UFOMAMMUT, HOMMAGE, 29.04.2015, Keller Klub, Stuttgart

Ufomammut

Foto: Michael Weiß

Umgekehrte Vorzeichen heute im Vergleich zum Jesper Munk Konzert. Waren dort Name und Konzertplakat-Artwork eher unattraktiv, ist es heute genau andersrum. Zu einer Band, die sich Ufomammut nennt, würde ich aus reiner Neugier wohl immer gehen. Aber ich kenne sie ja schon über Fotoknecht Michi, der mir vor Jahren eine DVD von denen mit sehr bunten Bildern und sehr dröhnender Musik auslieh. Italienischer Abend heute also mit meinen Landsleuten, die uns etwas La Dolce Vita aus dem Piemont präsentieren werden.

Hingegen gleichgebliebene Vorzeichen insofern, dass mich auch dieses Mal die Vorband nicht vom Hocker reißt. Aber fand ich vor einer Woche das Duo im clubCANN wirklich schrecklich, finde ich das Trio Hommage aus Stuttgart nur ein wenig unoriginell. Stehe mit der Meinung im Freundeskreis aber auch ein wenig alleine da. Muss wohl einfach einen schlechten Lauf haben, was Supportacts angeht.

Hommage

Foto: Michael Weiß

Um 20:45 Uhr wird das Set mit einem gar nicht so uninteressanten Stoner-Rock Instrumental eröffnet, das mit gesampelten Spoken Words garniert ist. Danach gibt es ziemlich abwechslungsreiche, gut gespielte Musik für Freunde von Kyuss, QOTSA und ein wenig Sabbath. Für meinen Geschmack klingt das alles, von einem Stück mit einem partiell fast schon technoiden Beat abgesehen, ein bisschen zu sehr vorhersehbar aus dem Stoner-Rock Baukasten zusammengestellt. Und wenn schon die kompositorischen Aha-Momente fehlen, dann wären wenigstens so Dynamikgeschichten mit Spannung aufbauen, von ganz leise nach ganz laut ekstatisch steigern z.B., wünschenswert. Aber die Kumpels und das Publikum sind sehr angetan, es wird heftig mit den Köpfen genickt, und es werden Zugaben gefordert. Das etwas holprige Set-Ende mit Pausenmusik, die dem Sänger in die Ansage für den letzten Song, der nie gespielt werden wird, reinfährt, deutet aber auf ein etwas strenges Zeitkorsett des Abends hin.

Der Keller Klub ist im Übrigen ganz schön prall gefüllt, auch Leutchen mit Bathory-Aufnähern werden gesichtet. Der Menschenschlag ist schon ein Stück mehr Richtung derberen Metals verschoben, als bei sonstigen Stoner-Rock Events. Die folgenden 60 Minuten Ufomammut zeigen warum.

Um viertel vor Zehn starten die drei Italiener mit psychedelischen Geräuschen, die irgendwann von tribalen Drums unterlegt werden. Danach kommt das Hauptriff, brutal dröhend, man weiß nicht mehr genau was kommt eigentlich vom Bass, was von der Gitarre. Der musikalische Ansatz ist im Vergleich zu Hommage ein ganz anderer. Hier geht’s weniger um nachvollziehbare Rocksongs, sondern um das Erschaffen von Stimmungen, Atmosphären.

Ufomammut

Foto: Michael Weiß

Aber wir reden hier nicht von Ambient-Hippie-Gedudel. Ufomammut klingen enorm stumpf, brachial, wie die Melvins ohne jegliche Finesse. Aber genau das ist der Trick. Dieser alles niederwalzende, oft über Minuten nicht wechselnde, monotone, bleischwere Sound, schafft es tatsächlich in Verbindung mit verfremdeten Vocals und psychedelischen Synthie-Soundeffekten à la Hawkwind vom Laptop, ganz eigene Landschaften im Kopf zu pinseln. Unberuhigende Atmosphären apokalyptischer Science-Fiction Landschaften oder sowas.

Refrain und Strophen haben hier keine wirkliche Bedeutung, vielmehr brauen sich die Songs öfters zu gewaltigen Monstren auf, die einen ordentlich verstören. Aber das klingt jetzt, als hätte man es hier mit arty Kopfmusik zu tun, was dann doch im Widerspruch zu den vielen nickenden Köpfen und umherwehenden Haaren steht. Aber man sieht auch Leute, die einfach nur die Augen schließen und sich aufsaugen lassen. Man sagt ja gerne mal, dass etwas durch Wiederholen nicht besser wird, hier ist es genau andersrum. Gerade das Wiederholen bis zum Erbrechen von bestimmten Songpassagen führt erst zu diesem hypnotischen Effekt, der einen komplett reinzieht. Weiß man doch spätestens seit Can.

Ufomammut

Foto: Michael Weiß

Aber das Konzert kickt nicht jeden so. Gerade den angesprochenen Kumpels isses dann doch zu stumpf, zu undifferenziert. Auch irgendwie nachvollziehbar, und so ganz checke ich es auch nicht, warum mich diese grobe Ladung an Doom-Sludge-Drone-Psychedelia in ihren Bann zieht. Gibt halt so Tage oder so Musiken, es ist nicht immer alles erklärbar. Auf jeden Fall ist das nix für den normalen QOTSA-Fan, der glaubt sich hier ein paar schöne Stoner-Rock-Songs abholen zu können. Das ist hier viel radikaler und stumpfer, ziemlich extreme Musik. Ich habe auf jeden Fall bisher noch nix Vergleichbares gehört, was aber auch gar nichts bedeuten muss.

Das Mammut aus Norditalien stampft indes völlig stoisch und humorlos weiter bis viertel vor Elf. Zugaben gibt es leider keine, was wohl an den Zeitvorgaben zu liegen scheint. Dann eben noch zum reichhaltigen Merch, wo es neben Vinyl, CDs, Badges und T-Shirts auch Gitarreneffektgeräte und Siebdrucke zu kaufen gibt. Für mich gibt’s nur eine CD, nach Ratschlag eines mitanstehenden Ufomammuts-Auskenner. „Nimm die ‚Eve‘. Die CD besteht nur aus einem einzigen Song. Und da zeigen Ufomammut, dass sie die einzige Band sind, die es geschafft haben Pink Floyd zu ficken.“ Und damit zurück ins Sendehaus.

Ufomammut

Foto: Michael Weiß

Ufomammut

Hommage

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