THE DYNAMICS, 08.02.2012, Universum, Stuttgart

Foto: Promo

VfB Stuttgart gegen FC Bayern-München, -5 Grad, Mittwoch, Verlegung von der Röhre ins Universum – es gibt bestimmt viele und noch mehr Gründe, warum die Besucher sehr, sehr, sehr spärlich zum Konzert der Dynamics eintröpfeln.

Dabei haben sie doch eigentlich alles richtig gemacht: Sich nach diversen musikalischen Soloaktivitäten rund um den Globus irgendwann in Frankreich getroffen und zu einer Band formiert, einen ganz eigenen und überzeugenden Style gefunden, mit einer Reggae-Coverversion von „Seven Nation Army“ auf 7″ einen ersten Hit gelandet. Dazu ein Album voll mit weiteren souligen Reggae-Covers, darunter kleine Meisterwerke wie „Music“ von Madonna, „Move On Up“ von Curtis Mayfield oder der Soul-Standard „Fever“.

Das war 2006, und 2011 haben sie dann ein zweites Album nachgeschoben, das nur noch zur Hälfte aus Coverversionen besteht. Und jetzt die Tour, die zumindest in Stuttgart erschreckend mager besucht ist.

Aber egal, das Publikum ist mit dem ersten Ton begeistert, die Band fühlt sich auf der Bühne wohl und drinnen und draußen wird es gleich ein wenig wärmer. Interessant ist, dass die Dynamics überzeugend als gut aufeinander abgestimmte Mitglieder einer Band auftreten, einerseits aber nicht wirklich einen Frontmann oder eine Frontfrau haben, man andererseits aber merkt, dass der Typ hinter Laptop und Effektgeräten eigentlich die Fäden zieht.

Der nennt sich Patchworks, ist der musikalische Kopf der Truppe und bewegt sich mehr in Discogefilden, wenn er Remixe macht. Weshalb es auch eine Discoversion von „Seven Nation Army“ gibt.

Vielleicht für den ein oder anderen überraschend, aber irgendwie auch angenehm ist, dass die Band, abgesehen von den farbigen Streifen auf einer Trainingsjacke, kein einziges Reggae-Klischée erfüllt. Der eine Sänger hat eine Glatze, der andere sieht aus wie ein Britpopper, der Drummer ist ein junger Hipster, die Sängerin strahlt Soul aus jeder Pore und Patchworks und der Bassist sind die netten Indiekumpels von nebenan.

Trotzdem schwingt Reggae in jedem Ton mit, mal dezent, mal voll und ganz, wird mal bei einem selbstgeschriebenen Stück zum Lovertune und beim Highlight des Abends – „Whole Lotta Love“ – zum zehnminütigen Trommel- und Gitarrenfeuer.

„Deutschland braucht eine Radiokultur wie in Frankreich“ meint mein Begleiter, der die Dynamics im Webradio entdeckt hat, und er hat recht – dann wären bestimmt ein paar mehr Leute bei diesem wunderbaren Konzert gewesen.

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