MACHINE HEAD, BRING ME THE HORIZON, DEVILDRIVER, DARKEST HOUR, 26.11.2011, Arena, Ludwigsburg
„For young people“, sagt die Soziologin Donna Gaines in Sam Dunns Dokumentation „Metal. A Headbanger’s Journey”, „metal is a place to belong where you can experience other possibilities and transcend everyday life in a very glorious way“. „Metal“, ergänzt der Sänger Rob Zombie, „is all the weird kids in the same place.” Das Konzert, das am Samstag in der Ludwigsburger Arena stattfindet, liefert den lebenden Beweis.
Während des Wartens auf die zweite Band DevilDriver setze ich mich – ganz uncool – auf die für die Presse reservierten Plätze in einem kleinen Block rechts von der Bühne. Dort stehen herunterklappbare Tische zum Schreiben zur Verfügung, sodass man sich irgendwie fühlt wie an der Uni, nur dass man vorne keiner Vorlesung, sondern einer Metal-Show lauschen kann. Ich mache mir ein paar Notizen zu Darkest Hour, von denen wir leider nur noch den letzten Song gesehen haben, was ich schade finde, denn der Ersteindruck der Melodic Death Metal– bis Metalcore-Band ist ganz positiv, wenn auch zu kurz, um sich wirklich eine Meinung zu bilden. Die Band ist heute irgendwie das Kettenglied, welches die Metalcoreler Bring Me the Horizon mit den beiden Thrash Metal-Bands stilistisch verbindet.
Zu DevilDriver will ich dann wieder runter gehen, sobald Sue Real aus dem Fotograben zurück ist. Was ich allerdings während der folgenden Minuten von hier aus beobachten kann, bewegt mich dazu, mich den Rest des Abends von Bands und Publikum in den Bann schlagen zu lassen: Knapp zwei Meter über dem Innenraum hat man einen hervorragenden Überblick über das Geschehen. Man kann beobachten, wie das Publikum sich vorne immer dichter drängt, wie es seinen Charakter wechselt, welchen Ritualen es folgt. Selbst zwar etwas entrückt, gibt das einem einen perfekten Einblick in die Seele des Metal-Publikums.
„Von Anfang an“, schreibt der Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister in seiner Autobiographie „White Line Fever“, „riefen wir in den Leuten diese verdammte sklavische Ergebenheit hervor.“ Er erzählt da von einem Soundmann, der lieber Lemmy treu blieb, als für Black Sabbath zu arbeiten. Ganz so scheint es auch bei der Stage Hand zu sein, die für DevilDriver den Soundcheck am Mikrophon macht. Selbst offensichtlich mit einer großartigen Rock-Stimme ausgestattet, singt er ein paar Zeilen, wofür er Applaus bekommt, und verabschiedet sich dann mit den Worten „DevilDriver is the best Band in the world“, wofür er noch mehr Applaus bekommt. Zustimmung unisono. Und als die Band dann beginnt, beginnt mit ihr der jetzt gut gefüllte Innenraum zu toben. Vorne quetschen sich die Körper, die Arme mal hochgereckt, die Haare meistens fliegend. Alltag raus, Metal rein. Sieht ungemütlich aus. Ist es auch. Schließlich will Frust abgearbeitet und der Band die Verehrung demonstriert werden. „Open the fuckin’ floor“, schreit Sänger Bradley James Fafara, „you pussies.“ Gleich darauf formiert sich das erste Circle pit des Abends.
Musikalisch kann ich die Begeisterung bei dieser Thrash Metal-Band nicht ganz teilen, denn obschon sie ordentlich Gas geben, etwa bei „End of the Line“ mit seinem Feuerwerk aus Schlagzeugtriolen – die starke Rhythmusorientierung ist für die Band ja repräsentativ – fehlt mir die Abwechslung zu den Vollgaspassagen. Das macht aber nichts. Viel wichtiger ist, dass das Publikum genau das will: Vollgas. Demensprechend tobt auch der Saal. Und zwar nicht nur auf den ersten paar Metern mit gelegentlichem zaghaften Kopfnicken bei den Leuten weiter hinten. Von hier oben kann man das gut sehen.
„Metal“, sagt der Lamb of God-Sänger Randy Blythe zu Sam Dunn, „is purging. I think it performs that task: Letting us get rid of a lot of tension. It’s a catharsis.“ „Dead of Rights“ oder „You Make Me Sick“: Das Publikum ist dabei. Die Jungs und Mädels unten sehen aus wie bei einem kollektiven Tobsuchtsanfall: Da wird mit wutverzerrter Miene der Text mitgebrüllt und ohne Rücksicht auf Verluste gepogt oder bangt. Und wenn sie anschließend aus dem Pit kommen, haben sie ein Grinsen drauf von einem Ohr bis zum anderen.
Genauso geht es jetzt bei Bring Me the Horizon weiter, die allerdings erst mal für einen Besetzungswechsel vor der Bühne sorgen. Die Leute, die sich jetzt dort versammeln, sind aus einer ganz anderen Generation als jene bei DevilDriver, so als müssten die Fans immer derselben Altersgruppe angehören wie die Bandmitglieder – und übrigens auch die Roadies. Jedem das seine, muss es wohl heißen, und so gehört dies hier den Jüngeren, während die Älteren eine Dreiviertelstunde lang Bier holen gehen. „This”, sagt Tom Morello von Rage against the Machine, „is something that is mine and that I own. And fuck you I won’t do what you tell me.“
Im Vergleich zu RATM sind BMTH allerdings noch etwas wütendere und jüngere Männer. Oli Sykes schreit, dass man jedem Moment damit rechnet, dass er seine Lunge gleich mit auskotzt. Zugleich bleibt er mit seinem Kätzchen-T-Shirt schön selbstironisch. Eigentlich spielen Sie alles, was ich hören möchte: „Diamonds Aren’t Forever“ – gleich als Opener –, „Chelsea Smile“ und vor allem „Sleep With One Eye Open“ mit der abschließenden Liedzeile „Best friends means forever … cunt!“ Dass das nicht für alle so ist, die Erfahrung macht wohl jeder mal. BMTH ist dann das Ventil, um die Wut wieder los zu werden. „We”, sagt der Slipknop-Drummer Joey Jordison, „get letters all the time – from these kids that say how our songs help them and that they go home after a show feeling better.“
Die Anleitung liefern BMTH auch gleich in den Lyrics von „Football Season Is Over“ mit: „Party til you pass out, drink til you’re dead. Dance all night til you can’t feel your legs.” Und was nicht in den Lyrics steckt, kommt als donnernder Befehl von der Bühne: „Show me a fucking pit“, gleich zu Anfang oder: „Everyone, let’s fucking go!“ Etwas hysterischer dann: „Circle pit! Circle pit! C I R C L E P I T!“ Das bekommt er dann auch. Und was für eins. Aber eigentlich bekommt er die ganze Zeit, was er will, egal ob es um erhobene Mittelfinger geht, darum, dass der ganze Saal springen soll, oder schließlich um die aus erhöhter Perspektive umso interessanter anzusehende Wall of Death. „Metal“, sagt Rob Zombie, „is music for outsiders.“ Dann muss aber auch der Schriftsteller Chuck Klosterman angesichts dieser Halle voll von Metallern, voll von Menschen, die sich immer wieder in den Armen liegen, Head bangen oder singen, Recht haben: „Metal“, sagt er in Sam Dunns Dokumentation, „is not a way to understand your loneliness, it’s sort of a way to feel as though you are part of something that is larger than yourself, because everything about metal is larger than it is in live.”
Bei Songs wie „Blessed With a Curse“ aber fühle ich mich dann von dem Ganzen ausgeschlossen. Das ist mir zu poppig. Und noch etwas stört mich ehrlich gesagt an dem Auftritt, denn während sich die Band möglichst anarchisch gibt, Sykes permanent ausspuckt oder einfach mal das Mikro fortwirft, ist die Inszenierung zu durchgestylt. Klar haben auch die anderen Bands perfekte Lightshows etc. – und bei Machine Head wird da nochmal einer drauf gesetzt. Aber angesichts permanent eingespielter Tonspuren, welche die Stücke mit Synthies auffüllen und teilweise schon Backing vocals enthalten, fehlt es mir doch an Authentizität. Schade eigentlich. So bleibt ein fahler Beigeschmack nach einem guten Auftritt.
„Mit meiner Freundin“, erzählt mir ein Konzertbesucher, „bin ich seit zwei Jahren zusammen. Als ich dann gesehen habe, dass Machine Head auf Tour kommen, habe ich für uns beide zum Jahrestag die Karten gekauft. Und sie hat sich tierisch gefreut!“ Das sind Zeichen der Liebe unter Metallern. Aber Machine Head funkelt ja auch mehr als ein Ring. Weniger im als durch das viele Scheinwerferlicht. Mussten BMTH noch mit zwölf Moving heads auskommen, sind es jetzt 40. Außerdem kommen 19 Stroboskope und ein Haufen Stage Blinder hinzu. Nicht dass es vorher wenig Licht gegeben hätte. Nicht zu vergessen die zwei kleinen und eine große Video-Projektionswand. Aber da ist nicht nur Technik. Die können auch was. Beeindruckend ist einmal mehr Rob Flynns Stimme, die zwischen vollem, warmem Klang bis zu satten Growls in die eine und einer astreinen Kopfstimme in die andere Richtung für Abwechslung sorgt. Gitarrist Alan Duce und Bassist Phil Demmel singen teilweise mit, einmal, bei „This Is the End“, bilden sie sogar einen Mini-Kanon.
„Metal”, sagt der 17-jährige Eric Bryan, von Sam Dunn interviewter Metal-Fan, “is something that I can always count on. Life is a rollercoaster. Sometimes things are good or bad. I mean whether you had a good day or a bad day the music is going to be there for you. That’s very important.“ Angesichts des Auftritts von Machine Head verblasst alles Schlechte an dem Tag ohnehin. 110 Minuten lang fegen die vier Thrash Metaller alles von den Beinen. Die Menge tobt schon vor dem ersten Song. Danach, auf die Frage: „Are you ready“, sieht man erhobene Arme bis wörtlich in die letzte Reihe an der Rückwand kurz unter der Decke. Eine Halle wie ein Mann. Es ist völlig gleich, ob er Fäuste, Mittelfinger oder die Mano cornuta sehen will. Sie machen alle mit. Die Leute stehen auf den Rängen und bangen oder springen, einer in der drittletzten Reihe spielt Luftschlagzeug, selbst der Einzelne in dem leeren Block hinten links klatscht frenetisch Beifall. Ob „Old“ oder „Locust“, im Innenraum gibt es ein Circle Pit nach dem anderen und Crowsurfing en masse. Das Publikum gibt alles.
„A lot“, sagt Metal-Fan Joe Bottiglieri zu Sam Dunn, „of the lyrics spoke to me on a personal level.” Gemeinsame Erfahrungen werden da geteilt – und beschworen, etwa wenn Rob Flynn über Heuschrecken spricht: „Locusts … they fly, they float, looking for the next harvest. They land, they devour everything in sight. Then they take of and leave you with the aftermath. Do you know people like that, Ludwigsburg?” Und natürlich kennen sie sie. Man hat etwas gemeinsames, nicht nur Erfahrung und den Metal, auch die Vorliebe für die Drinks. Klar, es ist Samstagabend. Keiner muss morgen aufstehen, auch die Band nicht. „Professional drinkers“, sieht Rob im Publikum – und ich auch. Leute, die immer ein Bier in der Hand haben. Einen hat er sich dabei besonders ausgeguckt. Dem spendiert der Kalifornier dann auch einen Drink von der Bühne runter. Und zwar auf die spektakulärste Weise, die ich je gesehen habe. Rob nimmt diesen halbvollen Becher mit irgendeiner dunklen Flüssigkeit und wirft ihn mit einer Drehung 20 Meter weit ins Publikum – ohne dass etwas raus läuft. Und der Typ links am Ausgang fängt den Becher tadellos. „Professional drinkers“, konstatiert Rob, „I love it.“ Das scheinen Sie wahrlich zu sein, alle beide – und viele andere hier. Gemeinsam.
„We“, sagt Rob Flynn in der Ansage zu „Darkness Within“, „were the outcasts. We didn’t fit in with the rest of them. And somehow the music did give us something to relate to. The Music reflected the way we felt – all the anger and pain. It told us that we were not alone.“ Das ist Metal.
Nun wie soll ich sagen ohne dem hier schreibenden weh tun zu wollen, aber das ganze Konzert war für mich ein absoluter Reinfall.
Beginnen wir mit dem Anfang. Wenn auf meiner Eintrittskarte nur die Zeit 18:30Uhr steht geh ich leider davon aus das dies der Zeitpunkt für den Einlass ist. Denkste wohl es war der Beginn des Disasters. So leider schon mal die erste Band verpasst, was ja dazu passt das Darkest Hour vor sehr leeren Rängen spielen mussten.
Dann kam Devildriver, die Band wegen der ich eigentlich nach Ludwigsburg gefahren bin. Habt ihr sie noch alle!!!! 35Minuten nur dieser Band zu zu schreiben und dann dies Krawallbubies von BMTH fast ne Stunde chaotisch da rumzappeln zu lassen!!! Für mich unverständlich. Womit ich da auch gleich auf das schlimmste des Abends kommen will. DER SOUND!!!! Der Tontechniker muss doch noch in der Ausbildung gewesen sein!!! Nicht nur das es ohne Gehörschutz unerträglich laut war(ich bin selbst Musiker ich weiß wovon ich rede) noch dazu war es ein absoluter Soundmatsch bei dem alle Gitarrenriffs eigentlich untergingen in einer unbeschreiblichen Drummorgie die da hingemischt wurde. Solis wurden zu spät hochgefahren und immer wieder hat der Gesang ausgesetzt. Wo war der TT als man ihn brauchte hat er seinen eigenen Mist nich mehr hören können den er da gemischt hat. Zu Machine Head will ich gar nix mehr sagen. SIe haben eine gute Vorstellung abgeliefert wie es die vorher beschriebenen Umstände zugelassen haben. Wenns Noten für das Konzert nach SChulregeln geben würde bekämen die Bands von mir ne 1 sie haben ordentliche Arbeit abgeliefert. Allerdings bekäme der TT von mir ne 6 und müßte in der Ecke stehen und sich die ganze Sheiße zur Strafe noch mal ohne Gehörschutz in voller Lautstärke anhören. Übrigens bei Devildriver lagen 109,4db an denn ich stand neben dem Mischpult was ja bekanntlich der beste Platz für den Sound ist und dene ihr Rechner hat gemessen(Auflage des TÜV)und konnte das einsehen. Aber guter Sound????? Fehlanzeige. Danke für 50€ zum Fenster raus!!!!!