THE MOVEMENT, 17.09.2012, Zwölfzehn, Stuttgart

The Movement

Foto: Michael Weiß

So ein Montagabend-Konzert kann einem ja die ganze Woche versauen. Entweder steht man mit einem verschwindend kleinen Häuflein notorischer Konzertgänger vor einer entsprechenden gelangweilten Band. Oder, auch schlimm: der Gig entwickelt sich wider Erwarten zu einem Knaller, es wird spät, ein Bierchen mehr wird gehoben und durch den langen Rest der Woche schleppt man sich mit einem lästigen Schlafdefizit.

Schön, wenn’s dann, wie an diesem Montag im Zwölfzehn, mal ganz anders läuft. The Movement steht auf dem Plan, das dänische Mod-Rock-Trio um den Sänger und Gitarristen Lukas Sherfey.

Wasted Youth

Foto: Michael Weiß

Nach einem kurzen aber heftigen Auftritt der Schwäbisch Gmünder Hardcore-Punkband „Wasted Youth“ (benannt nach dem gleichnamigen Titel von The Movement?) sind unsere Ohren freigepustet für den Abend. Und dieser wird sich thematisch und musikalisch zwischen Karl Marx und Paul Weller bewegen.

Stilsicher wie Herr Weller sind sie, die Dänen: in feinstem Mod-Outfit, schmale Anzüge, Loafers, weiße Hemden und Krawatte, betreten sie die Bühne. „The Revolution will not be televised“ das Programm startet mit diesem Gil-Scott-Heron-Loop, und der setzt das Thema. The Movement positionieren sich eindeutig links, soziale und politische Themen sind ihr Anliegen. Weitere Soundschnipsel werden im Laufe des Abends folgen, Fidel Castro und andere Kommies werden aus der Konserve zu uns sprechen.

„En, to. En, to, tre!“ zählen die Dänen ein. Un was jetzt folgt ist – jenseits des ganzen Klassenkampfes – wahrlich ein Feuerwerk von Uptempo-Titeln, irgendwo zwischen The Jam, Punk und ein wenig Ska. Alles, was gut ist, um direkt in die Beine zu gehen. Kein Wunder, dass der ganze Laden (inklusive Gigblogger) ordentlich in Bewegung gerät. Tempo-Höhepunkt ist „Control Your Temper“ mit handgestoppten 240 BPM! Wann haben wir das letzte Mal Crowd Surfing im Zwölfzehn erlebt? Und The Movement treten mal wieder den Beweis an, dass jede Band mit mehr als drei Mitgliedern irgendwie überbesetzt ist.

Windmühlenartig – wie einst Pete Townshend – bearbeitet Sherfey die Gitarre. Bassist Chandu Chodavarapu hüpft unentwegt über die Bühne, spielt dabei unglaublich schnelle Bassläufe und stößt immer wieder den Bass senkrecht in die Höhe, dass man fast um die Deckenverkleidung des Zwölfzehn fürchten muss. Bei längeren Verzerrer-Sounds schüttelt Sherfey seine Gitarre an ausgestreckten Armen und reckt sie ins Publikum. Ganz so, als wollte er sagen: „seht her, wieviel revolutionärer Geist, unendlicher Spaß und Musik in diesem Instrument steckt!“

The Movement

Foto: Michael Weiß

Präsentiert werden natürlich die Titel des aktuellen Albums „Fools Like You„, aber auch ihre „Hits“ wie „Revolutionary Sympathies“ oder „How Come?“. So ernst die Themen ihrer Songs sind, die Band gibt sich ausgesprochen gut gelaunt und hat immer wieder einen Scherz oder ein „Skål!“ für das Publikum.

Gegen halbzwölf endet der Spaß mit einer ausgiebigen Zugabe. Und wir verlassen das Zwölfzehn bestens gelaunt und voller Energie. So ein Montagabend-Konzert kann einem die ganze Woche versüßen…

Wasted Youth:

The Movement:

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