SIT IN MUSIC, 05.12.2014, Rakete, Stuttgart

Sit In Music

Foto: Michael Haußmann

“Melodic-Child-Pop-Puppet-Indie-Rock. It is music to dream, it is music to dance” das klingt doch nach einer Aufforderung, Freitag spät abends, erst gar nicht die Cozy Living Zone namens Sofa anzusteuern, sondern einfach sich den Wintermantel zu schnappen und Richtung Rakete zu ziehen. Hinter dem Melodic-Child-Pop-Puppet-Indie-Rock steckt der Italiener Fabio Bonelli, mit dem Projekt „Sit In Music“, mit dem er seit Januar 2014 unterwegs ist. Mit „Musica da Cucina“ war er bereits 2012 in den Waggons zu Gast.

Der Konzertraum ist liebevoll gestaltet. In der Mitte des Raumes steht bereits eine große Puppenspielbühne, ähnlich einem Kasperltheater. Rechts und links abgehängt mit bunten Stoffen und auf dem Boden liegt eine Lichterkette. Ein Barhocker und die Instrumente/Klangquellen wie E-Gitarre, Synthesizer und Laptop sind in der Mitte des Bühnenbaus positioniert. Der Hauch einer Eigenweltlichkeit deutet sich an.

Sit In Music

Foto: Michael Haußmann

Ein gutes Dutzend Leute finden sich ein und setzen sich, wenn auch mit Abstand rund um das aufgebaute Theater. Man weiß ja nie, was passiert.
Das Startzeichen gibt es von Fabio Bonelli. Mit einer Raumschiff-Laterne betritt er den Raum. Das ist aber kein High-Tech Raumschiff, sondern ein Nudelsieb mit eingeklebter Lichterkette. Er stellt sich vor und entschuldigt sich, dass man wohl unweigerlich an seinem Akzent hört, dass er aus Italien kommt. Das klingt alles umso charmanter, wenn die Ansagen aus einem Gemisch aus italienisch, englisch und deutsch bestehen. Alleine ist er nicht unterwegs, es gibt musikalische Unterstützung von Adalgisa, die grob geschätzt ganze 70 cm groß ist und eine Klappmaulpuppe ist. Und ihr Klappmaul kann sie beim Singen groß aufreißen, während die schwarzen halblangen Wollhaare im Takt mitschwingen. Ihr Stammplatz ist die linke Seite des Bühnenfensters.

In der „Sit In Music“ Famiglia gibt es nicht nur Stoff-Puppe Adalgisa, da gibt es auch die Puppen-Zwillinge, mit schwarz-weiß geringelten Shirts und orangefarbenen Haaren, sie nehmen auf der rechten Bühne-Seite Platz. Mal schunkeln sie hin und her oder je nach Gesangspart drehen sie ihre Puppengesichter zu einander und brüllen sich gegenseitig an.

Sit In Music

Foto: Michael Haußmann

Langsam und getragen baut sich die Reise des Stückes „Sergio In Space“ auf. Die Rakete aus dick aufgerolltem Silberpapier wird an einem Stab geführt. In gemächlichem Tempo geht die Reise vorbei an Planeten, durch die Milchstraße hinein in die Unendlichkeit. Hier gibt es keine großen Effekte à la Interstellar. Um die Bewegung zu simulieren ist der Hintergrund auf Papier aufgezeichnet, das an zwei Stöcken befestigt ist und abgerollt wird.

Das Publikum darf nicht nur zuhören und staunen, sondern wird zwischendurch animiert als „Polyphonic Human Synthesizer“ laute und leise Wagengeräusche zu imitieren. Da ist keine falsche Zurückhaltung gefragt, klappt auch sehr gut. Mein Highlight in der farbenfrohen Puppen-Musikwelt ist das Pink Floyd-Cover „Us And Them“. Denn, wo sieht man schon, dass die Backing-Vocals von zwei zunächst namenlosen geringelten (Socken-)Würmern geliefert werden, die herzzerreißend ihren roten Filzmund aufreißen. Darin liegt auch der Charme von „Sit In Music“. Das spielerische mit der die Indie/Elektro Popklänge begleitet werden, präsentiert sich nicht nur als Niedlichkeit, sondern zudem mit einer kreativen Neugierde.

Herzlichen Applaus gibt es allemal, am Ende kommen auch Solenn Le Marchand und Alberto Stevanato hervor. Von ihnen werden die Puppen/Wolken/Erdbeeren/Teddybären und was es nicht noch alles gibt, in Szene gesetzt. Eine limitierte CD (291/300) von „Sit In Music“ wird noch am Merch gekauft. Fabio erzählt uns, dass er mit „Sit In Music“ das erste Mal in Deutschland tourt. Würde mich freuen, wenn es ein nächstes Mal gibt, denn so viel Liebe zum Detail steckt in „Sit In Music“.

Sit In Music

Foto: Michael Haußmann

Ein Gedanke zu „SIT IN MUSIC, 05.12.2014, Rakete, Stuttgart

  • 8. Dezember 2014 um 18:13 Uhr
    Permalink

    „Sergio In Space“ ist jetzt schon mein Lieblingssongtitel für die nächsten Jahre.

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