es fehlt eigentlich kaum ein Song, den ich mag. „Headlines“, „The High Rise“… alles dabei. Schön. Ich bin mir übrigens sicher, dass wir das Durchschnittsalter bei einem Konzert nie stärker in die Höhe getrieben haben als hier. Aber scheißegal ist das. Wir steppen trotzdem mit ab. Stimmung passt.
Ja gut, ich nehme an, dass das Konzert der Headliner und Schirmherren bei einem Bandwettbewerb eh nicht gerade auf zwei Stunden ausgelegt war. Und so ist dann auch relativ bald alles rum. Nach ein bisschen mehr als einer Stunde würde ich schätzen. Schnell noch eine Zugabe und das war es. Schon ein wenig schade für die Fans aber auch für die Band selbst, dass der Hauptact am Ende weniger Zuschauer hatte als die vier Nachwuchsbands, die wir heute abend gesehen haben. Hängengelassen haben sich die Haie jedenfalls nicht und das Publikum war da auch spürbar dankbar für, aber ein legendäres Konzert kriegste so halt auch nicht hin.
Ja dann halt nächstes Mal wieder. Auf dem Heimweg summe ich trotzdem leise „To Be Young“ vor mich hin.