SONG SLAM STUTTGART, 13.01.2013, Speakeasy, Stuttgart
Bei der Schlange vorm Speakeasy und dem aktuellen Hype muss ich ja nicht mehr erklären was ein Song Slam ist, oder? Ok, wir haben es ja auch erst beim sechsten Slam hin geschafft. Aber ich mache es kurz.
Beim Song Slam, der Tochter des Poetry Slam und Geschwisterchen von Science Slam, Powerpoint Karaoke und Comedy Slam, treten im besten Falle Musiker mit ihren Liedern gegeneinander an. In Stuttgart sechs an der Zahl und jeder bekommt sechs Minuten Zeit und darf von bis zu zwei Personen unterstützt werden. Fünf Zuhörer bewerten. Die besten drei kommen ins Finale, dort entscheidet dann der Applaus wer die Flasche Schampus mitnehmen darf.
Eröffnet wird der Abend allerdings von Special Guest Eva Croissant. Nachdem sie fast ihre Seele an die Musikindustrie in Form von The Voice Of Germany verkauft hätte, ist sie nun wieder zurück in den kleinen Clubs. Immerhin darf sie in ein paar Wochen wieder komplett selber entscheiden, was sie macht und eigene Songs bei Facebook posten. Besser so, denn ihre zerbrechlichen Balladen haben durchaus Ohrwurmpotential.
Danach beginnt der unerbittliche Kampf um die Flasche Champagner.
Tom Boller macht den Anfang. Er singt über sein Leben und wartet auf einen Mäzen, fliegt aber raus. Opti aus Esslingen, der erste „Sitzrapper“, steckt halb lässig und halb aufgeregt sein Kaugummi in die Jackentasche und legt los. Rap mit politischen Texten. Das Publikum ist halb überfordert und halb einfach nur nicht begeistert. Die Jury auch. Raus. Der erste Finalist ist Melvin Raclette. Bei Die Nerven darf er nur trommeln. Heute auch singen und Gitarre spielen. Irgendwo zwischen Comedy und Musik singt er über Hollywood-Geschlechtsverkehr, die Angst beim Essen beobachtet zu werden und die Mädchen im Oblomov. Christian Langer singt am Klavier über Liebe und fliegt raus.
Mist, jetzt ist die Spannung ja raus. Die letzten beiden kommen weiter.
Morgaine singt heute mit männlicher Unterstützung das Lagerfeuerlied „Märchenland“. Für mich der passende Zeitpunkt das LED-Kaminfeuer im Hintergrund zu erwähnen… Phillip Frei, der potentiell letzte Teilnehmer musste wahrscheinlich wegen Überfüllung, wie so viele Andere auch, wieder nach Hause. Auf jeden Fall ist er nicht da. Marie springt in die Bresche und spielt spontan zum ersten Mal; ihr einziges fertiges Lied.
Im Finale muss sie dann bei der Strophe „na, na, na“ singen. Morgaine spielt abgebrüht noch einen Song und Melvine Raclette macht weiter Quatsch, diesmal über seine Jugendidole. Moderator Thomas Geyer kann sich nicht entscheiden, wer mehr Applaus bekommt. Mitorganisator Hannes Steim will sich nicht entscheiden, also gewinnen am Ende alle, aber irgendwie auch keiner. Auch mal schön. Trotzdem bleibt die Flasche Champagner vorerst zu.
Im Chaos reißt Melvine Raclette den obligatorischen Siegersong an sich und performt Tenacious D mit „Kick-A-Poo“. Veranstaltet damit noch mehr Chaos und Verwirrung. Legt gleich noch das eingedeutschte Lana Del Rey Cover, „Sommerzeit Traurigkeit“ nach und ist damit eigentlich dann doch der gefühlte Gewinner des Abends.
Heute war sicher nicht das musikalische Highlight der Slamreihe, aber trotzdem ein kurzweiliges und sehenswertes Sonntagabendprogramm. Der nächste Slam ist ja auch schon wieder nächsten Monat. Und sicher ist auf jeden Fall, dass er anders wird. Eva Croissant bleibt natürlich die Gleiche und spielt schon nächsten Donnerstag im Scala in Ludwigsburg für alle die nochmal wollen oder heute nicht durften.
Irgendwo müssen Newcomerauch kommen dürfen.
Danke für den hübschen Bericht!