TALIB KWELI, 13.03.2012, Universum, Stuttgart

Talib Kweli

Foto: Martin Malewski

Was war nicht alles diskutiert worden in der Stadt, und alle waren ja auch bissle aufgeregt. Talib Kweli in Stuttgart, das ist schon ein Ereignis, das ist bei HipHop ungefähr so wie… bei… ach egal.

Wie würde das Konzert sein? Hat er überhaupt Bock? Wie lange spielt er? In anderen Städten 90 Minuten, straight, erzählt jemand. Sind 30 Euro zu teuer? Kommen da überhaupt Leute? Die Kids kennen den doch gar nicht mehr. Macht er so ein typisches HipHop-Konzert, wo er mehr die Leute mit „Yo“ anschreit als zu rappen?

Beim Konzert in Paris ist Mos Def als Überraschungsgast aufgetreten, erzählt jemand. Aber Stuttgart ist halt nicht Paris, und Mos Def hat wahrscheinlich nicht viel Lust, als Überraschungsgast in Stuttgart aufzutreten.

Und wann fängt das Ganze überhaupt an? Überall steht eine andere Zeit, wie immer. 20 Uhr, 20.30 Uhr, 21 Uhr. Die Mitte, 20.30 Uhr, das ist eine gute Zeit hinzugehen. Schon gut was los, aber nicht voll. War ja klar, die Kids kennen den halt nicht, sagt jemand.

Das Publikum wie erwartet, viele Turnschuhe, viele Hoodies, viele wissende Gesichter, die früher schon im 0711 Club waren und heute einen richtigen Beruf und etwas Speck angesetzt haben. Aber sich immer noch auf Talib Kweli freuen.

Die Vorband sind Who Dat?! aus Stuttgart, gute Wahl. Sie müssen sich beim wissenden Publikum keine Credits mehr erspielen, die haben sie längst – mit Marvin Baker vornedran, einem Stuttgarter mit US-amerikanischen Wurzeln, der mit sattem Flow auf englisch und soulige Samples über Stuttgart, Hintern und Partys rappt.

Dann kommt länger nichts, dann ist das Universum plötzlich proppenvoll, manche Leute scheinen genau zu wissen, wann die Show beginnt. Und da ist es auch schon kurz vor 10, erst mal darf DJ Spintelect loslegen und seine kleine Show spielen, die bekannten HipHop-Classic-Beats, die er cuttet überraschen das Publikum nicht so, wie er es vielleicht erwartet hat.

Talib Kweli

Foto: Martin Malewski

Doch dann kommt Talib Kweli auf die Bühne und brennt alles nieder. Schwer zu beschreiben ohne HipHop-Jargon und ohne Superlative. Ein Mann, der die Wörter wie Maschinengewehrsalven ausspuckt. Dem man gebannt zuhört, auch wenn man maximal ein Drittel von dem versteht, was er rappt.

„Ladies and gentlemen, get ready, here I come, Talib Kweli and I’m bangin on ya eardrum“ droppt er relativ früh „Listen“, einen seiner bekannteren Solo-Songs. Gefolgt von anderen Tracks von seinen Soloalben und natürlich vom legendären „Black Star“-Album zusammen mit Mos Def, dem er immer wieder die gebührende Ehre zollt.

Das Publikum weiß das zu schätzen, nickt mit dem Kopf, bounced, singt mit und kennt die Hook jedes Albumtracks. Wahrscheinlich kommt es selten vor, dass ein Mann allein, nur unterstützt von einem DJ, 90 Minuten lang einen Club mit so viel Energie füllt.

Nicht nur mich flashen am meisten seine Raps-Skill – unglaublich präzise, unglaublich schnell, Reim auf Reim mit seiner markanten hohen Stimme. Und dann nimmt der DJ manchmal den Beat raus und Kweli rappt minutenlang weiter ohne jemals auch nur über ein Wort zu stolpern.

Nach dem obligatorischen von der Bühne gehen und sich zurückpfeifen lassen dreht er dann noch mal richtig auf und bringt auch noch – man verzeihe das Wort – Underground-Klassiker anderer Acts bis der Saal endgültig tobt.

Talib Kweli war nie Mainstream, und deshalb passt er so gut in einen Club wie das Universum. Und wenn im Sommer Jay-Z und Kanye West die großen Hallen voller Kids bespielen, dann mag sich mancher der Älteren an die Zeile aus Jay-Zs „The Black Album“ erinnern:

If skills sold, truth be told
I’d probably be, lyrically, Talib Kweli.

2 Gedanken zu „TALIB KWELI, 13.03.2012, Universum, Stuttgart

  • 15. März 2012 um 10:26 Uhr
    Permalink

    schee hasch gmacht

  • 15. März 2012 um 10:35 Uhr
    Permalink

    Mehr muss man nicht sagen.
    War einfach genial und hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.