ERDMÖBEL, 13.02.2014, Schauspielhaus, Stuttgart

Erdmöbel

Foto: Michael Haußmann

Heute ist es soweit – mein persönliches Nachholkonzert der Kölner Band Erdmöbel.

Das erste Mal wahrgenommen hatte ich die Band 1999 im Leipziger Club „Ilses Erika“. Auf Tour waren sie mit dem Album „Erste Worte nach Bad mit Delfinen“. Die Band saß nicht Backstage, sondern im Club auf einem Sofa uns gegenüber und machten einen sehr gelassenen, sympathischen Eindruck. Irgendwie ist man an diesem Abend nicht zusammengekommen. Der Beginn hat sich in die Länge gezogen, und wir sind schon vorher gegangen…

13 Jahre und acht Erdmöbel-Alben später ist der Rahmen ein anderer. Konzert x Bühne heißt es, eine Veranstaltungsreihe des Schauspiel Stuttgart. Das Foyer des Schauspielhauses ist locker gefüllt, an der Bar gibt es noch ein schnelles Getränk. Beginn 19:30 Uhr steht auf der Einlasskarte, das wird auch eingehalten, denn schon bald ertönt der Saalgong und auch die Band lässt nicht lange auf sich warten.

Erdmöbel

Foto: Michael Haußmann

Platz gibt es auf der abgehängten Theaterbühne reichlich, die Instrumente sind im Halbkreis aufgebaut, in der Mitte beeindrucken die in Reih und Glied aufgestellten drei Gitarren und vier Bässe, Schlagzeug und Keyboard bilden die seitlichen Eckpunkte. Den Hintergrund ziert eine Banderole mit lauter Kirschblüten,das Wiedererkennungsmerkmal des aktuellen Albums Kung Fu Fighting. So zart und pastellfarben das Cover, so auch die Kleidung der Band.

Schnell wird klar, Sänger und Gitarrist Markus Berges und Bassist Ekki Maas sowie die anderen Bandmitglieder, sind über Jahre ein eingespieltes Team, man kennt und versteht sich. Spökes, wie es im rheinischen heißt, kommt nicht zu kurz.

Ein damaliges Konzert in der Röhre hat die Band in bester Erinnerung, Fanreaktionen aus dem Publikum zeigen, ihnen geht es nicht anders. Geboten wird in den nächsten anderthalb Stunden ein Set, wofür Erdmöbel stehen – ein Reigen an textlicher Originalität, eine Reise an Orte, Erlebnisse und Gefühlslagen, die an Skurrilität überboten werden, aber auch nicht schöner beschrieben werden können, eingebettet in einer Melange aus Pop, Swing und Bossa Nova.

Erdmöbel

Foto: Michael Haußmann

Den musikalischen Auftakt gibt „Peng“ vom aktuellen Album. Dazu gibt es kraftvollen Bläsersatz, von den Begleitern Christa Becker an der Querföte und Posaunist Hennig Beckmann. Mit „Ausstellung über das Glück“ führen Erdmöbel mit leichten Bossa Nova-Rhythmen durch das Hygienemuseum Dresden. Dass es das Hygienemuseum wirklich gibt, merkt Schlagzeuger Christan Wübben an, hätten sie erst nach dem Stück festgestellt. Ein Besuch dort lohnt sich in jedem Fall.

Mit lässig laid-back bewegt sich das Stück „Cardiff“. Ekki Mass bedient melodiös seinen Bass, als Zuckerguss obendrauf legen sich ganz leicht Flöte und Posaune. Für die beiden Soli der beiden Bläser gibt es gleich einen herzlichen Zwischenapplaus. Endlich, bei „Jetzt“ wird auf ein wichtiges Accessoire hingewiesen, der wunderschöne rote Glitzerring des Keyboarders Wolfgang Proppe. So viel wurde verraten, dass es das Geschenk einer Sängerin sei. Da fliegen die Finger ganz leicht über die Tasten, den wertschätzenden Applaus für das Solo gibt es gleich dazu.

Erdmöbel

Foto: Michael Haußmann

Tanzmusik, das gibt es auch bei den Erdmöbeln,da sollte nicht nur mit dem Kopf genickt werden. Der Takt von „Gefässe“ lockt endlich die ersten Tänzer aus den Reihen. Verstärkung gibt es bei „In den Schuhen von Audrey Hepburn“. Da möchte man sich doch gerne leichtfüssig wie Holly Golightly in der Eröffungssequenz von „Breakfast at Tiffany“ bewegen. Mit den leichten Melodien von „Das Leben ist schön“ und „Vergnügungslokal mit Weinzwang“ endet das Set. In den Reihen wird immer noch geklatscht und getanzt, auch als die Band abtritt. Der Band sei gedankt, noch drei Zugabenteile folgen. Mit „Die Devise der Sterne“ verabschiedet sich die Band. „Ich will gute Erinnerung haben“ singt Markus Berges. Wenn dann auch noch so charmant angeboten wird, am Merchandising-Stand überall dort signiert zu werden, wo man möchte, wer kann da der guten Erinnerung widerstehen.

Erdmöbel

Foto: Michael Haußmann

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