MOUSE ON MARS, 29.04.2012, Schorndorf, Manufaktur

Mouse on Mars

Foto: bertramprimus

Mouse On Mars melden sich nach längerer Veröffentlichungspause mit dem neuen Album „Parastrophics“ aus einer neuen Stadt, mit neuem Label im Rücken, zurück. Das Album vor „Parastrophics“, welches auf den offenbar ebenso ausgedachten Titel „Varcharz“ (soll von Wortschatz kommen) hört, wurde 2006 veröffentlicht, und in oder um Stuttgart nicht als Band betourt. Zu sehen gab es zu dieser Zeit in Stuttgart eine Art durchgeknalltes frickel DJ Set von Jan St. Werner und Andi Toma aka MOM. Ich fand das damals sehr schade, weil mir „Varcharz“ extrem gut gefällt, und soweit ich mich erinnere nichts vom Album dargeboten wurde.

2012 veröffentlichen MOM nicht mehr auf dem bandeigenen „Sonig“ Label, auch nicht bei Mike Patton und dessen Avant Garde Label „Ipecac“, sondern beim frisch aus der Taufe gehobenen Monkeytown Records von Gernot Bronsert und Sebastian Szary, besser bekannt als Modeselektor. Daher wohl auch der Umzug vom Rheinland nach Berlin.

„Parastrophics“, von DJ Doppel V als „elektronische Wirrkopfmusik, die die Latte ganz nach oben legt“ gelobt, hat mich nicht sofort gepackt, aber heute Abend hat sich das geändert, wurde doch ein Großteil des Albums live präsentiert, und zwar so, wie es die alten Fans gewohnt sind: Andi und Jan an vielen kleinen bis mittelgroßen, mit Kabelperücken dekorierten Geräten, und, ganz wichtig, Drummer Dodo, der auch wieder Vocalparts beisteuert.

Zum dritten Male schon spielen MOM heute in der Manufaktur auf. Das letzte Mal wurde das Idiology (mit beinahe 10 von 10 möglichen Punkten bei Pitchfork ausgezeichnet!) Album betourt, und das ist – oh Schreck – auch schon wieder elf Jahre her. Die Erinnerung daran ist schwer verblasst, da tröstet es ein bisschen, dass die Band sich an den ersten Auftritt in Schorndorf mit Tortoise und Salaryman überhaupt nicht mehr erinnern kann.

Die heutige Show wird Band und Publikum sicher nicht so schnell entfallen. Sie haben es tatsächlich geschafft nach (je nach Zählweise) elf Alben und annähernd 20 Jahren im Musikgeschäft immer noch frische, relevante Musik zu kreieren, und das aktuelle Album live sehr gelungen auf die Bühne zu bringen. Wie gesagt, erst jetzt hat sich mir „Parastrophics“ so richtig erschlossen. Ein Album für Publikum zum Tanzen, Abgehen, Freuen.

Begonnen wird mit Klängen einer Autobahn, vielleicht eine Hommage an die Urväter Kraftwerk in der alten Heimat, schwarz/weiße Projektionen des Artworks der aktuellen Platte werden uns die komplette Show über begleiten. Gut sieht das aus. Auch die Flüstertüten Lautsprecher.

Das erste Stück ist „Chordblocker“ – die erste von vielen Abgehnummern von „Parastrophics“, unterlegt mit Breakbeats, gerade damit man eben noch besser abgehen kann. „Metrotopy“ folgt, ein Stück mit Dubstep Einflüssen, eigentlich nicht so mein Fall, aber hier und jetzt gefällt mir das doch ganz gut, auch weil noch eine Prise Acidklänge auf den schon ohnehin wilden Mix gestreut wird. Album Hit „Polaroyced“ kommt natürlich, alle Banger vom Album sind dabei. Besonders freue ich mich über „Wienuss“ (Venus?), ein Stück, dass ich mir zwar live sehr gewünscht, aber kaum damit gerechnet hatte, dass sie es spielen. Tonnenschwerer Bass, das Lied zum Bersten angereichert mit irren Sounds und Ideen, ein Traum, und dann auch noch mal ein ganzes Stück wilder, als es der heimische Saphir dem Vinyl entreißen kann. Da wundert es nicht, dass das Schlagzeug verrückt wird, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wie per Mitteilung von Andi im Loop als kurzer Lückenfüller übermittelt wird. Getanzt wird fast bis zum Mischer, sprich annähernd zwei Drittel des Publikums bewegen die Ärsche. Das hat man nicht immer in der Manufaktur, die heute übrigens ganz ok besucht ist. Hätte auch mehr sein dürfen.

Ganze zwei Zugaben, die aus älteren Stücken, und wie ich glaube, aus House Klassikern bestehen kann das begeisterte Publikum rauslärmen, alle wollten weitertanzen und Spaß haben, mit unseren Jungs aus Köln. Äh, Quatsch, Berlin. Ist doch auch egal.

MOM Parastrophics Tour 2012 – der heißeste Anwärter für das Konzert des Jahres 2012. Danke.

Mouse on Mars

Foto: bertramprimus

4 Gedanken zu „MOUSE ON MARS, 29.04.2012, Schorndorf, Manufaktur

  • 2. Mai 2012 um 10:13 Uhr
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    1a Bilder & Text!

  • 2. Mai 2012 um 12:36 Uhr
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    Danke. War auch echt super.

  • 6. Mai 2012 um 12:33 Uhr
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    Geiler Abend, Geile Mucke, Geile Leute….genau das Richtige wenn man sich sowas nur noch selten leisten kann…schönen dank an Thomas und Bertram das ich ne Woche später im Geiste diesen gelungenen Gig nochmals durch den Kopf berttern lassen kann, und mit hilfe der erworbenen CD gerade eben nochmals ein Bad im labyrint der Rhythmen und abstrakten Sounds nehmen muss.
    Gruss an alle

  • 7. Mai 2012 um 09:48 Uhr
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    Schön, dass dem anerkannten Musikkenner Dr Ackermann alles gefallen hat. Gruß nach Walheim vom Gig-Blog.

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