MOGWAI, 04.11.2011, LKA Longhorn, Stuttgart

Mogwai, Lka Longhorn, 2011

Foto: Michael Weiß

„Strange Forces“ sind die Vorband von Mogwai, ein uns nicht bekanntes Trio, die derzeit laut der Myspace-Seite in Berlin residiert, ursprünglich aber aus Australien kommt. Eine EP der Band ist am Merch-Stand bereits ausverkauft, wie der Interessent schriftlich mitgeteilt bekommt. Das könnte ein Hinweis sein, dass die drei Jungs gar nicht schlecht ankommen. Mein erster Gedanke als es losgeht: Krautrock-Beat, schon mal sehr gut, die Gitarre sehr fuzzy, das ganze driftet auch schwer ins Psychedelische, die überwiegende Anzahl der Stücke sind ohne Gesang. Unser Fotograf nennt das Ganze in der Pause „Drogenmusik“, und recht hat er. Freunde obiger Styles sollten ein Auge auf die Band haben.

Mogwai, Lka Longhorn, 2011

Foto: Michael Weiß

Mogwai sind eine Band aus Glasgow, Schottland, was natürlich den meisten Anwesenden bekannt ist, aber Stuart Braithwaite lässt es uns trotzdem wissen. Sie sind eine Band, die überdurchschnittlich viel richtig, und das richtig gut macht. Sie haben super Titel für zahlreichen und durch die Bank guten Alben, das aktuell betourte Album hört auf „Hardcore will never die, but you will.“ Andere Beispiele: „Come On Die Young“ oder „Rock Action“. Gleiches gilt für die einzelnen Titel. Zum aktuellen Album kann noch kurz angemerkt werden, dass es im Vergleich zu den Vorgängern, ein wenig mehr in eine andere Richtung geht, abwechslungsreicher. Sehr zu empfehlen, auch als Einsteigeralbum.

Das Artwork ist meistens auch sehr gelungen, Merch auch gerne toll, wie z.B. der heftige Blur-Bash, das T-Shirt mit der Aufschrift „blur: are shite.“ Keine Frage, im Direktvergleich mit Mogwai bleiben oder blieben Blur zweiter Sieger. Das aktuelle Mogwai-Logo, das Bassdrum, und diverse Merch-Artikel ziert ein Totenkopf mit Schwingen, stammt nicht aus der Feder der Band oder eines guten Grafikers, nein, dieses Symbol ist schon sehr alt, und zu finden auf alten Grabsteinen in New England, und vermutlich auch in Schottland, und symbolisiert die Seele, die sich über den Tod hinweg hebt.

Eingefleischte Fans können sicher abnicken, wenn ich sage: „mogwai: are the best“. Denn als Sahnehäubchen kommt noch dazu, dass sie eine legendär gute Live-Band sind, und das bestätigt sich heute. Und wie. Sechs Typen finden sich zum Start auf der Bühne ein, sogar einen Geiger haben sie im Boot, die nicht gerade kleine Bühne ist ziemlich ausgefüllt mit Zeug zum Musikmachen, im Hintergrund kommt eine große Leinwand zum Einsatz, auf der Filmchen laufen, die vielleicht die einzige Schwachstelle der Show sind, die könnten wirklich besser sein. Wettgemacht wird das aber durch die exzellente Song-Auswahl, es kommt viel vom aktuellen, auch schwer krautrockigen Album, und von den anderen Platten kommt das was der Fan hören will. Gute 10 Jahre ist es übrigens her, dass Landsleute von Mogwai, nämlich Primal Scream, mit „Exterminator“ auch ein vom Krautrock beeinflusstes Album, veröffentlicht haben. Leute hört (mehr) Krautrock!

Los geht es mit dem ersten Stück der „Hardcore„, „White Noise“. Man kann sich eigentlich Zusätze wie „super“, „grandios“ oder „packend“ zu den Stücken sparen, denn das sind sie so ziemlich alle. Aber irgendwas muss man ja hinzufügen, also „White Noise“, ein sehr gelungenes Intro. Ein Fan-Favorit namens „I’m Jim Morrison, I’m Dead“ kommt recht früh im Programm, da sind wir wieder bei den guten Titeln. Der Track, der auch vom sehr schönen Klavierpart lebt, ist einfach unglaublich gut. Laut sind sie, richtig laut, dabei geht das Klavier ein wenig unter. Könnte aber auch an meinem dilettantischem Gehörschutz liegen. Ein weiteres, neues Stück, eine Singleauskopplung, namens „San Pedro“ wird präsentiert, ich hatte schwer gehofft, dass sie es nicht auslassen, eine waschechte (Kraut)-Rocknummer, schnell für ihre Verhältnisse, mit 3 Wänden aus Gitarre (die dritte schiebt sich erst nach ca. einer halben Minute ins Bild), was soll man sagen, wer es jetzt nicht spürt, der spürt Mogwai nicht. Großartig. „Auto Rock“, ein Stück wie gemacht für Soundtracks, und ich bin mir sicher es schon mehrfach in Filmen gehört zu haben, eigentlich ein Intro/Outro-Stück wird auch gespielt, was mich natürlich sehr angenehm überrascht.

Es ist die Mischung aus Gitarrenwänden, aus Krach, aus „White Noise“, und den fragilen Klavier-Parts, wie in „Auto Rock“, die die Magie von Mogwai ausmachen. Wenn Stimme eingesetzt wird, wie beim Folgenden „Mexican Gran Prix“, dann auch zart oder verfremdet. Zugabe gibt es auch, die in einer Lärmorgie endet, ein Großteil der Band steht schon oben am Balkon und schaut sich das Ende der eigenen Show aus der Zuschauerperspektive an. Ein großartiges Konzert.

Mogwai, Lka Longhorn, 2011

Foto: Michael Weiß

Mogwai

Strange Forces

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