STEPHEN STEINBRINK, 14.02.2015, Manufaktur, Schorndorf

Stephen Steinbrink

Foto: Steve Sonntag

Schöne Klänge brauchen wir für unser Gemüt. Es ist schließlich immer noch Winter, die Welt weiterhin voll mit religiösem, rassistischem und nationalistischem Blödsinn. Da muss Eskapismus in Form von erhabener, wohltuender Musik her. Stephen Steinbrink kann uns da doch bestimmt weiterhelfen.

Zur Musik des Amerikaners bin ich, wie so oft, über Arnd Zeiglers wunderbare Radiosendung gekommen. Ein Garant für stilsicheren Geschmack, aber auch für musikalische Genres, die hierzulande eher ein Nischendasein fristen. Schön anzuhörender Pop, kein Indie, aber auch kein Mainstreamzeug, welches die Radiostationen verseucht, mögen nicht viele. Dementsprechend pessimistisch was die Zuschauerzahlen angeht sind wir heute Abend. Die Manufaktur ist auch zur Bar hin abgehängt, um den Zuschauerraum heimeliger zu gestalten. Letztendlich sind wir dann aber doch 40 Zuschauer, als es um 20:45 Uhr losgeht.

Stephen Steinbrink

Foto: Steve Sonntag

„Now You See Everything“ ist der erste Song, gleichzeitig Opener des tollen neuen Albums „Arranged Waves“. Federleicht vor sich hin schwebender, amerikanisch klingender Pop. Stephen Steinbrink hat Gitarren- und Mützenfarbe einigermaßen farblich aufeinander abgestimmt, und wird von einem Bassisten und Schlagzeuger live unterstützt. „Animate Dust“, Nummer zwei im Set und auf demselben Album, geht in die gleiche Richtung. Fingergepickte, klare Rhythmusgitarre, locker rhythmisch begleitet, und darüber die helle Stimme Steinbrinks, der so unauffällige wie schöne Melodien singt.

Die allermeisten Stücke haben keine deutlich abgesetzten Refrains und dauern auch meist nur kurze drei Minuten. Ein weiteres Kennzeichen ist Stephens Art Gitarre zu spielen. Er pickt meist recht einfache Begleitmuster, die aber durch ständig wechselnde Gitarrenstimmungen einen ganz eigenen, offenen und leicht klingenden Charakter erhalten. Apropos Gitarrenstimmungen: das Wechseln dieser nimmt immer einiges an Zeit in Anspruch, da nur eine Gitarre benutzt wird. Nicht nur deswegen wünscht man Steinbrink eine erfolgreiche Zukunft. Eine Zukunft mit mehreren Gitarren und einem Gitarrenroadie.

Stephen Steinbrink

Foto: Steve Sonntag

Aber das ist nicht weiter schlimm, die schüchtern-sympathischen Ansagen machen alles wieder gut, und die Musik bleibt eine Klasse für sich. Irgendwie hat diese Art der musikalischen Darbietung etwas vom Bossa Nova. Also nicht von der Rhythmik oder gar den Harmonien her. Aber diese gerade manische, bedingungslose Zurückhaltung was Lautstärke und Expressivität angeht, ist doch sehr artverwandt und entwickelt ihren ganz eigenen Reiz.

Im Laufe des Abends kann man im Übrigen auch festhalten, dass der Drummer teilweise ganz schön tricky Sachen spielt. Aber das so meisterhaft unspektakulär und locker aussehen lässt, dass es komplett im Gesamtsound aufgeht. Assoziationen-Quiz gibt es natürlich unter uns auch. Die Stimme klingt für mich wie die perfekte Schnittmenge aus Jose Gonzalez und Roger Hodgson, während die dunkleren Stücke mich an etwas an Gravenhurst erinnern. Sabine wirft die Namen „Built To Spill“, „Beautiful South“ und die frühen „Real Estate“ als Vergleiche in die Runde.

Stephen Steinbrink

Foto: Steve Sonntag

Egal wie, die 60 Minuten des regulären Sets gehen vorbei wie im Flug, und dank der kurzen Songdauer bekommen wir einen Haufen Lieder zu hören. Und für zwei Zugabenblöcke mit insgesamt vier Songs kommt die Band nochmal zurück auf die Bühne, wobei die meisten der Lieder nur solo von Stephen vorgetragen werden. Schlussendlich, wie so oft in der Manufaktur, ein Abend bei bestem Sound mit herausragenden Künstlern, die man sonst hier in der Gegend fast nirgendwo sonst zu sehen bekäme.

Ein Gedanke zu „STEPHEN STEINBRINK, 14.02.2015, Manufaktur, Schorndorf

  • 17. Februar 2015 um 00:53 Uhr
    Permalink

    Steinbrink ist ein ganz großer Songwriter!
    Live und auf LP erstklassig!

    Bitte wieder einladen, damit er vor vollem Haus spielen kann!

    Danke, Manufaktur

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