TORCHE, 25.09.2012, Zwölfzehn, Stuttgart
Nach einer langen Schreibabstinenz kommen einem schon so Zweifel, ob man in der Lage ist auch nur irgendwas Unterhaltsames oder Relevantes aufs virtuelle Blatt Papier zu bringen. Also besser nicht am Vorartikel, sondern sich nach unten orientieren: Til Schweiger saß neulich in einer Talkrunde als Experte zum Thema Karikaturenstreit. Mein Motto: wenn der Expertisen zu diesem brisanten Thema zum Besten geben darf, dann ja wohl ich auch zum Torche-Konzert. Meine Meinung.
Meine einzige Torche Erfahrung bisher war ihr letzter Auftritt etliche Jahre her im Schocken. Hat mir damals gefallen, habe es als hart und laut in Erinnerung, und ich wollte mir damals eine Platte von ihnen kaufen. Wurde natürlich nie etwas daraus, weswegen ich heute Abend nicht einen Song kenne.
Nachdem Way To Bodhi als Support, mit Gitarren und Bässen, die weiß der Geier wie viel unter einem ‚E‘ gestimmt sind, gezeigt haben, dass sie Pantera bestimmt ganz knorke finden, kommen Torche kurz nach 22 Uhr auf die Bühne. Der erste Song zeigt schon gleich, dass die Floridaner (Florider? Floridenser??) nicht ganz so einfach der Stonerecke zuzuordnen sind. Klingt gleich mal, als hätte man einem Ministrysong einen melodiösen Gesang übergestülpt. Die Gesangsmelodien sind es auch, die Torche zu etwas sehr eigenem machen. Fast immer ungewöhnlich melodiös für diesen rauen Bereich der elektrifizierten Gitarrenmusik.
Leider geht die Stimme in dem etwas zu lauten und nicht ganz ausdifferenzierten Sound ein wenig unter. Und da man gerade so schön am Rummaulen ist: Warum scheinen sich die Clubs immer noch einen Wettstreit um die rotstichigste Puffbeleuchtung zu liefern? Die Natur hat uns so ein breites Spektrum an Wellenlängen geliefert. Es müssen ja nicht gleich tödliche Gammastrahlen sein, aber ein nettes Blau, wie wäre es denn mal damit!? Abwechslung ist das halbe Leben, und die Fotografen bekämen auch bessere Laune.
Davon mal ab, das Konzert geht kurzweilig vonstatten. Die Band variiert von Uptemposongs, die teilweise noch schwer irgendwie als Metal oder Stonerrock zu klassifizieren sind, über Queens Of The Stone Age-mäßigen Stücken, zu richtig schweren Doomteilen. Letztere heben sich dann aber über das ungewöhnliche Schlagzeugspiel vom normalen Doom ab. Ein anderer Song beinhaltet Doppelgitarrenleads, dass man mal kurz fast schon an Iron Maiden denken darf.
Zwischenmemo: mal wieder den Metal Hammer kaufen, um das eigene Vokabular wieder auf den Stand von 2012 zu updaten, um nicht immer wie ein dementer Veteran der NWOBHM zu klingen.
Auf jeden Fall spielt die Band mit einer Intensität und einem Können, das bemerkenswert ist. Fühlt sich alles wahnsinnig massiv, dicht, und trotz aller ab und an gezeigten Komplexität und Abwechslung monolithisch an. Nach einer Stunde circa ist es rum, Zugabe gibt es keine, aber das hätten die Ohren auch nicht ausgehalten.
Das nervige, störende Foto-Geblitze kam übrigens nicht von mir.
„Warum scheinen sich die Clubs immer noch einen Wettstreit um die rotstichigste Puffbeleuchtung zu liefern?“ Diese Frage muss gestellt werden! Nicht nur aus Fotografen-Sicht ist das störend. Wir sollten mal die Clubs auf einer Farbskala verorten. Maximales Gedränge im Rotbereich. Aktuell fällt mir als einziger Laden mit guter Standardbeleuchtung die Manufaktur ein… (@Michl, auch wenn du es nicht warst: Blitzen fällt hier unter den Begriff „Notwehr“ ;) )