LEVIN GOES LIGHTLY, TRISTAN RÊVERB, 30.08.2014, Merlin, Stuttgart
Dieser August konnte dieses Jahr ja nicht am Wetter ausgemacht werden, sondern am Auftauchen des üblichen Konzert-Sommerlochs, das sich zuverlässig wie jedes Jahr präsentierte. Ja wenn denn nicht das sehr feine Klinke-Festival im Merlin wäre, das auch in seiner 25. Ausgabe mit feinen Gratiskonzerten die Sommerferien bestens ausfüllt. Den würdigen Abschluss des Ganzen bilden diesen Samstag die Lokalbarden Levin Goes Lightly und Tristan Rêverb.
Wie zuvor bei Driving Mrs. Satan ist auch heute Abend das Merlin bestens gefüllt, wobei hier zu sagen wäre, dass Levin Goes Lightly sich im letzten Jahr ordentlich Fame erspielt hat. Der Debüt-Tonträger war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, und das fleißige Auftreten mit Eindruck hinterlassenden Konzerten hat den Rest dazu beigetragen. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann spielen (oder spielt, denn eigentlich ist TR ja der Sänger und Komponist) Tristan Rêverb auch auf seinen Wunsch heute hier.
Mit sechs Leuten üppig besetzt, spielen die Schorndorfer eine schwer zu beschreibende Musik. Von Folk bis zu „Jim Morrison ohne Heroin“ reichen die Vergleiche. Für mich klingt es eher ein wenig, als würden die frühen Giardini Di Mirò mit besagtem Jim Morrison am Gesangsmikro psychedelische Musik machen. Interessant und gut klingend der Effekt auf dem Gesangsmikro, der die Stimme irgendwie abdämpft. Hat den Nachteil, dass man bei den Ansagen leider so gut wie gar nichts versteht, aber wenn Tristan singt klingt das gut. Ebenfalls besonders die Trompete, die im Zusammenspiel mit der zweiten Gitarre spannende Momente aufbaut. Trompete gibt es eh immer zu wenig. Ein Lob an jede Band, die Trompete benutzt (ok, gibt auch Ausnahmen).
Mir missfällt der Auftritt auf jeden Fall nicht. Die Songs sind zwar eher langsam und auch nicht gerade kurz, haben aber Dynamik durch laut-leise Momente, und auch harmonisch-melodische Spannungen, die mich gerne zuhören lassen. Einen Ticken mehr Abwechslung wäre vielleicht nicht schlecht, andererseits erzeugt die Band aber so auch eine gewisse Atmosphäre, die einen durchaus in einen Bann ziehen kann. Das Publikum ist ebenfalls zu Großteilen angetan und klatscht heftig.
Levin Goes Lightly sehe ich ja nach dem letztjährigen ESxSW-Festival zum zweiten Mal. Stand er damals noch alleine mit Gitarre auf der Bühne, wird er diesmal oft von einer Keyboarderin begleitet. Auch scheint er mir weniger auf Glitzer und Schminke abzufahren als noch vor zehn Monaten. Ansonsten ist der Grundmood des kühl-morbiden aber geblieben. Beats und Bass kommen weiterhin aus der Dose. Da ich mich nicht wirklich mit seiner Musik auskenne, habe ich den Eindruck, dass der Sound sich aber noch mehr Richtung Noise und/oder shoegazigen Seefeel verschoben hat, als beim letzten Mal. Es sind wohl aber auch neue Songs dabei im Repertoire, habe ich mir sagen lassen.
Weniger Pop also, so mein Eindruck, dafür aber mächtig Atmosphäre dank dunklem rot-blauem Licht und Nebel, düsterem Sound mit charismatischem Gesang, und intensiver Bühnenperformance. In der ersten Reihe lässt ein Zuschauer dazu unentwegt eine Glaskugel zwischen seinen Händen rotieren, ein paar andere bewegen sich zeitlupenartig zu der Musik. Wie lang der Auftritt letztendlich war lässt sich im Nachhinein gar nicht mehr rekonstruieren, das Zeitgefühl ist irgendwann komplett ausgehebelt. Ein Konzert, wie ein seltsamer Traum in einer Zwischenwelt.
Fakt ist, dass es keine Zugabe gibt, und dass man gespannt sein darf, was die zweite Veröffentlichung so bringen wird. Und für mich die Erkenntnis, dass das Merlin sich als Auftrittsort ganz schön gemausert hat. Besseres Licht als die Innenstadtklubs, guter Sound, das soll hier mal ausdrücklich lobend erwähnt werden.
Da habe ich wohl was verpasst… Und übrigens Spitzenfotos, lieber X-tof!