ELECTRA, THE TREMOLETTES, 25.04.2013, Zwölfzehn, Stuttgart

Electra

Foto: Michael Haußmann

Eigentlich bin ich ja dank gestrigem Konzert zu müde für das nächste konzertante Ereignis, aber darf man jammern, wenn die Kollegin ihren Artikel um 4:30 nachts fertigstellt, und danach früh morgens ihrer normalen Tätigkeit nachgeht? Und außerdem hat der Herr Carsten Friedrichs gestern von den „Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen“ ja persönlich das Konzert von Electra heute Abend empfohlen, und wer dessen musikalische Geschmackssicherheit kennt, zweifelt eben nicht daran und folgt gefälligst der Aufforderung. Trotz lauen Sommerabends also, an dem sich wohl viele für andere Aktivitäten entschieden haben, denn der Besucherandrang heute Abend ist eher mau. Aber Tel Aviv!

The Tremolettes

Foto: Michael Haußmann

Appropos C’est la vie Tel Aviv, da kommen Electra her. Eine eindeutig kürzere Anfahrt hingegen haben The Tremolettes, die den Abend eröffnen. Die sind nämlich von hier, also Stuttgart. Das junge Quartett spielt dreckigen, bluesigen Rock’n Roll, der ca. 30 Jahre älter klingt, als es das Geburtsdatum der Musiker hergibt. Und das ist ein Kompliment. Musikalisch nicht ganz meine Vorlieben treffend, kann man trotzdem mal ziemlich treffsicher feststellen, dass die Jungs tolle Songs haben, eine sehr gute Liveband sind, und überragend stilsicher den Sound, der ihnen vorschwebt, wiedergeben. Für Leute, die gerne Alabama Shakes und sowas hören. Pluspunkt für das ZZ-Top T-Shirt des Keyboarders. Wird man noch mehr von hören und lesen.

Das gilt wahrscheinlich umso mehr noch für Electra. Denn das Trio legt mal einen so dermaßen energischen Auftritt hin, dass man nur staunen kann. Denen ist es wumpe, dass so wenige Leute da sind, dass der Abstand der ersten Reihe zum Bühnenrand in Meilen angegeben werden kann, und dass Sänger Nitzan Horesh gesundheitlich angeschlagen ist, wie er mir nach dem Konzert erzählt. Alles wurscht, die können wohl gar nicht anders als sich live komplett zu verausgaben und alles weg zu blasen.

Wobei die Fähigkeit überragend live aufzutreten das Eine ist. Das Andere, was das Konzert so herausragen lässt, ist das sehr gute Songmaterial der Band. Man könnte die Musik als wilden Power-Pop, oder Mod-Rock klassifizieren. Abwechslungsreiche Ideen, umwerfende Melodien mit vielen „uuuhhs“ des Bassers und Drummers, und ein Sound, der man ganz grob irgendwo bei The Who und den frühen Arctic Monkeys verorten kann, wobei teilweise sogar immer wieder kurze Ska-Elemente in ihre Musik einfließen.

Electra

Foto: Michael Haußmann

Höhepunkte gibt es viele, wobei ich bisher leider nur das letzte Album „Second Hand Love“ besitze, das aber noch nicht so fest sitzt, als dass ich hier viele Songtitel anpreisen könnte. „Time And Place“ wäre so ein Hit, aber da gibt es noch eine Menge anderer. Ein sehr rockiges Cover von The Israelites darf natürlich auch nicht fehlen. Appropos, der gute Nitzan hat die Tage, wie mir zugetragen wurde, auch ein Interview dem Deutschlandfunk gegeben, in dem er sich auch zu politischen Themen äußert.

Aufregender Typ, aufregende Band, aufregendes Konzert. Am Ende tanzen sogar paar Leute. Nach einer Stunde ist dieses Energie-Inferno zu Ende. Anscheinend ist der Auftritt um fünf Songs gekürzt worden, da Nitzan angeschlagen ist. Wenn der Typ so abliefert, wenn er krank ist, dann möchte ich nicht wissen, wie das aussieht, wenn er bei vollen Kräften ist. Und bei einem bin ich mir ziemlich sicher: Wer solche Songs hat und live so performt, der spielt in ein paar Jahren nur noch vor vollen Clubs und ausrastendem Publikum.

Electra

The Tremolettes

3 Gedanken zu „ELECTRA, THE TREMOLETTES, 25.04.2013, Zwölfzehn, Stuttgart

  • 26. April 2013 um 18:36 Uhr
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    Ist ja selbstverständlich, dass Friedrichs Electra empfiehlt, ist ja ihr Booker. Aber schöne Fotos und schöner Bericht, schade, dass ich nicht da sein konnte.

  • 26. April 2013 um 18:40 Uhr
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    das ist richtig, der mag die Band aber wirklich für ihre Musik und ist Fan von denen. Auch mal schön, ein Booker, der seine Band tatsächlich gut findet;-)

  • 26. April 2013 um 20:03 Uhr
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    Soll tatsächlich Menschen geben, die Inhalte ihrer Erwerbsarbeit auch privat gut finden.

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