TIMID TIGER, 17.05.2012, Keller Klub, Stuttgart

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

Eine Band die nach einem Mitgliederwechsel ihr drittes Album rausbringt. Dieses klingt ein wenig anders als die beiden Vorgänger. Ernster. Erwachsener. Nicht mehr ganz so frisch. So endet dann auch die Geschichte von vielen Bands.

Nicht aber die von Timid Tiger. Diese fängt hier vielleicht erst richtig an.

Kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Albums geht die Plattenfirma pleite und zwei Mitglieder steigen aus. Mit neuem Label und Zeitdruck im Rücken und neuen Männern an Bass und Schlagzeug wird das schon fertige Album aufgenommen. Dann wird getourt. Und erst hier gewöhnen die Bandmitglieder sich aneinander.

2011 steigt Timid Tiger aus allen laufenden Verträgen mit Columbia/Sony aus und gründet eine eigene Plattenfirma. Das wichtigste Resultat ist wohl die völlige künstlerische Freiheit und Zeit für die Arbeiten am neuen Album. Im März 2012 erscheint dann „The Streets Are Black“. Sogar die Produktion des Albums übernimmt die Band, in Person von Schlagzeuger Steffen Wilmking, der auch Caspers „XOXO“ produziert hat, selbst. Damit fühlt es sich wie ein Debüt-Album an sagt Timid Tiger, weil vieles zum ersten Mal komplett richtig lief.

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

Die anschließende Tour führt sie unter anderem nach Stuttgart in den Keller Klub.

Obwohl der Keller nicht ganz ausverkauft ist, wird schnell klar, dass Timid Tiger mittlerweile eine große Band unter den kleinen deutschen Bands ist. Es bildet sich eine Schlange, bevor der Einlass beginnt. Ein paar betrunkene Eventkonzertgänger sind im Publikum. Und etwas später sollten sich auch noch einige fleißige iPhone-Fotografen finden. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb ist die Stimmung im Keller schon vor dem Konzert gut.

Äußerst pünktlich um 20:33 Uhr geht es dann auch schon mit dem Support los. Elias aus Berlin. Dem „Herrentag“, so sagen sie, oder vielleicht auch einfach dem zu kleinen Tourbus geschuldet allerdings etwas dezimiert. Somit singt im Keller, so wie auf der restlichen Tour, nur Frontmann Elias Hadjeus mit Unterstützung von Gitarrist Max Preuß.

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

Die meisten Besucher beachten die beiden allerdings nicht außerordentlich. Dabei hätten sie es verdient. Trotzdem legen sie einen sauberen Auftritt hin, der auf jeden Fall Lust auf die ganze Band macht, die sich dann Elias And The Animals Orchestra nennt.

Für das letzte Lied bespielen und beklopfen die beiden dann noch zusammen die Gitarre von Elias. Astrein geloopt lässt es dann fast vergessen, dass nur zwei Musiker auf der Bühne stehen.

Nach erstaunlich kurzer Umbaupause kommen die fünf Jungs von Timid Tiger auf die Bühne. Auch hier merkt man sofort, dass sich was geändert hat. Statt in Sportklamotten ihren so viel zitierten Cartoon-Pop zu feiern, kommen sie fast komplett in schwarz auf die Bühne. Seriöser, reifer, aber nicht unbedingt weniger exzentrisch. Sänger Keshav Purushotham trägt einen überlangen, leicht durchsichtigen Cardigan, einen Seidenschal und dazu eine RayBan-Brille und Goldkette. Das meiste davon offenbart sich allerdings erst als er seinen Trenchcoat ablegt. Dazu trägt er Schnauzer.

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

Es geht los mit der ersten Single des aktuellen Albums, „The Sun Goes Down, The Streets Are Black“. Leicht düster und hypnotisch aber tanzbar. Und auf jeden Fall unverkennbar Timid Tiger. Im weiteren Set wechseln sich alte, neue und ganz alte Song stets ab. Dennoch passt alles zusammen.

Dabei tanzt und singt Sänger Keshav Purushotham teils so abwesend und pathetisch, dass es ein wenig an Freddie Mercury erinnert. Dabei lässt er es sich nicht nehmen fast jedes Gitarrensolo zu spielen. Gitarrist Christian Voss wäre manchmal gerne Frontmann, geht aber neben Purushotham ein wenig unter. Wenn die beiden dann aber zusammen mit Bassist Christopher Martin zum Mikrophon greifen und wirklich dreistimmig singen, merkt man wie musikalisch Timid Tiger wirklich ist. Dazu spielt Evgeni Kouris auf seinen Tasten alles, was so anfällt: Klavier, Synthies oder auch mal die zweite Gitarre. Steffen Wilmking ist nicht da. Was ihn verhindert, wird nicht erzählt und ich konnte nicht verstehen, wer ihn ersetzt. Den meisten Zuschauern wäre es, wenn es Purushotham nicht angesprochen hätte, sowieso nicht aufgefallen, denn die Aushilfe fügt sich nahtlos ein.

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

Von der ersten Minute an hat Timid Tiger den Keller voll unter Kontrolle. Auch weil sie selber unglaublich viel Spaß haben. Es wird getanzt und mitgesungen. Mit einer Ausnahme für das Letztere. Kurz vor Schluss spielen sie eine B-Seite des aktuellen Albums, den Song „Eyes Of A Millionair“, der laut Purushotham zu hart für das Album ist. Insgesamt ein bisschen schneller und ein bisschen mehr Hip Hop, ist es trotzdem für mich eins der besten Stücke im Set.

Als letztes kommt „Miss Murray“.

Natürlich gibt’s eine Zugabe, denn nicht nur die Zuhörer sondern auch die Band haben noch nicht genug. In den letzten vier Liedern zeigt Timid Tiger nochmal die volle Bandbreite bevor sie die Leute mit „Ina Meena Dika“ und eines weiteren nicht veröffentlichten Songs in die Nacht schicken…

Timid Tiger

Foto: Andreas Meinhardt

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