WEDNESDAY 13 Interview, 11.11.2012, Universum, Stuttgart

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Foto: Sue Real

Auch dieses Jahr hieß es wieder: Angriff der Bewohner des Planeten 13. Und zwar auf den Club Universum in Stuttgart. Doch bevor die gierige Meute attackiert wird mit Songs des Mister Motherfucker himself, Wednesday 13, gewährt dieser mir erst noch tiefe Einblicke in seine Kindheit und erklärt mir, warum er als amerikanische Horror-Punk-Ikone davon überzeugt ist, dass nächstes Jahr sein Jahr werden wird.

Hallo Wednesday, ich habe gehört, dass du krank bist. Wie geht es dir jetzt?

Mir geht’s schon besser, aber es ist immer noch sehr nervend, da es einfach nicht weggehen will. Heute Nacht habe ich meine Stimme wieder verloren, wie schon vor 4 oder 5 Tagen. Es ist komisch, dass meine Sprechstimme anders ist als meine Singstimme. Als ich vor ein paar Tagen aufgewacht bin, konnte ich keinen Ton von mir geben. Ich brauchte erst ein paar Stunden, um meine Stimme aufzuwärmen, um überhaupt Gespräche führen zu können. Ich habe 3 Tage lang nur geflüstert und jetzt muss ich auf die Bühne und eine Stunde singen. Das ist die erste Tour auf der ich seit so langer Zeit krank bin. Aber ich habe das Gefühl, eine meiner Ängste besiegt zu haben. Ich ging jeden Abend krank auf die Bühne und niemand hatte gemerkt, dass ich krank bin.

Ist es schwer, sich selbst zu motivieren auf die Bühne zu gehen, wenn man krank ist?
Das war es die ersten Tage, die waren wirklich schlimm. Im Moment habe ich das Gefühl, dass es wieder Berg aufgeht. Es ist schon anstrengend, auf der anderen Seite ist es das eigentlich immer, bis ich auf die Bühne gehe und die Leute sehe. Das auf die Bühne gehen ist das Schwerste, da wir so schnell reisen und wir keine Zeit haben unsere Wäsche zu machen. Wir müssen unsere Bühnen-Klamotten immer zum trocknen aufhängen für den nächsten Tag und wenn du dann auch noch krank bist und eine nasse Jacke tragen musst, fühlst du dich wirklich scheiße. Aber das vergeht.

Letzte Woche hattest du deine Halloween-Show in London, die für deine neue Live-DVD gefilmt wurde. Hat´s dir gefallen?
Ja, es war großartig und überwältigend, ich möchte es gleich wieder machen. Es war wirklich cool, die Resonanz die wir an diesem Abend bekommen haben. Wenn man ein anderes Land besucht, ist jede Show toll, aber eine Halloween-Show auszuverkaufen und jeder im Publikum, von Vorne bis Hinten ist verkleidet, toppt das Ganze noch. Das ist die größte Party! Es war echt cool zu sehen, dass das was ich all die Jahre gemacht habe es wert ist, solange man es aus den richtigen Gründen macht.

Warst du vor der Show nervös, wegen den ganzen Kameras?
An dem Abend war ich nervös! Ich sagte zu meiner Freundin, dass ich Schmetterlinge im Bauch habe und nicht weiß, ob ich das packe. Ich glaube, ich hatte welche, weil ich bei unserer letzten Halloween-Show auch schon Schmetterlinge im Bauch hatte. Bevor ich rausging hatte ich Angst, doch als ich realisiert hatte, dass wir gefilmt werden, war es vorbei mit der Frage „Was machen die ganzen Leute hier??“ Aber über so was denke ich nicht mehr nach, sobald ich die Bühne betreten habe.

Kannst du dich noch an das gruseligste und lustigste Kostüm erinnern, dass du in der Menge gesehen hast?
Das Gruseligste…Es war cool während einem Song, als die Menge mit Moshen und Crowd Surfen anfing und ich Beetlejuice auf mich zukommen sah – Das war ziemlich lustig, da man so was nicht jeden Tag sieht. Das war auf jedenfall das Lustigste, was ich gesehen habe und das Gruseligste waren wir – So hab ich uns zumindest gesehen. Alle waren glücklich, alles war cool – aber wir hatten die gruseligsten Kostüme.

Bist du auch auf die Jagd nach Süßigkeiten gegangen an Halloween, als du noch jünger warst?
Immer! Ich hab das sogar noch gemacht bis ich 19 oder 20 war. Das war eine ganz normale Sache. Die Menschen in Europa machen es jetzt auch, aber als ich vor 10 Jahren das erste mal hier war, hat niemand sich verkleidet. Ich war schockiert! Aber es ist im kommen. Wo ich herkomme, ist Halloween wie Weihnachten. Man kann nirgends hin, in keinen Shop oder sonst was, wo es keine Maske oder Süßigkeiten gibt. Wir feiern Halloween sobald wir 5 Jahre alt sind. Als meine Tochter geboren und sie alt genug war um rauszugehen, konnte ich meine ganze Kindheit noch mal durchleben. Ich hatte so einen Beschützerinstinkt und hielt die ganze Zeit ihre Hand. Wenn irgendjemand sie falsch angeschaut hätte, hätte es eine Tracht Prügel gegeben. Halloween begleitet mich schon eine sehr lange Zeit in meinem Leben und ich hab das dann eben einfach in meine Karriere und in meine Musik integriert.

Was für Kostüme hast du getragen?
Viele unterschiedliche Sachen. Ein paar Jahre lang war ich ein Soldat. Ich wollte unbedingt GI:Joe sein. Ich trug Camouflage und trug meine Spielzeug-Gewehre mit mir herum. Einmal war ich Dracula und dann eine Figur aus Star Wars. Aber nur, weil wir in der letzten Minute losgingen, um ein Kostüm zu besorgen und sie hatten nur diesen Star Wars Typ übrig. Meine Mutter zwang mich, es zu nehmen und ich war die ganze Zeit schlecht gelaunt und am rumheulen „ Ich will das nicht tragen!!“ und meine Mutter meinte nur „ Du wirst das tragen!“..Das war nicht das, was ich sein wollte.

Auf dieser Tour promotest du deine neue Ep Spook and Destroy mit 2 neuen Songs drauf. Wie wichtig ist es dir, immer neue Sachen für deine Fans dabei zu haben?
Das ist mir sehr wichtig, da wir so viel Zeit mit Tourneen und Auftritten verbringen und ich wirklich schnell gelangweilt werde. Es ist nicht so, dass ich meine Songs nicht mag, aber so lange ich gute Musik rausbringe und das nicht nur, um einfach etwas Neues zu haben, ist es ok. Es fühlt sich zumindest gut für mich an und ich glaube meine Fans mögen es auch. Viele Bands mit denen ich aufgewachsen bin, z.B. Kiss oder Alice Cooper, haben jedes Jahr Platten rausgebracht. Die kamen so schnell hintereinander, das waren bestimmt 2 Alben pro Jahr. Zwischen 1970 und 1976 haben sie 5 oder 6 Alben veröffentlicht und das waren die Besten, die sie je gemacht haben. Sowas gibt es heute eigentlich nicht mehr, aber ich lebe immer noch in dieser Welt und ich habe die Möglichkeiten, da ich bei keinem Major Label mehr bin. Das ist auch so eine Sache. Möglicherweise können einige Bands gar nicht so viele Platten rausbringen wie sie eigentlich möchten, da sie eine Plattenfirma haben, die sie nicht ein Album pro Jahr rausbringen lässt. Darum habe ich bei meinem Skeleton Album bei keiner Plattenfirma unterschrieben, da die Leute mit denen ich gearbeitet habe mir gesagt haben, ich könnte ein Album in 2 Jahren rausbringen. Da habe ich gesagt „Nö, da mach’ ich nicht mit.“ Das war der Punkt, an dem ich angefangen habe die Sachen selbst in die Hand zu nehmen. Ich hab realisiert, dass ich rausbringen kann, was ich möchte. Eine Live-DVD, eine EP oder ein neues Album 6 Monate später. Das ist mir sehr wichtig. Denn gerade weil wir so oft auf Tour gehen und es mir langweilig wird den gleichen Song immer und immer wieder zu singen nehmen wir den einfach raus und einen anderen rein. Als ich meine letzte Live-DVD angeschaut habe, sagte ich mir, das kann nicht noch mal die gleiche Setlist sein und habe alles umgewürfelt.

Nach deinen Shows in Europa geht es zum ersten Mal nach Russland. Bist du schon aufgeregt und was erwartest du von den russischen Fans?
Ich bin schon sehr aufgeregt und der Grund, warum wir überhaupt in Russland auftreten sind unsere Fans. Die haben überall, vor allen wichtigen Gebäuden, Wednesday 13 Poster aufgehängt ,Schilder gemalt mit „ Wir wollen Wednesday 13 in Russland!!“ und Petitionen unterschrieben. Es sind nicht viele, aber genug für uns, also haben wir es unserem Booking Agent gesagt, dass man uns dort sehen möchte und der hat uns dann Shows gebucht. Jedesmal sag ich Fans, die uns gerne in ihrem Land sehen wollen, dass ich gerne kommen würde. Ich will nicht nur in ein paar Städten oder Ländern spielen. Ich liebe es zu reisen und Russland ist eines der Ziele und da ist es cool zu sehen, dass die Fans dort einen sehen wollen. Ich hoffe, das klappt eines Tages auch mit Südamerika. Aber jetzt kommt erst mal Russland. Ich kommuniziere ja sehr viel mit meinen Fans über Facebook und Twitter und die sagen mir alle, wie sehr sie sich schon darauf freuen und aufgeregt sind. Für mich ist das ein weiteres Häkchen in meiner Checkliste, wo ich schon überall war. Ich bin 6 mal durch Japan getourt und jetzt Russland. Das ist wie Trophäen, die ich in meinem Kopf sammle.

Gibt es noch andere Länder, in denen du gerne spielen würdest?
Ich würde wahnsinnig gerne durch Südamerika touren! Es hat letztes Jahr schon fast geklappt und auch dieses Jahr hat nicht mehr viel gefehlt. Daran arbeiten wir, versprochen! Viele Fans schreiben uns von dort, dass wir unbedingt kommen sollen und ich hab auch schön gehört, dass dort einige der verrücktesten und aufgedrehtesten Fans in der Menge sind, die man sich vorstellen kann und es einfach nur wahnsinnig ist!

2013 wird dein Jahr! Was können deine Fans außer dem neuen Album „The Dixie Dead“ noch von dir erwarten?
Mit dem neuen Album wird es auch ein neues Musik-Video geben, da ich das in den vergangen Jahren nicht gemacht habe. Das letzte wirkliche Video war glaube ich zu „Home Sweet Homicide“ 2006. Seitdem bin ich einfach nicht mehr dazu gekommen. Ich fange jetzt auch an, meine Produzenten-Karriere aufzubauen. Ich werde alle kommenden Videos selbst filmen und produzieren. Das ist einer der ersten Schritte, um mit dem Drehen von Horrorfilmen zu beginnen, weil ich nächstes Jahr auch meinen ersten eigenen Horrorfilm rausbringen möchte. Das ist die nächste Türe, die ich öffnen will. Ich habe schon den Titel und die Grundstruktur des Inhaltes.“ The Dixie Dead“ ist der Name des Albums und eines Songs, aber auch der Titel des Films. Darin geht’s um ein paar Hillbilly Zombies, die von den Toten auferstehen und ein Dorf terrorisieren. Es ist zwar nichts aufregendes oder weltbewegendes, aber es wird definitiv ein Wednesday 13 Film.

Hast du noch ein paar Worte für die Fans, die kaum noch auf 2013 warten können?
Ich glaube, das neue Album ist das Beste, was ich bisher gemacht habe. Es klingt so, als hätten wir endlich den nächsten Schritt gemacht. Als ich mein erstes Solo-Album herausgebracht habe, war das für mich ein riesiger Schritt seit den „Frankenstein Drag Queens“ und den Dingen, die ich von da an getan habe. Und das jetzt wird der nächste Sprung und ich denke, die Fans werden das hören. Ich weiß, ich wiederhole mich immer und es klingt noch so weit weg, aber eigentlich ist es gar nicht mehr so weit, da das Album im Februar rauskommt und wir bereits im Februar und März schon wieder auf Tour sind und das ist erst der Anfang. Das nächste Jahr wird mein Jahr!

Vielen Dank!
Bitteschön!

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