WHITE DAZE, THE TRONA EXPERIENCE, 04.01.2013, Goldmark’s, Stuttgart

Foto: Carsten Weirich

„Bluesrock spielen die“, sagt Diamond Dave und meint damit White Daze. Ob ich nicht zum Release ihres neuen Mini-Albums Preflight ins Goldmarks mitkommen will, fragt er. Nö, echt nicht. Bluesrock ist so gar nicht mein Ding, da wäre es fast schon unfair darüber zu schreiben. Irgendwie sage ich aber doch ja. Kann man sich ja schöntrinken. Später wird sich herausstellen, dass ich öfter mal über meinen Schatten springen sollte. Kann man tolle Sachen verpassen sonst.

Am Freitagabend stehe ich also mit Diamond Dave im Goldmarks und wundere mich, wie voll es ist. Okay, die Böblinger Band hat sicher die Familien und haufenweise Freunde mitgebracht. Für die Stimmung kann das ja nur förderlich sein. Auch ich treffe ein paar feine Bekannte. Ein paar Bier später ist es 21 Uhr und bin ich ziemlich gut gelaunt als die Vorband The Trona Experience anfängt. Die sind eingesprungen für Godless Funk of Bonanza, die wegen Personalproblemen kurzfristig absagen mussten. Feine Sache jedenfalls, so Richtung Post Rock. Geschaut wird auf die Schuhe, gesprochen gar nicht. Man lässt sich sphärisch treiben und das Publikum wippt verträumt im Takt mit. Gefällt mir gut.

Gegen 22 Uhr betreten dann White Daze die Bühne, die schon als Vorband von Graveyard im Universum auf sich aufmerksam gemacht haben. Ganz schön jung sind die (noch keine 20 wird mir später erzählt) und wirken ein bisschen wie eine Schülerband. Das nehme ich spätestens wieder zurück als sie anfangen zu spielen. Wahnsinnig souverän und gekonnt machen sie ihren Bluesrock, der für mich teilweise klingt, als könne er direkt aus den 50ern kommen. Sänger Marc Bauer weiß genau wie er das Publikum zu nehmen hat und treibt die Stimmung immer weiter voran. Je lauter er singt, desto besser gefällt mir seine Stimme. Seine Finger fliegen dabei über die Gitarre als ob es kein Morgen gäbe. Und auch mit der Mundharmonika weiß er umzugehen. Begleitet wird er von seinem Bruder Nico Bauer am Keyboard und am Bass sowie Sebastian Neumeier an den Drums. Und auch die beherrschen ihre Instrumente verdammt nochmal saugut.

Wenn der Koteletten-Manni das hört: Ich bin tatsächlich auf einem Bluesrock-Konzert und wippe auch noch die ganze Zeit voll mit. Wahnsinn. Dem Publikum gefällt es mindestens genauso gut. Der Applaus ist stattlich. Wenn Sänger Marc Bauer fragt „You got it?“, schallt es „yes, we got it“ zurück.

Zwischendrin huscht immer wieder Diamond Dave mit der Kamera durchs Bild. Scheint anstrengend zu sein die Filmerei. Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn. Ich gönn mir lieber noch ein Bier und den 1a-Bluesrock von White Daze. Als Zugabe gibt es auf Wunsch des Publikums Jimi Hendrix‘ „All along the watchtower“. Dass der Text ein wenig hakt, nimmt ihnen hier keiner übel. „Dafür war die Gitarre umso geiler“, ruft einer als Antwort auf die Entschuldigung des Sängers.

Nach satten zwei Stunden ist das Konzert dann zu Ende. Später wird mich Gig-Blog-Kollege Claus Kullak korrigieren. Eine Stunde und 55 Minuten lautet seine „grobe Schätzung“. So oder so, die Böblinger haben sich nicht lumpen lassen. Von denen wird man in Zukunft sicher noch hören.

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