PETERLICHT, 10.12.2014, Manufaktur, Schorndorf

PeterLicht

Foto: Steffen Schmid

Heute so gut wie ein musikalisches Blind-Date. Kenne nur die Songs, zu deren Stimme ich kein Gesicht habe. Aber der Name ist bekannt: PeterLicht aus Köln, Musiker, Autor, Theaterstückeschreiber, einst 3sat Preisträger des Ingeborg-Bachmann Preises in Personalunion. Und dieser spielt heute in der Manufaktur. Irgendwer den man kennt, wusste immer etwas über ein PeterLicht-Konzert zu berichten. So gut wie nichts gab es auf der Bühne von ihm zu sehen, er ließ sich nicht ablichten und in der (Netz-) Öffentlichkeit existierten kaum Bilder von ihm.

Von all dem ist heute nichts zu sehen. Als wir den Saal betreten, ist es bereits dunkel. PeterLicht steht oben auf der Bühne, ein heller Lichtkegel scheint auf ihn herunter und er liest das Stück „Lob der Realität“ aus seinem Buch „Lob der Realität“. Das gleichnamige Album wurde als Crowdfunding-Projekt aus der Taufe gehoben und besteht aus 23 Liveaufnahmen.

PeterLicht

Foto: Steffen Schmid

Die Manufaktur ist heute sehr gut besucht, schätzungsweise mit Menschen, die Indie-Pop-Leistungskurs vor längerer Zeit in der Schule gewählt hätten, sofern es einen solchen Kurs gegeben hätte. Später wird sich noch zeigen, dass Textsicherheit bei den Songs vorhanden ist.

Auf der rechten Seite der Bühne hat PeterLicht sein Musikreich eingerichtet. Mit „Begrabt mein iPhone“, „Neue Ideen“, „Das absolute Glück“ startet der musikalische Teil des Abends. Zwischen den Stücken werden E-Gitarre und die akustische Gitarre durchgewechselt. Hier ist es zu erkennen, dass sich das Set eher analog-reduzierter und zurückgenommener präsentiert, als es von den Alben bekannt ist. In Doppelfunktion für Keyboard und Schlagwerk ist Tobias Philippen dabei. Immer wieder werden in dualer Performance weitere Stücke aus dem Buch „Lob der Realität“ vorgelesen. Manchmal kann es daneben gehen, wenn Autoren aus ihren Büchern lesen, da sie nicht unbedingt die begnadetsten Vorleser sind. Aber irgendwas hat seine Stimme, durch deren Klangfarbe ich mich gerne einnebeln lasse.

PeterLicht

Foto: Steffen Schmid

Zeit die Sitar rauszuholen für „Wir sind jung und machen uns Sorgen um unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ oder wie PeterLicht bemerkt, eher „mitteljung“. Er hat Platz genommen auf einem kleinen Podest, das mit einem indischen Teppich verziert ist. Derweil er das Instrument durchstimmt, redet er noch, mehr zu sich selbst ein Mantra „durch den Fußspann einatmen und durch die Fußsohle ausatmen“, lädt zum Mitsingen des Refrains ein, giggelt vor sich her, dass hier jetzt dringend ein Chorleiter gesucht wird, der das bestimmt besser anleiten könnte. Wird aber gar nicht benötigt, der Gesang von PeterLicht und der des Publikums setzt sich nach und nach zusammen.

PeterLicht

Foto: Steffen Schmid

Zwischendurch trinkt er immer mal wieder einen Schluck Tee, dieser wird auch mal ganz schamlos runtergegurgelt. Ist auch dringend nötig, denn die Stimme klingt schon angeschlagen. Dies tut der Stimmung aber keinen Abbruch. PeterLicht scheint bestens aufgelegt zu sein, tänzelt zu „Heiterkeit“ und zum „Lied vom Kapitalismus“ mit angedeuteten Thai-Chi Bewegungen über die Bühne, lacht verschmitzt in sich hinein. Mit großen Rockposen beendet er die Stücke.

Lange Zeit habe ich seine Songs nicht mehr gehört. Es gibt Glanzstücke mit Glanzpunkten voll Poesie, Sätze, die es gar nicht zu geben scheint, die dann aber doch phantasievoll zusammenfinden. Dann ist es so, als ob man Feuerwerkskörper aus einer Kiste holt und ist fasziniert, dass sie nach einer Weile doch noch zünden. Das hat es heute allemal.

PeterLicht

Foto: Steffen Schmid

3 Gedanken zu „PETERLICHT, 10.12.2014, Manufaktur, Schorndorf

  • 2. Januar 2015 um 10:37 Uhr
    Permalink

    Was ich nicht verstehe: Warum sind hier lauter Fotos von Peter Licht zu sehen, obwohl der Autor doch eigentlich geschnallt haben sollte, dass das Peter Licht nicht will, und sich ziemlich die gesamte Presse bisher daran gehalten hat, keine Fotos zu veröffentlichen?

  • 3. Januar 2015 um 13:11 Uhr
    Permalink

    Letztendlich ist es recht einfach: wir fragen bei jedem Konzert für eine Fotoakkreditierung an, die der Veranstalter in Absprache mit dem Künstler entweder vergibt oder nicht. Wir haben eine bekommen, was für uns bedeutet, dass es für den Künstler ok ist. Es gibt ja mittlerweile auch etliche Bilder von Peter Licht zu finden im www.

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