THE POGUES, 05.07.2011, Freilichtbühne Killesberg, Stuttgart
Schon im gelben Blitz den Berg hinauf kann man sehen, wer heute hier spielen wird. Es wird Guinnes aus der Dose getrunken, der eine oder die andere hat brav das Bandshirt angezogen, die anderen tragen Grün oder was mit dem Totenkopf dieser norddeutschen Klamottenmarke. Der Rest ist in praktisches Räuberzivil gewandet. Ganz stilecht fällt eine Truppe aus Mühlheim auf. Das dreckige Dutzend hat sich wohl im letzten Fasching den Fluch der Karibik zum Motto genommen und trägt die Gewänder heut wieder auf. Schaut lustig aus und die haben Spaß.
Mit einem kalten Bier im Pfandbecher setze ich mich an die Seite und harre der Dinge die da kommen werden. Als wir mitbekommen, dass die Band im Backstagebereich eincheckt kommt im weiten Rund Stimmung auf. Shane MacGowan konzentriert sich hinter seiner Sonnenbrille und schafft den Abstieg mühelos. „Wasser ist zum Waschen da.“ Dass der Mann eher selten Tee trinkt, ist Allgemeinwissen und dafür wird er ja auch schliesslich geliebt. Zwanzig Minuten später betritt die Band die Bühne und legt los. Die sieben Herren sind famos aufeinander eingespielt und bieten Folk-Punk vom Feinsten und das genau ist es was alle hier wollen. Innovation ist woanders, hier gibt’s Popgeschichte. Shane hat ein nettes Bistrotischchen neben dem Mikro, da stellt er seine zwei Gin Tonics ab und nach einer unverständlichen Ansage singt er wacker mit. Das geht gut und obwohl er nach jedem Song nachlädt wird sein Gesang nicht schlechter, im Gegenteil. Eigentlich hält er sich nur durch Singen und Rauchen vom Trinken ab. Natürlich hat das Leben äußerlich seine Spuren hinterlassen, ein bisschen zugelegt hat er auch, aber insgesamt ist er mit seinen 54 Jahren halbwegs gut in Schuss. Frau Winehouse sollte den Mann mal anrufen und sich Nachhilfe im Drogenmissbrauchen geben lassen, hier macht das jemand richtig.
Zweimal verschwindet der Chef. Einmal übernimmt der Flötenspieler das Singen, beim zweiten Mal steht ein Instrumentalstück auf der Playlist und da hat der Sänger gattungsgemäß Pause und Zeit für sein heisses Wasser mit einem Schuss Milch hinter der Bühne. Ich bin jetzt keiner, der alle Poguesplatten auswendig kennt, aber die wichtigen Sachen spielen die Jungs: Waltzing, Mathilda, Sunny side of the street, A rainy night in Soho undsoweiter alles dabei Dirty old town natürlich auch. Das Publikum ist sehr angetan, vor der der Bühne wird engstehend gehüpft und gehopft, weiter hinten sieht man den einen oder anderen schwäbischen Michael Flatley mit den Füßen wedeln, alle haben Spaß bei diesem großen Kindergeburtstag vom Altpunkt, zum Irlandreisenden und der Rockabilly in Zivil mit dem Sohnemann im Grundschulalter auf der Schulter ebenso. Nach einer Stunde verschwindet die Band das erste Mal hinter der Bühne, lässt sich aber noch für zwei Zugabenblöcke wieder auf die Bühne locken.
Grandioses Finale und letzter Song ist „Fiesta“ das Lied vom Dorffest in Almeria mit Brandy, Corona, leichten Damen, Makkaroni, crazy Gringos und Eingeborenen mit mächtigen Cochones, halt eine Riesensause mit allem, was das Herz begehrt. Die Truppe gibt nochmal gewaltig Gas und Shane und der Flötist hauen sich mit Pizzablechen auf die Köpfe, dass es beim Zuschauen schon arg weh tut, aber hübsch klingt. Als sie danach als Sieger abrauschen trifft genau das ein, was hinten unten auf dem diesjährige käuflichzu erwerbenden Tourleibchen geschrieben steht:
When the band finished playing
They howled out for more
ist das auf dem letzten Bild Louis van Gaal?
Knapp daneben. Aber der feierlustige Geselle war kurz davor, sich ins Ausseits zu schießen.
Es war der kleine Bruder von Zachi Noy. Sieht man doch Buben!
Wow – tolle Fotos, tolle Typen. Inzwischen sehen die Pogues aus – bis auf die Bärte – wie früher die Dubliners! Oh Gott, wie sehen denn dann jetzt die Dubliners aus? Das solltet Ihr beiden am 3.11. im Theaterhaus rausfinden!
Respekt, super Fotos!