ERIC PFEIL, 25.10.2014, Wohnzimmer, Feuerbach

Eric Pfeil

Foto: Steffen Schmid

Der Gig-Blog ist ja eine nette Sache. Kommt ein toller Musiker, sagt man, dass man da hin und drüber schreiben will, hat sich noch keiner eingetragen, klappt das. Gut, muss halt im Großraum Stuttgart sein, in Bielefeld hab‘ ich das noch nicht versucht, da kennt uns aber auch keiner. Nach einem Konzert schreibt man, wie’s war, wie’s einem bei der Veranstaltung so erging und ähnliches. Nie redet einem einer rein, nie wird was zensiert, gekürzt oder sonstwie bearbeitet, tolle Sache. Heute ist das anders: Bei der Pause, die sich Eric Pfeil bei seinem Auftritt im Feuerbacher Indiewohnzimmer gönnt, sagt mir Anja von der Gig-Blog-Regierung: „Du musst unbedingt schreiben, dass der Eric Pfeil der beste deutsche Musikjournalist ist! Darfst auch schreiben, dass ich das gesagt habe.“ Hiermit geschehen und zwar gerne, denn da hat die Anja Recht. Lest sein Pop-Tagebuch beim RollingStone, wenn ihr hiermit fertig seid und ihr werdet schon sehen.

Nun aber zur Musik. 2013 hat Eric Pfeil beim Münchner Lieblingslabel Trikont das tolle Album „Ich Hab Mir Noch Nie Viel Aus Dem Tag Gemacht“ veröffentlicht und ließ im vergangenen Sommer die Single „Radio Gelato“ folgen. Zwar hatte er mich mit dem Album schon rumgekriegt und auf seiner Seite, den Rest gab mir dann dieser wunderschöne Sommerhit, den ich wahrscheinlich auch im Sommer 2015 wieder heiß laufen lassen muss, wenn er bis dahin nicht nachlegt. Dies zur Diskographie.

Eric Pfeil

Foto: Steffen Schmid

Mit Anzug und Akustikgitarre steht er nun im Wohnzimmer und freut sich, mal wieder mit Schildkröten auf der Bühne zu stehen, das wären schließlich immer seine besten Konzerte gewesen. Eric Pfeil singt auf deutsch mit Herzblut über Geliebte, die einem in Italien ausgespannt werden, Frauen, die runter zum Fluss gehen, Männer, die Venedig heißen, aber eigentlich Neapel heißen müssten und das Töten von Drachen. Beim letzteren dürfen wir den Refrain mitsingen und machen das, wie ich finde, ganz gut. Drei Stücke kenne ich vom Album, die anderen sind mir neu. So pur und ohne Band gefällt mir und dem Publikum im Wohnzimmer das alles ausnehmend gut.

Eric Pfeil

Foto: Steffen Schmid

Auf deutsch zu singen ist ja eine schwierige Sache. Italiener, Franzosen, Engländer sowieso und wahrscheinlich auch Chinesen und alle anderen haben es da viel einfacher. Singen Italiener in ihrer Muttersprache schöne Texte, so nennt man das Canzone, Franzosen dürfen Chansons zum Besten geben, Engländer Songs. Wie das auf Chinesisch heißt, das weiß ich nicht….. Ihnen und allen anderen wird nie das schreckliche Wort entgegengerufen: Schlager!! Schlager ist schon was Schlimmes und wenn ein Musikauskenner, dir das an den Kopf wirft, dann ziehst du ihn besser atemlos ein. Das ist fies. Es gibt wahnsinnig tolle Schlager jenseits von Helene Fischer und Pur. Außerdem kann man ja einfach Lieder sagen zu dem, was Herr Pfeil macht. Von der seelenlosen Dutzendware der Erwähnten sind seine Lieder meilenweit entfernt. Man darf den Sätzen nachgrübeln oder nachlächeln, wird von unerwarteten Reimen übers Ohr gehauen, versteht so manches nicht sofort oder nie und freut sich darüber. Hier gibt es viel zu entdecken und zu genießen.

Eric Pfeil

Foto: Steffen Schmid

Dass er sich aufs Texten bestens versteht, beweist der Mann auch noch dadurch, dass er uns zwischendurch drei Texte aus seinem Pop-Tagebuch vorliest. Der erste ist älteren Datums hat das Netz verlassen und steht nun in seinem Buch „Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee – Die Pop-Tagebücher“. Die beiden, die er im zweiten Teil vorliest, finden sich noch im Netz. Es geht unter anderem darum, endlich mal zu klären, was Goths im Sommer treiben und was die Musiker von Mittelalterbands für schöne Namen haben. Vom großen Applaus und Anklang, den sein Konzert findet, wird Herr Pfeil nicht unvorbereitet erwischt, denn er hat eine Zugabe im Köcher. Eine Krokodilsträne müssen die Hausherrin und andere dann doch weinen. Als sie vehement den  Sommerhit „Radio Gelato“ fordern, muss der Autor gestehen, dass er diesen heute leider nicht Spielen könne, denn die Akkorde des Mittelteils wären ihm gerade nicht präsent. Kann passieren, macht nix, war trotzdem toll und einen besseren Grund, ganz bald wieder nach Stuttgart zu kommen und das dann einfach nachzuholen gibt’s doch gar nicht, oder?

Eric Pfeil

Foto: Steffen Schmid

6 Gedanken zu „ERIC PFEIL, 25.10.2014, Wohnzimmer, Feuerbach

  • 26. Oktober 2014 um 15:53 Uhr
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    Sehr schön. Aber bedauerlich, dass ich nicht dabei sein konnte.

  • 26. Oktober 2014 um 16:33 Uhr
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    Ein sehr schöner Bericht, der mich ein bisschen Mäuschen spielen lässt, auch wenn ich gar nicht in echt dabei war. Vielen Dank! Und wenn Du mal in Bielefeld berichten willst, schreibst Du einfach für das Konzerttagebuch… :)

  • 26. Oktober 2014 um 19:38 Uhr
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    Ganz großartig, lieber Christian. Habe mir erlaubt, zwei Links zu ergänzen. Kann man so machen im Internetz. ;)

  • 28. Oktober 2014 um 10:52 Uhr
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    Funfact: Ich war schon mal auf einem Konzert in Bielefeld.

  • 28. Oktober 2014 um 11:11 Uhr
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    Ich war sogar schon mehrfach in Bielefeld auf Konzerten. Das bringt ein Leben in Paderborn so mit sich…

  • 31. Oktober 2014 um 13:43 Uhr
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    @Holger, Irre, was man in diesem Internetz so alles anstellen kann, Heidenei! Freu mich übrigens schon auf mein erstes Konzert in Bielefeld…..

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