ICEAGE, 25.11.2014, Komma, Esslingen

Iceage

Foto: Steffen Schmid

Iceage sind eine sehr junge (Punk)Band aus einem Land nördlich von Schleswig-Holstein. Ich nenne dieses Land gerne „Dänemarken“, weil sich mir ein Däne mal vorgestellt hat mit „Hallo ich bin Olof aus Dänemarken“. Bei Iceage ist in der kurzen Zeit ihrer Existenz schon einiges ziemlich günstig gelaufen. Nach einem rumpeligen Debüt auf einem kleinen dänischen Label sind sie bereits mit dem zweiten Album „You’re Nothing“ (2013) beim Indie-Giganten Matador (USA) gelandet, der Heimat von Bands wie Pavement, Guided By Voices, und neuerdings QOTSA.

Mit diesem teilweise recht rohen Album, das von den einschlägigen Kritikern schon ziemlich hoch bewertet wurde, ist die Band als das nächste mögliche große Ding gehandelt worden. Mich hat das an den Beginn der Arctic Monkeys erinnert, nur mit dem Unterschied, dass mich Iceage mit ihrem krachigeren Sound deutlich mehr angesprochen haben. Abzug gibt’s bei mir immer, wenn eine Band nicht in ihrer Muttersprache vorträgt. Das Beispiel Kvelertak zeigt doch, dass das selbst mit norwegisch ziemlich gut klappt und die Individualität hebt.

Iceage

Foto: Steffen Schmid

Ein Jahr später, das neue Album „Plowing Into The Field Of Love“ im Gepäck, dürfen wir uns glücklich schätzen, dass die Band ins Komma kommt. Denn das neue Album ist anders, aber auch wieder sehr gut geworden. Kritiken wieder voll des Lobes, in erster Linie, weil sich die Band in der kurzen Zeit wieder weiterentwickelt hat, z.B. Bläser und (mehr) Piano in die Stücke gepackt hat. Die erste Show die ich von Iceage sehen werde – die Erwartungen sind hoch.

Human Abfall

Foto: Steffen Schmid

Gewartet werden muss noch ein ganze Weile, denn unsere Human Abfall sind die erste Band des Abends, und liefern wieder wie gewohnt ihr solides Set mit fliegendem Wechsel an den Instrumenten, und dem heute extra angepissten Frontman Flavio Bacón ab. Sehr kurzweilig, wenn man Hits wie „Überkatze“ im Gepäck hat. Dem Gig-Blog liegen Informationen vor, dass bereits an neuen Stücken gearbeitet wird, die zwar heute noch nicht gespielt werden, aber wir dürfen uns sehr wahrscheinlich auf neues Material in absehbarer Zeit freuen.

Nach Human Abfall spielt noch ein Solo-Künstler auf, dessen Namen ich gar nicht mitbekommen habe. Sound den ich eigentlich ganz gerne mag, keine Musik im klassischen Sinne, elektronische Drones und gefiepe, geeignet um den Saal deutlich zu entmenschen. Ich bringe die Geduld auf und halte das Set durch, aber so recht in der Stimmung bin ich heute nicht.

Iceage

Foto: Steffen Schmid

Zu reichlich vorgerückter Stunde geht’s dann plötzlich los, und zwar gleich richtig. Wuchtiger Sound, Iceage-Frontman Elias Bender Rønnenfelt macht einen etwas besoffenen Eindruck, was nicht wundert, denn ich habe ihn den ganzen Abend nur Booze trinken sehen. Piano und Bläser werden wir heute nicht zu hören bekommen, so viel steht gleich mal fest. „On My Fingers“, erstes Stück der neuen Platte ist der Auftakt, und der gelingt bestens. Der Sound ist für mein Amateur-Gehör ziemlich gut abgemischt, besser als bei HA. Rønnenfelt ohne Gitarre, obwohl ich schon Bilder mit gesehen habe, mimt den Rockstar. Seine Ansagen sind entweder unverständlich weil besoffen, oder halt dansk. Na wenigstens die Ansagen.

Iceage

Foto: Steffen Schmid

Aussehen erinnert an einen sehr jungen Mick Jagger, die Posen und die Bewegungen hat er sich eindeutig bei Nick Cave abgekupfert. Das macht er schon ganz ordentlich, besonders die Mädels in der ersten Reihe dürfte das freuen. Es geht weiter mit Stücken der aktuellen Platte, durch die Reihe starkes Material. „How Many“ minus das Piano trotzdem super, „Glassy Eyed, Dormant and Veiled“ (Hit!), bringen sie auch super rüber. Sehr solides Set, das hauptsächlich aus Stücken der neuen Platte besteht, und sein Highlight mit „The Lord’s Favorite“ erlebt, catchy ohne Ende, eine Art Saufhymne die sofort die Stimmung hebt und beim Chorus am Ende zum Mitsingen auffordert.

Iceage

Foto: Steffen Schmid

„100€ Wine“, es könnte auch „100 Year Old Wine“ heißen, „Five Inch High Heels“, was man sich als junge Rockstars halt so gönnt. „I do believe I’m The Lord’s Favorite One“. Ich denke aber, dass das ironisch gemeint ist, siehe das Video. So plötzlich wie das losging ist es auch schon wieder vorbei – ich glaube nicht, dass das eine 3/4 Stunde war, keine Zugabe, stört mich aber nicht weiter, weil „The Lord’s Favorite“ klingt immer noch nach, und das sind wir ja irgendwie alle.

Iceage

Foto: Steffen Schmid

Iceage

Human Abfall

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