THE OFFENDERS, 08.12.2012, Goldmark’s, Stuttgart

The Offenders

Foto: Steffen Schmid

Wenn auf einem Ska-Konzert viele Skinheads anzutreffen sind, ist das erstmal ein gutes Zeichen. Die Band bringt dann nämlich die ausreichende Szene-Glaubwürdigkeit mit und geht wahrscheinlich eher traditionell zu Werke. Insofern konnte das Konzert des italienischen Ska-Quartetts „The Offenders“ eigentlich nur ein gutes werden. (Dass echte Skinheads auf keinen Fall mit – den hierzulande glücklicherweise fast verschwundenen – Nazi-Glatzen zu verwechseln sind, ist dem aufgeklärten Gig-Blog-Leser natürlich bekannt. Falls nicht, mache er sich bitte hier schlau.)

Nach einigen tollen, aber eher schwach besuchten Konzerten in unserer neuen Beinahe-Stamm-Location Goldmark’s können wir jedenfalls erfreut feststellen, dass der Laden bestens gefüllt und das Publikum durchaus vielfältig ist. Neben den erwähnten Skins haben sich auch ein paar Punks und eine Abordnung der örtlichen Antifa-Gruppe eingefunden. Kein Wunder, schließlich positionieren sich die Offenders eindeutig im linken Spektrum. „Never follow the nazi scum!“

Die Offenders gehen jedenfalls beherzt zur Sache. Das Setting ist minimal. Auf Bühnenshow und fette Bläsersätze wird komplett verzichtet. Frontmann Valerio und Kollegen kommen gerade mal mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard daher. Für eine Ska-Band eine wirklich knappe, manchmal fast rockige Besetzung. Und das macht auch den Reiz ihrer Show aus. Das ist ehrlich, schnörkellos und rau. Klar, das ist nichts für musikalische Feingeister und Liebhaber subtiler Zwischentöne. Aber es kickt in den Arsch und bewegt die Meute binnen Minuten. Hits wie „Police Oppression“, „Hooligan Reggae“, „Rudeboys On A Dancefloor“ oder auch „Action Reaction“ führen zu wilden Tanzeinlagen und Bierduschen – und bewegen ganz Mutige sogar zum Crowd-Surfen.

Dass sie zum ersten Mal im Zentrum von Stuttgart spielen dürfen, sei ihnen eine besondere Freude, denn bisher seien sie nur in Vororten oder im Umland zugange gewesen.

Auch wenn die Offenders ihre Wurzeln im 2-Tone-Ska der frühen Achtziger Jahre angeben, hört man doch eher den Uptempo-Ska der „Third Wave“ heraus. Allerdings ohne die ganzen Pop-Anklänge der damaligen Zeit, dafür um ein paar sehr schönen Soul-Titeln im Stile von The Jam angereichert. Das aktuelle Revival des Early Reggae geht jedenfalls an ihnen vorbei. Die Band verzichtet auf langes Gerede und leitet fast pausenlos von einem Titel zum nächsten über. Nur einmal werden sie von Sprechchören unterbrochen: „Alerta alerta antifascista!“

In der Zugabe hauen sie dann zwei besonders feine Cover-Titel raus: den Northern-Soul-Klassiker „Tainted Love“ in einer rotzigen Uptempo-Version und „White Riot“, den Kult-Punk-Song von The Clash. Eine schönere Standortbestimmung ihrer Art von Ska hätten die Offenders nicht vornehmen können.

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