ARCHIVE, 04.04.2013, LKA, Stuttgart

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Foto: Steffen Schmid

Es gibt Konzerte, die sind einfach toll. Der Artikel schreibt sich von selbst, einzige Gefahr: Übertreibung und Lobhudelei. Muss kritisch schlussgelesen werden. Sonst alles dufte. Dann gibt es die grottenmiesen Gigs. Auch eine Freude: Finger in die Wunde, natürlich kein übler Verriss, positive Details hervorgehoben, aber meist locker runtergeschrieben. Und dann gibt es die Konzerte, die genau dazwischen liegen. Mühsam, darüber etwas lesenswertes zu schreiben. Das Dilemma des Gig-Bloggers.

Und blöderweise hat ARCHIVE gestern im LKA genau dieses befürchtete Mittelmaß getroffen.

Ist natürlich auch gefährlich: erster Besuch bei der Kult-Band, die Erwartungen hoch. Die Chance, eine Lücke in der persönlichen Gigographie zu schließen. Der Rahmen passt: Das LKA ist angenehm gefüllt, kein Gedränge, gesicherte Getränkeversorgung. Das Publikum zu Dreivierteln männlich und Ü30. Die Bühne sparsam dekoriert, ein paar LED-Dreiecke, rechts und links Keyboards, zwei Schlagzeug-Sets im Hintergrund. Punkt 21 Uhr: Sechs Herren in schwarz kommen die LKA-Showtreppe herab und legen mit einem furiosen Instrumental-Intro los. Die Erwartung steigt, der Spannungsbogen baut sich auf. Mit dem dritten Titel „System“ ist so etwas wie ein erster Höhepunkt des Konzerts erreicht.

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Foto: Steffen Schmid

Zu „Hatchet“ stößt dann Sängerin Maria Q Holly Martin hinzu. Und seltsam, der Titel kommt nicht in die Gänge. Der Sound fällt ab, das Zusammenspiel ist fahrig, die Gesangsstimme zu leise. Ab hier sind wir im Mittelteil des Gigs angelangt. Erstmal drei Titel vom aktuellen Album, das alte Archive-Fans nicht wirklich zu mögen scheinen. Bei „Conflict“ werden Tempo und Sound wieder angezogen. Dennoch, so richtige Stimmung mag im Publikum nicht aufkommen, dabei ist das Ganze durchaus auf Tanzbarkeit ausgelegt. Die Tracks, bei denen das zweite Schlagzeug zum Einsatz kommt, treiben ganz ordentlich. Aber erst bei „Fuck U“ wird die Menge laut, der (natürlich sehr eingängige) Refrain wird kollektiv mitgesungen. Klar, die musikalische Spannbreite ist beeindruckend, und auch der Sound passt meistens. Stellenweise richtig orchestral. Aber bei den langsamen Progrock-Titeln schweift mein Blick durch die Halle und bleibt an einem Barclay-James-Harvest-Konzertplakat hängen. Und da wird mir grausam bewusst, an wen sie mich in diesen Titeln stellenweise erinnern. Da ist tatsächlich ein gewisser Schwulst nicht zu überhören.

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Foto: Steffen Schmid

Nach 70 Minuten verlässt die Band zum ersten Mal die Bühne, kommt aber schnell mit einem ordentlichen Zugaben-Part zurück. Bei „You Make Me Feel“ mit dem Wechselspiel aus süßestem Gesang und brachialem Sound findet Maria Q Holly Martin zu ihrer Form und die Band lässt’s nochmal richtig krachen. Mit „Dangervisits“ enden die Zugaben. ARCHIVE verlassen die Bühne, das Licht bleibt aus, der Sound bleibt stehen. Aber dem Publikum scheint’s zu reichen. Das Licht geht an, der Abend ist gelaufen. Leider kein Gig, von dem ich noch meinen Enkeln erzählen werde.

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Foto: Steffen Schmid

2 Gedanken zu „ARCHIVE, 04.04.2013, LKA, Stuttgart

  • 5. April 2013 um 23:38 Uhr
    Permalink

    Leider auch nur ein mittelmäßiger GIG-Blog Artikel. Die Sängerin war nicht Maria Q….
    Bißchen besser recherchieren….

  • 6. April 2013 um 09:01 Uhr
    Permalink

    Danke für den Hinweis. Ist korrigiert.

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