THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW, 24.04.2013, MHP-Arena, Ludwigsburg

The Australian Pink Floyd Show

Foto: Dominic Pencz

Lieber Roger, David und Nick, lieber Richard † und Syd †!

Wisst Ihr was? Ich geh zur The Australian Pink Floyd Show. Man hört ja, dass diese Band Euch am besten covert. Muss was dran sein, die machen das bereits seit 1988 und füllen damit Jahr für Jahr große Hallen.

Es gibt sicher einfacheres, als Eure Musik zu covern: Eure komplexen Arrangements mit Richards verrückten Synthesizern (Jason Sawford heisst der Mann, der bei The Australian Pink Floyd Show die Tasten drückt), Davids und zuvor Syds wunderbares Gitarrenspiel (Steve Mac macht das), Rogers Bass (Ian Cattell) und Nicks Schlagzeug (Paul Bonney) nachzuspielen und zu wissen, dass die Fans jeden Takt der Songs kennen – schwerer kann man es sich kaum machen. Aber The Australian Pink Floyd Show können das. Wem erzähle ich das, Ihr kennt sie ja, haben sie doch bei Davids 50. Geburtstag gespielt. Das müsste als Ritterschlag genügen.

The Australian Pink Floyd Show spielen erst mal die ganze „Dark Side Of The Moon“ runter, klar, ist ja 40jähriges Jubiläum von Eurem 50-Millionen-Meisterwerk. Und das verrückte: Die spielen das perfekt! Wie auf Platte. Mit insgesamt zehn Leuten auf der Bühne einschließlich drei Background-Sängerinnen, die sich bei „The Great Gig In The Sky“ abwechseln – jede mit ihrer Stimmfarbe, toll. Der Sound von „Us And Them“ füllt jeden Winkel der Halle. Echt ein Erlebnis Eure Musik live hören zu können, einfach so.

The Australian Pink Floyd Show

Foto: Dominic Pencz

Das letzte Mal konnte man Euch live im Neckarstadion sehen, das war 1989 (hier die Setlist, crazy, was das Internet so alles weiß). Ich konnte mir die Karte damals nicht leisten, ich war noch Schüler. Ich hätte wohl mein Sparbuch bei der Landesgirokasse plündern sollen, ein Fehler aus heutiger Sicht.

Apropros crazy: In der Mitte über der Bühne hängt eine Projektionsfläche, da lassen Aussiefloyd, wie sich auch nennen, Filme zu Eurer Musik projizieren. Stell Dir vor, Syd, bei „Shine On You Crazy Diamond“ flimmern da in Zeitlupe abgefilmte Kornfelder, durch die ein Liebespaar Hand in Hand durchtänzelt. Sieht aus wie aufm Zeugen-Jehova-Wachturm. Und eigentlich geht es doch um Dich, Syd, um Deine verwirrte Psyche. Crazy. Bei „Wish You Were Here“ zeigen sie dann allerdings einen Haufen Fotos von Dir mit den anderen. Da wird man schon sentimental. Insgesamt lenken mich die Filme aber von der Musik zu sehr ab, wegen mir braucht es die nicht. Auf das rosa Riesen-Känguru in Anlehnung an Eurer fliegendes rosa Riesenschwein vom Album „Animals“ hätte ich aber nicht verzichten wollen. Und das verrückte: Zum Abschluss („Run Like Hell”) zaubern die auch noch das rosa Riesenschwein aus dem Hut – ist das Eures?

The Australian Pink Floyd Show

Foto: Dominic Pencz

Aber wisst Ihr, wer heute Abend fehlt? Ihr fehlt! Ihr habt die Musik komponiert, habt Euch mit wasweissich im Studio weggeschossen, Euch auseinandergesetzt mit den großen Themen Macht, Geld, Gewalt oder zutiefst persönliche Songs über den so veränderten Syd geschrieben. Deshalb gehört für mich zum Erleben gerade Eurer Musik Eure Anwesenheit dazu (na ja, wenigstens einer von Euch sollte dabei sein ;-). Aussiefloyd ist wahrscheinlich nicht nur die beste Pink-Floyd-Coverband, sondern die beste Coverband überhaupt, aber bei ihnen kann ich Eure Musik nur hören, nicht fühlen. Ich kann mich jedenfalls bei der von Aussiefloyd gespielten Musik nicht wirklich verlieren. Nur einmal gelingt das, beim vorletzten Stück „Comfortably Numb“ – ohne Filmeinspieler, nur Licht und Klang. Die ziehen tatsächlich am Ende des Songs für drei Minute eine riesige Discokugel hoch, beleuchten die und schaffen zusammen mit der ganzen Band den besten Moment des Abends. So einfach kann die Show sein.

Nach dem Konzert sinniere ich mit O. und D. darüber, ob es vielleicht authentischer wäre, wenn The Australian Pink Floyd Show nicht perfekt nachspielen würde, sondern Eure Stücke auf eigene Weise interpretieren würde. D. winkt wirsch ab. Das würde sich ja dann so anfühlen, als ob jemand anders mit seiner Frau f***** würde. Ok, keine Option. The Australian Pink Floyd Show soll beim eingeschlagenen Weg bleiben: Pink Floyd in größter Perfektion live spielen und damit jedem die Möglichkeit geben, diese Musik live hören zu können. Das ist ein großes Geschenk.

Oder noch eine Idee: Roger, David und Nick, geht doch noch mal mit Aussiefloyd auf Tour. Vielleicht das beste aus zwei Welten.

Liebe Grüße, Euer bertramprimus

PS: Hier die Setlist aus Ludwigsburg (nach bestem Wissen- auf der diesjährgen Tour haben sie eigentlich „Echos“ im Program, aber das haben sie heute nicht gespielt. Schade!)

Speak to Me
Breathe
On the Run
Time
Breathe (Reprise)
The Great Gig in the Sky
Money
Us and Them
Any Colour You Like
Brain Damage
Eclipse
The Happiest Days of Our Lives
Another Brick in the Wall Part 2
Sorrow
In the Flesh?
What Do You Want from Me
Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
Coming Back to Life
Wish You Were Here

Encore:
One of These Days
Comfortably Numb

Encore:
Run Like Hell

The Australian Pink Floyd Show

Foto: Dominic Pencz

3 Gedanken zu „THE AUSTRALIAN PINK FLOYD SHOW, 24.04.2013, MHP-Arena, Ludwigsburg

  • 28. April 2013 um 11:42 Uhr
    Permalink

    Manchmal hoffe ich ja doch, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Vielleicht sehen ja Syd und Richard von Oben, dass ihr Werk auf Erden weiter gelebt wird. Mehr kann ein Mensch nicht erreichen. Mehr kann Musik nicht bewirken.
    Danke! Für diesen tollen Bericht!

  • 29. April 2013 um 10:29 Uhr
    Permalink

    … mich irritiert sowas ja immer, wenn jemand einen Prominenten verkörpert … Aussieflyod scheint für mich also ein wenig so, als wenn Bruno Ganz Hitler spielt. Aber das ist nur ein Vorurteil vielleicht, denn ich war ja nicht dabei und funktionieren tut’s ja offensichtlich. Netter Brief an die Jungs …

  • 4. Mai 2013 um 12:02 Uhr
    Permalink

    Dass ich mir die Karten für die letzte Pink Floyd-Tour nicht leisten konnte, ist auch für mich ein Kindheitstrauma!
    Dafür war ich aber mal bei Dave Gilmour in Linz. Das war super! Ganz kleines Konzert übrigens – nur 10.000 Leute oder so …

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