DIE FANTASTISCHEN VIER, 20.12.2014, Schleyerhalle, Stuttgart

FANTA4

Foto: Patrick Grossien

Wir sind bereit geboren

Regine: Ich komm jetzt grad nicht mehr drauf, äh… in einer der samstagabendlichen Grimmepreis-für-Arme-Shows beim Echo 2014 war´s. Helene Fischer kündigt das Fantastische-Vier-Medley „25 Songs in 250 Sekunden“ an. Seid ihr bereit? Will sie wissen. Thomas D grinst: Wir sind bereit geboren!

Ok. Immer noch cool. Also: Kurz vor Weihnachten dicker Pulli an Mann, zum Jubiläumskonzert und gucken, was geht.

Knall, Konfetti, Schleyerhalle tobt – mitten im Innenraum erscheinen Thomas D, Smudo und Michi Beck auf einem Podest und steigen in den Abend ein mit ihrer Vierteljahrhundert-Fanta4-Hymne „25“. Unter dem Jubel von Abertausenden drängeln sich die drei durch´s Publikum zur Bühne vor, zum vierten Mann, zu And.Ypsilon – und Abfahrt für die Jubiläumsshow.

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Foto: Patrick Grossien

Am heutigen Abend sind wir Teil der sky-TV live Übertragung. Michi Beck, der zwar vom Konkurrenten Freitag spricht (und das – ausverkaufte – Konzert am Vorabend meint) will uns kräftig in Stimmung bringen, damit die Schalte ein Knaller wird. Immerhin muss man bei Sky select 15 Euro berappen, wenn man daheim dabei sein will beim Sky Select in Concert – Maximaler Hiphop-Spaß, live, exklusiv und in HD. Vor Sonntag allerdings bräuchten wir keine Angst haben (jetzt meint er das – ausverkaufte – Konzert am nächsten Tag), denn Sonntag braucht koi Sau. Herrlich, dieser Lokalkolorit, damit auch klar ist, warum man diese Vier als Tochter oder Sohn der Landeshauptstadt so gern hat und ihnen doch ein Leben lang troy bleibt, irgendwie.

Praktische alle Menschen in Stuttgart haben ja einen Bezug zu den Fantas, ich kannte mal eine, die die Freundin von der Freundin von Michi Beck war.

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Foto: Patrick Grossien

bertramprimus: Und ich war Anfang September 1992 im Plattenladen „Imports etc.“ in der Tübinger Straße. Das Album „4 Gewinnt“ war gerade einmal eine Woche veröffentlicht. Michi Beck, der sich damals noch konsequent DJ Hausmarke nannte, blätterte fachkundig durch die Platten, zog zufrieden zwei raus, legte sie auf, suchte die richtige Stellen, nickte den anderen zu und los ging’s:
Ein paar Beats von irgendeiner amerikanischen HipHopPlatte bollerten los, Smudo und Thomas D rappten ein paar improvisierte Zeilen. Sie priesen den Plattenladen, die 20 Leute, die gekommen waren, und priesen vor allem ihre neue Platte „4 Gewinnt“. Hausmarke zog blitzschnell zum Anfang des Tracks zurück >> Crossfade zur anderen Platte >> auf der ein Pfiff zu hören war. Mit den Beats der ersten Platte und dem Pfiff der zweiten kratzte Hausmarke nonchalant eine Melodie, sein Solo.

Als 19-jähriger war ich total fasziniert von ihrer Lockerheit – und der Präzision. Während ich zwischen 14 und 18 viele Nachmittage mit Videospielen verbrachte, hatte also Michi Beck die selbe Zeit ins Scratchen und DJing investiert. Immerhin, für einen coolen Auftritt im Imports hatte es gereicht. Dass einen Monat später „Die Da“ durch die Decke schoss und anschließen das Imperium Fanta 4 erwachsen würde, konnte ja keiner ahnen.

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Foto: Patrick Grossien

Zwei Jahrzehnte und zwei Kinder später stehen wir mit etwa 12.000 Fans (oder wie viele in diese Halle auch hineingehen mögen) hier. Gestern ausverkauft, heute ausverkauft, morgen ausverkauft. Soviel zur vierten Dimension dieser Veranstaltung.

Die Fanta 4 treten mit Schlagzeug, Percussion, Bass, Gitarre und Keyboad an. Über der Bühne schwebt ein LED-Würfel in Lkw-Größe, der sich zu jedem Song anders neigt. Zusammen mit den fahrbaren LED-Wänden und der Armee von Movingheads sieht das alles fantastisch aus.

Und Thomas D, Smudo und Michi Beck geben fröhlich Vollgas, ein Song jagt den anderen. Unfassbar viele Worte purzeln ins Publikum. Bei „Sie Ist Weg“ sprechsingt die Halle Strophe und Refrain mit. Der Keyboarder jazzt sich bei „Tag Am Meer“ ins Off. Und tatsächlich fliegt ein dicker Pulli bei „Dicker Pulli“ auf die Bühne. Die Recherche ergibt: Das ist nicht irgendein Pulli, sondern einer der vier Original-Pullis, der 1993 auf der Lass-Die-Sonne-Rein-Tour von Smudo getragen wurde. Der „Traditions-Fan“ sorgt für die Überraschung (hier geht´s zu seinem Blog, echt crazy). Heute trägt Smudo Stüssy. Sicherheitshalber.

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Foto: Patrick Grossien

Gute zwei Stunden geht die Show. Und verrückt genug: Auch wenn Fanta 4 im vergangenen Jahrzehnt nicht mehr im Zentrum unserer Aufmerksamkeit standen – wir kennen jeden Song, jeden Refrain und sind uns (ausnahmsweise) mal einig: Yeah Yeah Yeah!

Das Set wird mit Thomas D aktueller Ballade „Gott Ist Mein Zeuge“ abgeschlossen. Ein kurzes Ruhen vor der Zugabenrunde, in der noch mal richtig aufgedreht wird und die mit – besser kann man es nicht platzieren – „Troy“ ihren Höhepunkt und Abschluss findet.

Verausgabt und durchemotionalisiert verabschieden sich die Vier und ihre Musiker mit einer gemeinsamen, tiefen Verbeugung mit den Worten

25 Jahre dieser komplette Wahnsinn – Danke, Stuttgart, dass Ihr uns TROY geblieben seid!

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Foto: Patrick Grossien

Und hier noch die selbstgebackene Setlist:
25
Disco
Und Los
Die Stadt Die Es Nicht Gibt
Heute
Danke
Locker Bleiben
Yeah Yeah Yeah
Buenos Dias Messias
Das Spiel Ist Aus
Lass Sehn
Dicker Pulli
Jetzt Geht´s Ab
Sie Ist Weg
Single
Liebesbrief
Gegen Jede Vernunft
Gebt Uns Ruhig Die Schuld (Den Rest Könnt Ihr Behalten)
Einfach Sein
Smudo In Zukunft
Typisch Ich
Tag Am Meer
Gott Ist Mein Zeuge

Zugaben:
Le Smou
Der Picknicker
Was Geht
Ernten Was Wir Säen
Populär
Troy

Ach, und… sechs Tage nach Veröffentlichung der Single „Troy“, genau genommen am 3.7.2004, schenkte ich meiner Schwester die Scheibe zur Hochzeit: Sie nahm den Familiennamen ihres Mannes an und heißt seit diesem Tag: TROY.

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