ELVIS COSTELLO, 14.10.2014, Theaterhaus, Stuttgart

Elvis Costello

Foto: Steffen Schmid

„An Evening with Elvis Costello“ heißt es lapidar auf dem Ticket. „Detour“ verkündet ein Leuchtschild auf der Bühne das Motto dieses Abends. Ein halbes Dutzend Songs hat Costello bereits zum Besten gegeben, als er sich zum ersten Mal ans Publikum wendet. Lieder über Liebe, Hass, Betrug und Untreue wolle er unter diesem Motto heute präsentieren. Und davon habe er ja vierhundert geschrieben, fügt er grinsend hinzu. Elvis Costello, Ikone der Rock-Musik, Mitglied der Hall of Fame, vierzig Jahre Bühnenerfahrung, ist in Plauderstimmung.

Nicht ganz ausverkauft, aber bestens gefüllt ist der große Saal T1 im Theaterhaus. Die Fans sind in Scharen angerückt. Grau ist die beherrschende Haarfarbe, die überwiegende Mehrheit im Alterssegment fünfzig plus minus zehn. Durchaus Altersgenossen des Künstlers, der hat schließlich kürzlich seinen Sechzigsten gefeiert. Nicht wenige dürften sein erstes Album „My Aim Is True“ im Schrank haben und ihn auf seinem langen verschlungenen Weg durch Stile und musikalische Experimente begleitet haben. Und natürlich wird er im Laufe des Abends auch ein paar seiner ganz frühen Titel spielen. Ein intimes Solo-Konzert verspricht das Programm, ein Querschnitt durch sein imposantes Oeuvre. Nur der Künstler, seine Stimme und seine Gitarre – ein Leckerbissen für Costello-Fans.

Elvis Costello

Foto: Steffen Schmid

Das Setting ist perfekt. Minimaler Bühnenaufbau, sechs Gitarren im Halbkreis, zwei Leuchtschilder, ein Keyboard und ein Stuhl. Das ganze diskret ausgeleuchtet, dazu ein Verfolger-Spot, der den Star permanent in den Mittelpunkt stellt. Anfangs überrascht der relativ laute Sound, aber er lässt Costellos Stimme, die man unter tausenden wiedererkennen kann, sehr prägnant im Raum stehen. Dennoch hat man bei den ersten Titeln den Eindruck, dass er mit etwas Mühe gegen die etwas zu laute, hart klingende Gitarre ansingen muss. „Veronica“ ist der Titel, bei dem er zum ersten Mal den perfekten Sound findet.

Nach einer Dreiviertelstunde überrascht Costello mit der Ankündigung, dass er nun einen Special Guest vorstellen wolle. Nämlich sich. Das nächste Set spielt er im Sitzen und – das ist das erfreulichste daran – etwas leiser. Und er erzählt. Anekdoten aus seinem Musikerleben, seine ersten Erlebnisse als Begleitgitarrist in der Band seines Vaters. In Blackpool hätten Sie gespielt. Ja dieses Blackpool, wo ja wohl alle Stuttgarter in den Urlaub hinführen. Da sei ja schließlich wie Las Vegas, nur halt ohne Sonne. Oder von seiner Frau Diana, seinen Zwillings-Söhnen Hank und Frank und seinem Großvater, der Trompeter auf den Schiffen der White Star Line gewesen sei.

Diesen ruhigen Part beendet er mit „She“, dem Hit, der auch einem größeren Publikum aus dem Soundtrack von „Notting Hill“ bekannt sein dürfte. Direkt im Anschluss: „Watching The Detectives“, der großartige, finstere Reggae-Song, der die von ihm produzierten und bekannt gemachten „Specials“ nachhaltig beeinflusst haben dürfte. Intensiv gespielt, mit vielen Effekten, einer Loop-Maschine und ordentlich Verzerrung.

Elvis Costello

Foto: Steffen Schmid

Und so kurzweilig dies alles ist, es mag mich einfach nicht packen. Auch ich bin mit Costellos Scheiben groß geworden und einige seiner Songs, sei es das eben erwähnte „Watching The Detectives“ oder auch „Everyday I Write The Book“ gehören zu meinen liebsten Titeln ever, „Punch The Clock“ zu meinen Top-20-Alben. Aber durch die minimale Präsentation geht leider auch ein ganz wichtiger Aspekt an Costellos Werk verloren: er ist ein großartiger und unglaublich ideenreicher Arrangeur. Allein mit der Gitarre bleibt hier aber vieles, manchmal sogar das Wesentliche seiner Songs, auf der Strecke. Aber ich scheine mit meiner Meinung allein zu sein. Die Stimmung ist gut, freudige Jauchzer des Erkennens und Szenenapplaus gehen durch den Saal, wenn ein neuer Titel angespielt wird.

Nach knapp achtzig Minuten verabschiedet sich Costello von der Bühne, um dann in sage und schreibe drei üppigen Zugaben nochmal neun Titel zum Besten zu geben. Ein Set davon am Piano, darunter das wunderbare „Shipbuilding“. Ganz zum Schluss hängt er sich dann noch die E-Gitarre um, bittet sein Publikum an die Bühnenkante und beendet den Abend nach gut zwei Stunden mit „Peace, Love & Understanding“.

Die Setlist des Abends gibt es auf der offiziellen Elvis-Costello-Website.

Elvis Costello

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