WHEN SAINTS GO MACHINE, 28.10.2013, Keller Klub, Stuttgart

When the saints go machine

Foto: Michael Weiß

Müde und ahnungslos. Eigentlich eine prima Sache, wenn man nicht gerade Pilot oder Herzchirurg ist. Für die Schule, Uni und das normale Arbeitsleben zeigt die persönliche Vita, dass man so immer wunderbar unter dem Aufmerksamkeitsradar von Chefs, Dozenten und Lehrern bleibt, und sich so stressfrei durchs Leben hindurchlaviert. Da ich aber heute Abend eher so interessehalber da bin, ohne aber auch nur ansatzweise behaupten zu können When Saints Go Machine ernsthaft zu kennen, ist das bei Konzerten ausnahmsweise eine eher schlechte Kombination.

Das fängt schon beim Aufwärmprogramm im eh schon warmen, und mit allerlei Jungvolk gut besuchten Keller Klub an. Zwei DJs, die chillige Elektromusik auflegen. Müde und ahnungslos wie ich bin, kann ich damit nicht so Recht was anfangen, man könnte auch von langeweileartigen Zuständen sprechen, die mich erfassen. „DJs are not musicians“ murmel ich vor mich hin, und erst mal ab in den Nebenraum, schön passiv rauchen.

Um 22:10 kommen „When Saints Go Machine“ auf die mit bunt leuchtenden Elektrogeräten ausgestattete Bühne. Vier sehr junge Dänen sind das, wobei der Sänger vom Style her auch ein Abiturient aus den Mitt-90er sein könnte, so vom Haar und der Kleidung her. Eher noch verwirrender für mich wird dann das musikalische Geschehen des Abends sein. Müde, ahnungs- und ratlos.

When the saints go machine

Foto: Michael Weiß

Denn mir fällt es nicht nur extrem schwer die Musik des Quartetts irgendwie einzuordnen, auch mit dem emotionalen Zugang dazu tue ich mich sehr schwer. Es ist sphärisch, verschachtelter Synthie-Indie-Pop, mit Bass-Linien, die eher nach Dancemusik klingen. Tendenziell ist das Ganze eher ruhig, steigert sich dann aber auch gerne mal zu kleineren Höhen auf, ohne vollends durchzubrechen. Ein Stück baut sich zu Großteilen auf Störgeräuschen auf, die auch von Radiohead in ihrer experimentellen Phase kommen könnten, und wandelt sich dann in fast schon massiven Dub um. Ein anderes Stück gemahnt mit seinen sich wiederholenden Arpeggien-Kaskaden fast schon an Underworld. Verunsichert frage ich mich, ob ich irgendwas von Dubstep-Einflüssen schreiben kann.

Dazu kommt der seltsame Falsett-Vibrato Gesang von Nikolaj Manuel Vonsild, der nicht nur mich ein wenig an Anthony erinnert. Problem: Ich mag die Stimme von Anthony und seine Art zu singen nicht. Und um die Musik noch weniger greifbar zu machen, singt Vonsild schwer fassbare Melodien, die teilweise nicht so richtig mit der Musik in Einklang zu stehen scheinen. Begleiterin Sabine meint, das wirke wie „nicht fertig erzählt“. Dabei ist die Musik der Dänen natürlich so gewollt, und eigentlich ist es ja fast schon avantgardistisch, was die da für Musik machen.

Um bei mir aber vollends die totale Verwirrung auszulösen, gesellt sich noch die Tatsache hinzu, dass das Publikum richtig abgeht, johlt, begeistert ist und mittanzt. Natürlich gibt es auch Parts, die sich einem leichter erschließen, und fast schon Pop sind, aber prinzipiell kommt man schon ins Grübeln, wie sehr man gerade wohl den Zeitgeist verpasst hat. Bzw., sind die jungen Leutchens entgegen aller Unkenrufen nicht schon viel weiter im Kopf, begeistern sich problemlos für komplizierte Musik, und man selber denkt wohl noch viel zu sehr in einfachen, griffigen Songs? Oder ist das Ganze doch viel einfacher und man kann es einfach abhaken unter „es gibt halt Musik, die einen aus welchen Gründen auch immer nicht berührt“. Man weiß es nicht, und ich schon mal gleich gar nicht.

Nach einer guten Stunde ist dieser musikalisch höchst ungewöhnliche Auftritt vorbei, und ich bin ehrlich gesagt ziemlich gespannt, was sich aus dieser Art Musik in Zukunft noch entwickeln wird.

DJs

When The Saints Go Machine

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