BRANT BJORK & THE LOW DESERT PUNKS, BROTHERS OF THE HEAD, 06.10.2014, Universum, Stuttgart

Brant Bjork

Foto:Michael Weiß

Als der gig-blog damals, fünf Sonnenumläufe ist es her, gegründet wurde, war einer der Gedanken, die mich das erste Jahr begleiteten „Wir müssen unbedingt Brant Bjork auf unserem Blog haben.“ Das lag daran, dass der gute Mann in den Jahren zuvor gefühlt alle drei Monate in der Stadt war, und ein begeisterndes Konzert nach dem anderen gegeben hatte, unter deren Eindruck ich noch nachhaltig stand. Dann noch der fabelhafte Look, irgendwo zwischen Latino-Hippie, Dosenbier trinkendem Trucker und der Superbulle… heute isses nach längerer Abstinenz endlich soweit.

Ganz richtig ist es aber auch nicht. Wir hatten BB schon ein paarmal auf gig-blog, aber das war immer als Drummer, sowohl bei C.J. Ramone als auch bei Kyuss Lives. Aber nicht unter seinem Namen mit ihm als Frontman. Beim letzten Mal als Brant solo im Universum spielte, war es proppenvoll, und auch diesmal heißt es am Ende: ausverkauftes Haus. Dementsprechend geht es schon bei der Vorband gut gefüllt los.

Brothers of the Head

Foto: Michael Weiß

Kollege Setzer schrieb ja vor kurzem einen kleinen Artikel über die Stuttgarter Brothers Of The Head, die bis vor kurzem noch als „Bomb Whateva“ auf den Bühnen standen, und hier auch schon ein paar Mal besprochen wurden. Punkt 20 Uhr beginnt das Quartett, mit einem Bassisten als Leadsänger, der eine hübsche Bill-Ward-in-frühen-Jahren-Friese trägt. Die Gitarristen bespielen Les Pauls, was schon mal ein Fingerzeig auf die Musik ist, die wir hier zu hören bekommen. Meist mittelschnellen Stonerrock, manchmal mit Metalparts zwischendurch, manchmal unweigerlich an Kyuss erinnernd. Tendenziell aber eher straighte, harte, durch die tiefen Gitarren auch ziemlich heavye Musik. Godsmack wäre vielleicht noch ein passender Vergleich. Viel Druck hat das Ganze, langweilt mich auch nicht, aber so ganz ist es dann doch nicht meine Tasse Tee. Vielleicht könnte songschreiberisch noch mehr drin sein, vielleicht ist es mir auch einen Tick zu schnell und straight für diese Art Musik. Aber die 40 Minuten gehen dank der energiegeladenen und angenehm unposerhaften Vorstellung kurzweilig vorbei.

Die Umbaupause zieht sich ein wenig, Zeit genug, um das Publikum auszutarieren. Viele freundlich ausschauende Menschen, gechillt wie der Meister BB selbst, aber wohlgenährter. Mageren Heroin-Look gibt es so gut wie gar nicht zu bewundern, eher so bisschen Bier-Speck um die Hüften und/oder Snickers-Bäuchlein (wegen den Hanfnebenwirkungen). Passt also alles wunderbar, als gegen 21.10 Uhr Brant mit seinen drei „The Low Desert Punks“ auf die Bühne kommt, und mit dem Opener gleich klarmacht, warum das live so super ist.

Brant Bjork

Foto:Michael Weiß

Das Stück hat gleich mal diesen sagenhaften, leicht psychedelischen Kyuss-Swing. Dröhnt wunderbar heavy, groovt wie die Sau, und dann wird auf dem Grundthema, gegen Ende des Songs, ewig lang gejammt. Aber nicht so Gefrickeljams mit langen, nervtötenden Soli, sondern es wird mit der Dynamik gespielt. Ganz leise wird es, um dann über Minuten eine immer lautere Wand aufzuschichten, die dann über einem zusammenbricht. Und das alles unter dem pulsierenden Beat. Ganz groß, genau das ist es, was mich immer so fasziniert hat an BB-Konzerten.

Umso merkwürdiger auch für mich selbst, dass es einen Musiker gibt, den ich schon so oft live gesehen habe und für seine Liveshows schätze, von dem ich aber nicht einen einzigen Tonträger besitze. T-Shirt ja, aber Platten nix, kenne auch nicht einen Song vom Titel her. Das liegt nämlich daran, dass in meinen Ohren das Songwriting BBs nicht das aller herausragendste ist. Gute Riffs sind dabei, man könnte es sich auf Platte gut anhören, aber da gibt es hörenswertere Bands. Auf der Bühne, bei der Livedarbietung, da wird der Unterschied gemacht bei BB.

Low Desert Punk heißt sein Label und seine Band, wobei Punk ist es nicht so sehr, aber Desert schon sehr, was wir zu hören bekommen. Es gibt schon das eine schnellere, rotzigere Stück, bei dem man evtl. etwas an Punk denken könnte. Aber ebenso ein Stück, welches sehr doomig anfängt. Eigentlich ist es aber 1a Stoner-Desert-Rock, der seine stärksten Momente in diesen vor Energieausbrüchen platzenden Jams hat. Da ist auch die kurze, etwas unspannendere Mittelphase des Konzerts schnell überwunden, wenn gegen Ende zu wieder die herrlich stumpfen Riffs so totgegroovet werden, dass es nur so eine Freude ist.

Brant Bjork

Foto:Michael Weiß

Es gibt auch etwas vom bevorstehenden Album zu hören (Release wohl im November). Die Männerbrüste des oben ohne spielenden Drummers bewegen sich rhythmisch dazu, Basser und Gitarrist fallen nicht weiter optisch auf. Brant Bjork natürlich schon. Faszinierend auch wie weit er beim Singen den Mund aufmachen kann, erinnert an einen menschlichen Nussknacker.

Nach ca. 80 Minuten ist der schweisstreibende Spaß vorerst vorbei. Und trotz ziemlich lahmer Zugabeforderei kommen die vier Jungs nochmal für zwei Songs auf die Bühne. Mit „73“ und „The Future Rock“ sind das nochmal zwei stramme Midtempo-Tracks, die uns alle zufrieden in die Montagnacht entlassen. So zufrieden, wie man eben immer immer immer ist, nach einem Brant Bjork-Konzert.

Brant Bjork

Brothers of the Head

2 Gedanken zu „BRANT BJORK & THE LOW DESERT PUNKS, BROTHERS OF THE HEAD, 06.10.2014, Universum, Stuttgart

  • 8. Oktober 2014 um 08:59 Uhr
    Permalink

    „Low Desert Punk“ heißt auch eines seiner besseren Stücke, wenn nicht das beste. Der Name muss jetzt für alles herhalten. Label, Band, Album, Erstgeborerner, Frisur…
    Auf Platte tatsächlich sehr vernachlässigbar.

  • 8. Oktober 2014 um 17:17 Uhr
    Permalink

    schweißtreibend wars aber nur weil an der Lüftung gespart wurde

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